31.12.2014 (1st)

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Mikayla

     
Heftig zuckte ich zusammen, als ich zu dem Kalender an unserer Pinnwand schielte, welcher an dem Schrank neben der Speisekammer hing, in der ich mir gerade Müsli für mein Frühstück holen wollte. Heute.. war der 31. Dezember. Der letzte Tag des Jahres 2014. Wobei ich mich noch ziemlich gut an den 1. Januar erinnern konnte.. Meine Güte, war dieses Jahr schnell vergangen. Mir kam es eher wie ein halbes vor. Ein halbes Jahr, in dem unsagbar viel passiert war. Ein Pärchen hatte sich gefunden, wir hatten die Cousine eines Freundes kennengelernt, eine Freundin musste wegen eines Suchtproblems in die Entzugsklinik, neue Leute kamen dazu.., diverse Streits brachen aus, wobei sich darauf auch wieder vertragen wurde. Bei den Meisten zumindest. Aber hören wir doch auf da noch weiter ins Detail zu gehen.. Das würde schließlich viel zu lange dauern. Wichtig war doch, dass man die Gegenwart genoss und sich auf das freute, was kam. Dass die vergangene Zeit in Erinnerung blieb. Okay, nicht so tolle Momente vielleicht nicht, aber dafür die Schönen umso mehr. Am besten ein Leben lang. Und wenn man sich nicht mit dem was noch kommen mag auseinander setzen wollte, oder sogar unter Zukunftsängsten litt, konzentrierte man sich einfach auf die gegenwärtige Situation. So wie es unsere Familie in den letzten Tagen gemacht hatte.

Wie vielleicht noch bekannt ist, war Max' Bruder vor noch nicht all zu langer Zeit bei uns. Hatte mit uns gemeinsam über seine Eltern geredet und darüber, dass das nicht so weiter gehen konnte. Hatte beschlossen am nächsten Tag zu ihnen zu fahren und zu reden, was zur Folge hatte, dass er bei uns mit Max im Gästezimmer geschlafen hatte. Am nächsten Tag hatte er sein „Versprechen" - mehr oder weniger - erfüllt und war zu Max' und seinen Eltern gefahren. Dort hatte er ihnen eine Ansage gemacht, gesagt, dass das so nicht ging und sie sich gefälligst bei einer Paartherapie anmelden sollten. Darauf ist er in Max' Zimmer gestürmt, hatte Klamotten und noch ein paar andere, persönliche Gegenstände mitgenommen und ist abgehauen. Max hatte er zu sich, als zweite erziehungsberechtigte Person sozusagen, mit in die Speicherstadt genommen. Die Eltern hatten sich letztendlich, laut Florians Aussage nach einem Gespräch mit seiner Mutter, tatsächlich bei einer Paartherapie angemeldet. Ach ja, und David war gestern ebenfalls gegangen und zwar zu sich nach Hause. Er würde heute Abend mit seiner Mum wieder kommen.

Das war's. Mehr wusste ich noch nicht.

Als ich gerade gemütlich am Esstisch saß und mein Müsli verzehren wollte, hörte ich plötzlich Dad's Stimme draußen auf dem Flur. Offensichtlich telefonierte er mit jemandem.

"Nein, nein das ist in Ordnung. Wir kümmern uns schon drum.", sagte er, als er mit dem Telefon am Ohr in die Küche kam und ich ihn sehen konnte. Richtig gut sah er aus mit den verwuschelten Haaren, die in alle Richtungen standen, dem unrasierten Gesicht und dem ausgeleierten, alten Schlafanzug mit dem langen Morgenmantel darüber. Ich musste grinsen. Dad liebte es an freien Tagen frühmorgens noch so lange wie möglich in Schlafsachen rumzulaufen. Ganz anders wie ich. Ich zog mich lieber gleich nach dem Aufstehen um, als noch stundenlang im Schlafanzug zu bleiben.

"Alles klar. Dann bis heute Abend. Wir freuen uns." Mit diesen Worten legte er auf und kam zu mir ins Esszimmer. "Guten Morgen, Kleines. Lass es dir schmecken.", begrüßte er mich und wuschelte mir mit einer Hand durch's Haar. "Danke, Dad. Und dir auch einen guten Morgen.", erwiderte ich, nachdem ich hinuntergeschluckt hatte. "Das eben war übrigens Florian. Er und Max kommen heute Abend zu uns, um Silvester mitzufeiern.", erklärte er, bevor ich fragen konnte. Ich lächelte. "Das ist toll.", meinte ich, während ich aufstand um meine Schüssel in die Spülmaschine zu stellen. Dad folgte mir. "Ja, auf jeden Fall. Austin und Justin mit deren Eltern kommen übrigens auch. Sie haben uns gefragt, da sie Silvester nicht ganz alleine verbringen wollten, da Hofers ja in Bayern sind. So wird es zwar ein bisschen voll, aber das kriegen wir hin." Ich schmunzelte. "Da wird sich Cecilia aber freuen." Dad lachte. "Ja, das glaube ich auch."

Aus dem Leben eines Mädchens..~♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt