Kapitel 1: Die ersten Dimensionswechsel (Teil 6)

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Natürlich entdecken ihre eislauen Augen mich nahezu sofort. Sie kommt her und fragt: "Yuya? Bist du das?" Sie sieht recht wütend aus. Vermutlich sogar zurecht..... Schließlich waren wir jahrelang die gute Freunde bis ich vor vier Jahren spurlos aus dieser Stadt verschwunden bin.

Mist! Sie dürfte vermutlich sogar sehr wütend sein.


Ich atme tief durch und sage leise: "Ja..."

Sie steht direkt hinter mir. "Wieso bist du verschwunden?" Ihrer Stimme nach scheint sie recht ruhig zu sein, doch ich spüre ihre Anspannung hinter mir und rieche ihre Wut.

"Euer Computer ist in Ordnung", sage ich zu dem Professor, der mich hierher gebracht hat, und während ich meinen Laptop einpacke, sage ich zu Aisu: "Du würdest es nicht verstehen."

Ich drehe mich um und sie schaut mich mit wütenden Augen an. "Woher willst du das wisssen?"

"Glaub mir. Du willst es nicht wissen und du würdest es auch nicht verstehen", mit diesen Worten gehe ich an ihr vorbei und verlasse sowohl den Raum als auch den Campus. Es fällt mir schwer sie einfach so stehen zu lassen, doch es ist notwendig.

Ich gehe direkt in das Restaurant von mir und Julio. Wir führen asiatisches Essen, da wir beide lange Zeit in Japan lebten. Meine Ausbildung bei den Schatten fand dort statt. Ich arbeite den ganzen restlichen Tag hier, koche, kellner und liefer Essen aus. Es hilft jedoch nicht um mich abzulenken.

Auch schlafen tue ich unruhig. Na ja was solls. Auch die nächsten zwei Tage vergehen in Arbeit und unruhigem Schlaf.

Donnerstag in der Früh nehme ich meinen Bo, einen Kampfstab, und gehe durch den Wald hinter meinem Haus bis zu einer Klippe. Auf dieser Klippe steht auch noch eine kleine Hütte von mir und mehrere Übungspuppen. Mit eben diesen trainiere ich Tritte, Schläge, einige Kombos und anschließend übe ich auch noch einiges mit dem Bo.

Zum Sonnenuntergang stelle ich mich an den Rand der Klippe, springe weit nach vorne und erst kurz vor der Wasseroberfläche breite ich meine Flügel aus. Ja, Flügel. Flügel so schwarz wie die Schatten der Nacht mit einigen smaragdgrünen Federn drinnen. Sie wachsen mir direkt aus dem Rücken, doch ich kann sie mithilfe von Energie verstecken. Es ist allerdings viel angenehmer sie auszubreiten und loszufliegen. Besonders zum Sonnenauf- bzw. Untergang ist es besonders schön. Es beruhigt mich durch die Luft zu gleiten. Es ist für mich fast so wie Medition.

Genauso verbringe ich auch die nachsten Tage: Arbeit im Restaurant, Training auf der Klippe und anschließend ein kleiner Flug zum Ausruhen.


Samstag nachmittag bin ich wieder auf der Klippe, diesmal ohne Waffen - wenn man von den standardmäßigen sieben Dolchen an meinem Gürtel mal absieht. Irgendwie habe ich das Gefühl beobachtet zu werden, doch da ich keinen Werwolf - somit (vermutlich) niemand feindlich gesinnten - rieche, trainiere ich einfach weiter.

Kurz vor Sonnenuntergang höre ich ein Rascheln und Knacken aus dem Wald. Ich drehe mich um und stehe nun mit dem Rücken zum Klippenrand und schaue zum Wald.

Von der rechten Seite her kommen etwa 10 Männer mit den verschiedensten Schwertern in den Händen. Ihrem Geruch nach sind es Werwölfe - da war ich die letzten Stunden wohl ein wenig unaufmerksam. Mist, nicht die auch noch. Ich dachte das wäre geklärt. Genau in dem Moment höre und rieche ich etwas aus dem linken Teil. Das wird ja immer besser...

Ich verdrehe die Augen und sage genervt: "Wie oft noch? Ja, ich war das mit eurem Alpha. Nein, es war bloß ein Auftrag und nichts persönliches. Und, verdammt. Ihr solltet langsam verstanden haben, dass ihr mich NICHT getötet bekommt." Den Alpha ihres Rudels habe ich vor etwas mehr als vier Jahren in Form eines Auftrags getötet. Nur leider fand sein Rudel das nicht ganz so toll und versucht mich seitdem ebenfalls umzubringen. Dies war der Grund weshalb ich damals aus Los Angeles verschwunden bin.

Keiner antwortet, stattdessen greifen sie an. Ich ziehe zwei Dolche aus meinem Gürtel und stelle mich ihnen. Keine Minute und drei Werwölfe später rennt einer in Richtung der linken Seite des Waldes, einen breiten Zweihänder in der Hand.

Verdammt! Ich weiß worauf er aus ist. Wenn er es schon nicht schafft mich körperlich zu verletzen, will er wenigstens meinen Kampfgeist schwächen. Meinen einen Dolch werfe ich auf einen meiner Gegner und laufe so schnell ich kann dem Werwolf hinterher. Ich überhole ihn gerade so und schaffe es mit meinem Dolch sein Schwert so weit ab zu lenken, dass Aisu, die dort zwischen den Büschen hockt, nicht getroffen wird. Doch mich streift es etwas an der linken Seite - für einen Werwolf jedoch keine ernst zu nehmende Gefahr.

"Wo-woher wusstest du, dass ich hier bin? Was ist hier los?", fragt Aisu geschockt - und auch ängstlich.

Trotz der Situation muss ich lächeln. "Ich habe deinen Herzschlag, sowie deinen Atem gehört und deine Angst gerochen. Gib mir ne Minute dann erkläre ich es dir." Was anderes bleibt mir ja wohl kaum übrig.

Ich schlage mit meiner Automail sein Schwert zur Seite, ziehe ihm den Dolch über die Brust und schlage ihn anschließend mit meiner metallernen Hand KO. Weiter geht's.

Ich ziehe den Dolch aus dem bewegungsunfähigen Werwolf und vertreibe die anderen Werwolfe durch einen tödlichen Tanz der Klingen. Hach, das macht Spaß!

Sobald alle Werwölfe verschwunden sind, kommt Aisu aus dem Schatten der Bäume. Ich wische das Blut von meinen Klingen an meiner Hose ab und stecke sie in ihre Scheiden zurück.

Ich atme sehr tief ein und aus. Jetzt muss ich mich noch mit Aisu auseinandersetzen und das macht mir mehr Angst als die ganzen Werwölfe mit ihren Waffen. Na ja, das waren auch die schwächeren aus dem Rudel.

Ich richte meine Gedanken auf Aisu und hoffe, dass sie eine bestimmte Frage nicht stellen wird.

"Wer bist du?", fragt sie. Mir stockt der Atem. Vor genau dieser Frage hatte ich mich gefürchtet.


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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt