Kapitel 8: Shadow (Teil 3)

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"Ich komme möglichst schnell wieder zurück. Brauchst trotzdem nicht auf mich zu warten", rufe ich noch Julio zu, bevor ich meinen Schal hochziehe und hinten aus dem Haus verschwinde.

Im Schutz der Bäume steige ich auf und fliege im Schatten der Wolken zu einem großen Gebäude leicht außerhalb der Stadt. Nun ja, um genau zu sein lande ich etwas abseits, da ich spaßeshalber immer die Sicherheit überprüfe, wenn ich Thomas Harper, meinen CIA-Kontakt, besuche.
So schleiche ich mich durch die Büsche auf das Haus zu. Eigentlich gehört das Haus gar nicht Thomas. Es ist eines der vielen Häuser der CIA und Thomas benutzt es wenn er hier in L.A. ist.

Ich zähle gerade mal fünf bewaffnete Wachen vor dem Haus. Dabei habe ich ihm doch gesagt, dass das zu wenig sind.
Aus dem Schutz der Büsche heraus, feuer ich zwei Pfeile ab und nagel jedem von ihnen eine Wache an die Hauswand. Dadurch werden die anderen Wachen auf mich aufmerksam - auch noch drei weitere, die auf der Terasse eine Etage weiter oben stehen. Gerade mal einer mehr als letztes mal.
Gemächlich trete ich aus dem Schutz der Büsche und die Wachen schießen. Mit einem Grinsen im Gesicht weiche ich aus und nagel die Wachen oben fest. Währenddessen bin ich auf die anderen Wachen zugerannt, sodass ich jetzt vor ihnen stehe. Mit meinem Bogen hole ich aus und schlage nach dem Wachmann, der mir am nächsten steht. Er schafft es auszuweichen (was ich von einem wirklich guten Wachmann auch dringends erwarte), doch dadurch sieht er den darauffolgenden Tritt nicht und geht KO.
Die letzten beiden schlagen sich etwas länger, sind jedoch auch schnell erledigt. Gegen meine jahrhundertelange Erfahrung und meine Werwolfreflexe haben solch einfache Wachmänner einfach nicht die ausreichende Ausbildung.

Sobald ich draußen fertig bin, mache ich drinnen weiter. Hier sind es kaum noch Wachen, die auch relativ schnell außer Gefecht sind. Außer einer, der beschäftigt mich etwas länger.
So kommt es, dass ich keine fünf Minuten nachdem ich gelandet bin an eine Tür im zweiten Stock klopfe und nach einem "Herrein" eintrete.

Der Raum, in den ich eintrete ist ein Arbeitszimmer. Direkt rechts vom Eingang steht ein großer Schreibtisch, hinter dem keiner sitzt. Mein Gastgeber sitzt links von mir in einem von zwei Sesseln und trinkt - dem Geruch nach - einen Whiskey. Der Flasche neben ihm nach zu urteilen ein Rye - ein alter amerikanischer Whiskey, der in der Zeit der Prohibition der vorherschende Whiskey war. Er erinnert mich an einen Freund, aber jetzt wieder zu dem Mann, der vor mir sitzt.
Thomas ist ein älterer Mann mit grauem Haar. Ansonsten sieht er recht durchschnittlich aus, trägt einen schlichten Anzug und mimt den typischen CIA-Agenten.
Während ich mich ihm gegenüber in den Sessel setze, ziehe ich meinen Schal runter (mein Gesicht kennt Thomas ja leider sowieso) und begrüße ihn: "Guten Abend Thomas! Wann lernst du es endlich, dass ich ein Telefon besitze? Du musst mich nicht jedes mal beschatten lassen, wenn du mich sprechen möchtest und falls du es doch nochmal tun solltest, sag den Agents, dass sie nicht versuchen sollen bei mir einzubrechen. Mein Alarmsystem könnte sie das nächste mal umbringen. Also worum geht es diesmal?"

Er gießt mir ebenfalls einen Whiskey ein, den ich dankend annehme. Alkohol hat zwar keine Wirkung auf mich, aber ich trinke ihn dennoch ab und zu gerne.
"Guten Tag Yuya. Du bist schon immer schnell auf den Punkt gekommen, aber sag mir doch erst einmal wie du die neuen Wachleute findest. Du hast ja nicht lange gebraucht. Und wie schaffst du es immer noch so auszusehen, wie an dem Tag als wir uns das erste mal trafen?"

Okay, dann plaudern wir halt erst ein wenig - ist mir auch recht. Thomas ist eigentlich ein sehr angenehmer Zeitgenosse, nur manchmal halt noch ein wenig altmodisch.

"Sie sind etwas besser als letztes mal, aber immer noch nicht schwer zu überwinden. Zumindest für mich. Sie schießen etwas zielsicherer und der an der Treppe war sogar richtig gut. Ex-Militär? Trotzdem ist das Sicherheitssystem immer noch lückenhaft. Ich habe dir doch schon vor Jahren gesagt, dass ich nicht normal alter. Selbst wenn du siebzig bist, werde ich noch so aussehen, wenn ich es will", antworte ich gemütlich.

Mein Gegenüber lacht leise und meint dann: "Wir sind hier schließlich nicht in Langley. Die bekommen immer die besten Leute. Ich wünschte ich würde genauso wenig altern wie du."

"Glaub mir, dass willst du nicht", versichere ich ihm ehrlich.

Wir unterhalten uns noch fast eine halbe Stunde über dies und jenes, bis sein Gesicht wieder ernst wird und er sagt: "So gern ich auch mit dir quatsche, jetzt müssen wir uns so langsam dem Grund zuwenden, aus dem ich dich hergebeten habe."

Ich verziehe mein Gesicht. "Wieso habe ich das Gefühl, dass mir das jetzt nicht gefallen wird?"

"Weil es so ist", antwortet Thomas mir.

"Dann lass es uns schnell hinter uns bringen", ergebe ich mich.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt