Kapitel 6: Trautes Heim - Glück allein? (Teil 5)

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Dem folgend geht Aisu in ihr Zimmer nebenan, wir machen das Licht aus und legen uns hin.
Nach wenigen Minuten fragt mich Julio: "Yuya.... Wieso sind wir auf dem Weg zur Drachenburg?"

War ja klar, dass er das bemerkt. Ich atme einmal tief durch.
"Nun ja... Wir sind auf dem Weg zu mir nach Hause.... und ich komme von der Drachenburg...."

Er schaut mich komisch an, doch ich drehe mich zur Seite und versuche einzuschlafen.
Kurz bevor ich in einen tiefen Schlaf falle höre ich noch Julios amüsierte Stimme: "Ich wollte schon immer mal zur Drachenburg."


Gegen Mittag des nächsten Tages, erblicken wir endlich unser Ziel - Drachenburg. Es ist eine recht große Stadt, die direkt an eine eindrucksvolle Burg angrenzt. Wir kommen vom Südosten und die Klippe, auf der Burg und Stadt stehen, grenzt im Nordwesten ans Meer. Im Westen Richtung Süden wird die Klippe immer flacher und endet dann in einem Hafen, an dem auch einige Schiffe aus fremden Ländern vor Anker liegen. Noch südicher liegt eine geschützte Bucht, in der die Kinder aus der Stadt das Schwimmen lernen. Im Norden und Osten der Stadt erstreckt sich ein großer Wald und zwischen uns und der Stadt liegt eine große Wiese.

Wir ziehen unsere Kapuzen noch tiefer ins Gesicht und reiten schweigend weiter. Bevor wir in die Stadt reiten, sage ich noch zu den Beiden: "Behaltet bitte eure Kapuzen auf, bis ich etwas anderes sagen und überlasst mir das Reden. Sobald wir wieder für uns sind, werde ich euch alles erklären, also fragt vorher bitte nicht nach."

Die beiden schauen mich fragend an, nicken jedoch um mir zu zeigen, dass sie sich daran halten werden.
Die Zähne knirschend reite ich ihnen voran durch die Stadt - auf direktem Wege zur Burg, die etwas hinter der Stadt liegt.

Die Personen, die ich suche, rieche ich auf einem Übungsplatz vor dem Schloss. Das macht es um einiges einfacher, da alle versammelt sind und ich nicht erst in die Burg hinein muss.

Mit einem letzten Seufzer reite ich langsam vorraus auf den Platz.
Ich sehe sie alle hier. Mein Bruder Durcerion ist groß geworden - als ich ihn das letzte mal gesehen habe war er ja auch erst acht. Er ist jedoch immer noch nicht der größte und seine braunen Haare sind noch etwas kürzer, als damals. Unsere kleine Schwester Mila hat lange Haare in der selben Farbe - jetzt müsste sie vierzehn sein, ist allerdings immer noch ziemlich klein und zierlich. Sie sitzt am Rand des Platzes und unterhällt sich mit Lucian, der mir die Brieftaube geschickt hat. Er ist ein paar Monate jünger als ich und kann seit dem Krieg nicht mehr laufen, weshalb er in einem selbst entworfenen Rollstuhl sitzt. Er kann nur noch als Berater arbeiten und das auch nur weil er ein Luftnutzer ist und fliegen kann. Ich fühle mich kurz schuldig, vertreibe dann jedoch den Gedanken und schaue mich weiter um.
Fallatas - der drei Jahre älter als ich und (leider) auch mein Bruder ist - bestreitet gerade einen Übungskampf gegen einen Veteranen und unser Vater schaut ihm dabei zu. Bei Fallatas Anblick muss ich schnauben - wir haben uns noch nie verstanden. Weiterhin hat er als einziger das strohblonde Haar des Vaters geerbt.

Sobald sie unsere kleine Gruppe erblicken, halten alle ein und starren uns an. Wir wirken schließlich schon ziemlich verdächtig...

Ich steige ab und gehe anschließend ein paar Schritte auf die Gruppe zu - Julio und Aisu tun es mir gleich, bleiben allerdings bei den Pferden stehen.

"Wer seid ihr und was wollt ihr hier?", fragt der schwarzhaarige Veteran Miro verständlicherweise misstrauisch - schließlich könnte man uns auch für Räuber oder Assasinen hälten - wobei letzteres theoretisch sogar auf mich zutrifft. Heute bin ich jedoch nicht deshalb hier... Mit Miro hatte ich mich auch noch nie so recht vertragen. Feuer und Erde halt.

Ich gehe einfach weiter auf sie zu und sage nur leise: "Ich wurde her gerufen..."
Lucian scheint mittlerweile ein Licht aufzugehen, doch er hält - zum Glück - den Mund.
"Noch einen Schritt weiter und wir müssen dich angreifen", warnt mich einer aus der Leibgarde meines Vaters, doch ich laufe einfach grinsend weiter.
Ich werde von fünf Gegnern gleichzeitig angegriffen, doch sie scheinen nicht gerade die erfahrendsten zu sein. Ich hülle mich vollständig in Feuer, wehre wirbelnd alle Angriffe ab und werfe die Soldaten zurück. Allerdings achte ich darauf keinen ensthaft zu verletzen.

Da ich der einzig bekannte Feuernutzer im ganzen Reich bin, der sich vollständig in Flammen hüllt, weiten sich die Augen vieler Anwesender.
Durcerion und Mila strahlen und Fallatas murmelt ungläubig: "Nein, das kann nicht sein... Unmöglich..."
Einer der Soldaten von eben, wirft mir eine Druckwelle aus Luft entgegen, die ich grinsend mit meiner mit Feuer umhüllten Rechten zur Seite schlage. Anscheinend ist er neu hier und hat immer noch nicht gecheckt wer ich bin.

Ein starker Wind bleibt jedoch - wie beabsichtigt - und weht meinen Umhang  zusammen mit meiner Kapuze nach hinten.

Auf die schockierten Gesichter der anderen hin, rufe ich mit wehenden Haaren dem älteren Blonden zu: "Ich hätte gedacht du bemerkst es früher, Vater!"

Julio kommt mit erschrockenem Gesichtsausdruck zu mir nach vorne und fragt fassungslos: "Dein Vater ist der König?!?"

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt