14.11.2012

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Mikayla

 
Als ich das Haus verließ, war der Himmel leicht grau. Es wurde von Tag zu Tag kälter. Auch heute war es verdammt kalt draußen. Es war sogar so kalt, dass ich mir immer wieder zitternd die kalten Hände reiben musste, und mich dafür verfluchen könnte, dass ich keine Handschuhe angezogen, geschweige dem welche mit genommen habe. Es war durchaus möglich, dass bald Schnee fiel. Nun war es 7:53 und David und ich gingen schweigend nebeneinander her. Wir waren auf dem Weg zur Schule. Wie üblich. Nach einer Weile bin ich die jenige, die das Schweigen brach, indem ich einen extrem tiefen Seufzer los ließ. "Alles okay?", fragte mich David dann und sah mich besorgt an. "Ja, ja! Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen.", antwortete ich hastig. "Sicher?", hakte er noch einmal nach, und klang so, als ob er es längst wusste. "Ja, sicher. Wenn ich wirklich was habe sag ich's dir okay?", erwiderte ich, und es klang wütender und schärfer, als ich eigentlich wollte. "Ja, okay. Tut mir leid, dass ich gefragt habe.", murmelte er beleidigt. Na toll jetzt ist er sauer auf mich!, dachte ich und seufzte erneut, diesmal nicht so tief, während wir in die Schule reingingen.

Der Unterricht war mal wieder total langweilig. Meine Lehrerin hat mal wieder beschlossen zwei Stunden Mathe, obwohl wir heute nur eine Stunde hätten, zu machen. Wie ich sowas hasste! Mathe war mal absolutes Hassfach. Der Unterricht verlief außerdem auch ziemlich ruhig, außer auf die Tatsache, dass Bella in der 3. Stunde einmal den Clown spielte. Das hieß, dass sie sich geisteskrank verhielt und hin und wieder hirnrissige, seltsame und witzige Bemerkungen zum Besten gab, bei denen wir alle lachten mussten.

Als die Schule dann endlich zu Ende war, gingen Bella und ich, gefolgt von Tess, erleichtert aus dem Klassenzimmer, in den Flur hinaus. "Weißt du, ich hielt es in der 3. Stunde einfach nicht mehr aus. Dass alle so ruhig, gelangweilt und bedrückt im Klassenzimmer herum gestarrt haben. Da musste ich das einfach machen!", erklärte Bella schließlich grinsend. "Das war auch mega cool von dir. Du hast uns allen den Schultag gerettet!", schaltete Tess sich ein und lächelte. "Und wie!", strahlte ich und nahm meine beste Freundin in den Arm. "Ach, keine Ursache.", winkte Bella ab und erwiderte meine Umarmung. Als wir uns voneinander gelöst hatten, sagte sie: "Wie gesagt, ich musste einfach was tun. Und ich hab es gern gemacht." "Nächstes Mal mache ich mit!", verkündete Tess lachend. "Ich auch!", stimmte ich zu und lachte ebenfalls. Nun fiel auch Bella in das Lachen mit ein und so lachten wir gemeinsam noch bis zum Ende des Flurs. Danach verabschiedeten wir uns voneinander und gingen anschließend getrennte Wege, bis zum Ausgang.

Vor der Schule traf ich auf David. "Hey!", begrüßte ich ihn strahlend, als ich zu ihm hin gegangen war. Ohne zu zögern nahm ich ihn in die Arme. "Hey.", erwiderte er nun, irgendwie erleichtert, und lächelte mich an. "Wie geht's dir?", wollte ich wissen und musterte ihn neugierig. "Ich denke gut, dir?", antwortete er und sah mir nun direkt ins Gesicht. "Auch gut!", erwiderte ich und strahlte erneut. "Freut mich!", sagte er und diesmal war es er der mich in seine Arme zog und mir sogar einen Kuss auf den Mund drückte. Ich wurde unwillkürlich rot und als wir uns voneinander lösten, schaute ich sofort zu Boden damit er es nicht sehen konnte. "Alles ok?", fragte er, nur diesmal nicht besorgt sondern mit einem Lachen in der Stimme. "Ja!", erwiderte ich, hob schlagartig den Kopf, sah in seine Augen und lächelte ihn an. "Dann ist ja gut.", sagte er, lächelte wieder und nahm meine Hand. "Komm, lass uns von hier verschwinden.", ergänzte er, sah sich um und schüttelte sich spielerisch. "Klar!", antwortete ich und lachte. Er lachte ebenfalls, und so verließen wir das Schulgebäude und machten uns auf den Weg nach Hause.

Als ich zu Hause war und mir Schuhe und Jacke abgestreift hatte, ging ich erstmal in die Küche um meine Mum zu begrüßen. "Hey, na Süße wie wars in der Schule?", begrüßte sie mich mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange. "Ach.. eigentlich ganz okay.", antwortete ich so beiläufig wie es ging. "Freut mich. Es gibt heute Nudelauflauf mit Salat, ist das ok?", erwiderte Mum und sah mich fragend an. "Ja klar! Du ähm.. Mum? David wird in ungefähr einer Stunde zu uns kommen. Ist das in Ordnung?", fragte ich sie nun und sah hoffnungsvoll in ihre Richtung. "Ja natürlich Schatz. David ist bei uns immer willkommen, das weißt du doch.", verkündete sie und lächelte. Erleichterung durchströmte mich. "Yeah, danke!", schrie ich und umarmte sie. "Kein Problem.", erwiderte sie lachend und strich mir über den Kopf. "Könntest du ins Wohnzimmer gehen und denen die dort sind sagen, dass das Essen bald fertig ist? Die schauen sich da grad irgendeinen Film an. Frag mich nicht welchen.", bat sie mich nun und verdrehte die Augen. "Klar!", rief ich sofort und machte mich auf zum Wohnzimmer. Als ich die Tür aufstieß und ins Wohnzimmer trat, sah ich Amanda, Tina, Isabell, Patricia und Lucy auf der Couch sitzen, und so wie es aussah, sahen sie sich gerade einen kitschigen Liebesfilm an. Bei der Szene, bei der das Mädchen und der Junge sich innig und wild zu küssen anfingen, schaute ich peinlich berührt weg und richtete meinen Blick wieder auf die Couch. "Ähm.. das Essen ist gleich fertig! Sollte ich euch von Mum ausrichten.", sagte ich nun. Tina war die einzige die mich zu bemerken schien und mir einen freundlich lächelnden Blick zu warf. "Alles klar. Wir kommen gleich.", versicherte sie mir. Ich nickte zufrieden und schlenderte vom Wohnzimmer wieder in die Küche.

Nach fünf Minuten war das Essen dann fertig und so setzten wir uns alle auf unsere Plätze und begannen zu essen. Schade, dass Dad nicht da war um mit uns zu essen. Er musste nämlich arbeiten. Er arbeitete am Flughafen mitten in Hamburg. Er musste dort sehr viel englisch sprechen, weil dort ja viele verschiedene Menschen aus aller Welt hinkamen, entweder von Hamburg aus zu verreisen, oder in Hamburg Urlaub zu machen. Aber er war in England geboren, also hatte er mit der Sprache keinerlei Probleme. Er ist im Alter von 6 Jahren nach Deutschland gekommen und konnte von daher perfekt deutsch. Ich mochte ihn sehr gerne und habe ihn überalles lieb. Meine Mum genauso. Mir sind meine Eltern insgeheim beide ziemlich wichtig und ich will sie niemals auf gar keinen Umständen jemals verlieren! Der Nudelauflauf und der Salat waren sehr lecker und ich lobte meine Mum, dass sie so gut gekocht hatte. Alle anderen stimmten mir zu. "Danke, Danke ihr Lieben! Freut mich sehr, dass es euch schmeckt", bedankte sich Mum bei uns und lächelte glücklich.

Nach etwa einer Stunde klingelte es an der Haustür. "Ich geh schon!", rief ich, sprintete zur Tür und riss sie auf. Davor stand wie erwartet David. "Hey!", begrüßte er mich freundlich und lächelte. "Hey.", erwiderte ich und lächelte ebenfalls. Und schon zog mich David an sich. Ich erwiderte die Umarmung und ließ ihn rein. Als er drinnen war zog ich die Tür zu und er streifte sich Jacke und Schuhe ab. So.. gehen wir in mein Zimmer?", fragte ich ihn. "Klar.", antwortete er grinsend. So machten wir uns an die Treppen, auf den Weg in mein Zimmer. Als wir im 3. Stockwerk ankamen, indem mein Zimmer war, begegneten wir Cecilia, die David freundlich begrüßte, und dieser diese erwiderte. In meinem Zimmer angekommen, unterhielten wir uns über alles mögliche, machten Quatsch und lachten, ebenfalls über alles mögliche, bis plötzlich mein Handy klingelte. Verwirrt runzelte ich die Stirn als ich sah, dass ich die Nummer nicht kannte. "Wer ist es?", fragte David nun, und versuchte auf mein Handy zu spähen. "Keine Ahnung. Ich kenn die Nummer nicht.", antwortete ich. "Ich geh ins Bad okay? Dort kann ich ungestört telefonieren und herausfinden wer es ist.", sagte ich und zog die Tür auf. "Klar.", erwiderte David geistesabwesend und nickte. So ging ich ins Bad. Dort angekommen, zog ich die Tür vorsichtig zu und nahm ab. "Hallo? Wer ist da?", fragte ich in den Hörer hinein. "Mikayla? Hey, hier ist Austin.", antwortete die Stimme. Mir blieb fast das Herz stehen. "Austin?! Wie.. woher hast du meine Nummer?", fragte ich fassungslos. "Das.. das ist doch jetzt egal! Ich muss mit dir reden. Es gibt um Brett.", antwortete er gereizt. "O-Okay... W-was ist mit ihm?", brachte ich mühsam heraus, immer noch total fassungslos und erstaunt. "Er ist der einzige aus diesem, du weißt schon.. der dich hasst. Er hat Justin und mich gezwungen da mit zu machen, weil er sonst keinen hat. Wir kennen Brett schon länger, wir sind mit ihm nach Hamburg, also hier her gezogen.", erzählte Austin nun. Ich fühlte mich als würden gleich meine Knie nachgeben, weshalb ich beschloss mich auf's Klo zu setzen. "Und woher kommt ihr?", fragte ich, als ich saß. "Aus Bayern. Naja eigentlich kommt nur Brett aus Bayern, Justin und ich sind dort von Hannover hergezogen. Du musst wissen, wir sind Cousins.", erwiderte er nun. "Verstehe.", nickte ich langsam und spürte, wie mein Kopf schwer wurde. "Justin und ich hassen dich wie gesagt garnicht, sondern nur Brett. Was ich sagen will ist, dass wir immer wieder versucht haben, Brett zur Vernunft zu bringen. Erfolglos. Dieser Junge ist einfach viel zu stur. Es folgte Streit und er brüllte uns immer wieder an. Und ich hab angerufen, weil ich mich aufrichtig für das wie Brett zu dir ist, entschuldigen wollte.", sprudelte es nun aus ihm heraus und ich hörte wie er Luft holte. Ich war vollkommem baff. Und sprachlos. "Das.. das ist schon okay Austin! Ihr bzw du könnt ja nichts dafür.", erwiderte ich nun. "Danke Mikayla. Wir werden auf jeden Fall versuchen ein vernüftiges Gespräch mit ihm zu führen. Wir kennen ihn ja jetzt schon einige Jahre, da wissen wir inzwischen wie er so tickt.", versicherte mir Austin. "Das.. ist echt nett von euch, danke. Aber das müsst ihr nicht unbedingt machen!", bedankte ich mich bei ihm und schlug gleichzeitig sein Angebot aus. "Werden wir aber. Ich muss auflegen. Mach's gut Mikayla.", und mit diesen Worten legte er auf. Immernoch fassungslos stand ich wie benommen auf. Geistesabwesend ging ich zur Tür ließ ich mich an dieser hinunter gleiten, bis ich schließlich den Boden erreichte und mich hinsetzte. Ich achtete garnicht auf David, der vor der Tür aufgetaucht war und nun unverwand an die Tür klopfte. "Mikayla, geht's dir gut? Wer war am Telefon? Hallo?", rief er immer wieder, doch ich antwortete nicht.

Aus dem Leben eines Mädchens..~♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt