Kapitel 17: Die Ruhe vor dem Sturm (Teil 2)

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Eine kleine Herrausforderung hat noch nie geschadet.
Mit einem kleinen Schmunzeln aktiviere ich mein Sharingan - auch wenn er gut ist, habe ich nicht vor mich hier lange aufzuhalten.

Im weiteren Kampf verwende ich zusätzlich meinen linken Arm. Manchmal ist es ganz praktisch einen Arm aus Metall zu haben. Mein Gegenüber ist schnell - sehr schnell. Fast so schnell wie ein talentierter Nutzer der Luft, was allerdings nicht der Grund sein kann. In einem so begrenzten geschlossenen Raum kann keiner die Luft manipulieren um seine Geschwindigkeit so konstant zu erhöhen - zumindest haben Julio und Lucian das ein paar mal erwähnt. Lucian hat eine ganze Weile gebraucht um Treppen und dergleichen hochfliegen zu können.

Nach fast einer Minute hat er ein paar Schnitte an den Schultern. Ich hätte auch ein paar mal seine Kehle treffen können, aber wir wollen ihn ja schließlich lebend haben. Während ich noch darüber nachgrübel, wie ich es schaffe ihn gefangen zu nehmen, erkenne ich mit meinem Sharingan eine Lücke in seiner Abwehr noch bevor sie sich richtig bildet.

Einer plötzlichen Eingebung folgend handel ich. Seine Schwerter, die von beiden Seiten kommen, wehre ich ab. Mit meiner linken schlage ich ihm gegen den Arm und entwende ihm sein Schwert. Mit meinem Katana schneide ich ihm in seinen Unterarm, doch bevor der Schnitt tiefer gehen kann, schafft er es mit seinem Schwert dazwischen zu gehen.
Ohne seine Deckung kann er meinen Tritt vor seine Brust jedoch nicht abwehren. Er fliegt zurück gegen die Wand und ich drehe mich um mich selbst, sodass ich meinen Schwung dazu nutzen kann ihm sein eigenes Schwert in die Schulter zu rammen. Ich leihe mir vom Drachen kurz ein bisschen Kraft, wodurch ich ihn auch gleich an der Wand festnagel und dann einen Schritt zurück mache.

Langsam schiebe ich das Katana zurück in die Saya.
"Nun nehmt ihn schon fest", fordere ich die Wachleute auf, die mit offenem Mund lediglich am Ende des Ganges rum stehen. Schnell machen sie sich daran meiner Aufforderung folge zu leisten.
Als sie ihn an mir vorbei tragen, halte ich sie kurz zurück. "Sorgt dafür, dass seine Wunden versorgt werden und bringt ihn in eine der oberen Zellen", gebe ich ihnen noch ein paar Anweisungen mit auf den Weg.

Mit einem letzten Gähnen mache ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer, lasse mich dort aufs Bett fallen und schlafe fast augenblicklich ein.

Erst durch den hellen Schein der Mittagssonne wache ich auf. Endlich kann man mal Montags ausschlafen.
Auf meinem Tisch entdecke ich ein Tablett mit etwas zu Essen und einem Zettel:

Komm nach dem Essen bitte zu uns auf den Innenhof
- Lucian

Eine halbe Stunde später betrete ich den schattigen Innenhof in meiner üblichen schwarzen Tracht und gehe gleich zu Mila und Lucian, die mit Aisu und Julio am Rand sitzen. Während ich mich zu ihnen setze, lasse ich meinen Blick über den Hof schweifen. Es ist mehr ein kleiner gemütlicher Garten mit ein paar Bäumen, wo man sich wunderbar ausruhen kann - obwohl ich früher lieber im nahegelegenen Wald oder auf einem der Hügel kurz außerhalb der Stadt war.

"Gute Arbeit", begrüßt mich Lucian. "Ich soll dir mitteilen, dass der Eindringling in eine der besseren Zellen gesteckt und seine Wunden versorgt wurden."

"Wieso hast du das eigentlich angeordnet?", fragt Aisu unwissend. Ach stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass sie mit solchen Situationen keinerlei Erfahrung hat.
"Ich bin der Überzeugung, dass man besiegte Gegner - wenn man sich schon die Mühe macht sie gefangen zu nehmen - nicht schlecht behandeln sollten. Es hat etwas mit dem Respekt dem Gegner gegenüber zu tun. .... Außerdem sind sie dann eher gewillt unsere Fragen zu beantworten", erkläre ich ihr, was sie einfach kopfschüttelnd hin nimmt.

"Wieso habt ihr hier eigentlich einen Eimer Wasser rumstehen", schiebe ich noch verwirrt hinterher.
Julio ist es, der mir grinsend antwortet: "Lucian hattte erwähnt, dass Mila eine gute Heilerin ist. Also habe ich sie gefragt, ob sie sich deine Wunden ansehen könnte."
"Du hättest mir ruhig sagen können, dass du verletzt bist", erwiedert meine kleine Schwester vorwurfsvoll.

"Ihr macht euch alle echt viel zu viele Sorgen." Unter den stechenden Blicken von ihnen allen gebe ich schließlich nach - die scheinen sich gegen mich verschworen zu haben, wie unfair. Immer noch etwas murrend mache ich mich schließlich doch daran mein Shirt auszuziehen und meine Verbände zu lösen. Die Wunden sehen bereits deutlich besser aus, aber immer noch nicht wirklich gut. "Was hast du denn angestellt?", fragt Lucian skeptisch.

Während ich meine Haare zur Seite schiebe, lässt Mila etwas Wasser aus dem Eimer schweben und legt es über meine Wunden am Rücken. Die darauffolgende Kälte ist richtig wohltuend, weshalb ich kurz aufseufze ehe ich Lucian vage antworte: "Bin auf meiner Reise einem starken Gegner über den Weg gelaufen."

Mila wird denken, dass ich hier in Yao verwundet wurde. Lucian hingegen könnte vermuten, dass der Kampf in einer anderen Dimension stattfand.

Eine ganze Weile sitzen wir schweigend einfach nur im Schatten und ich genieße das angenehm kühle Wasser an meinen Wunden am Oberkörper. Ich spüre wie sich die Wunden langsam schließen. Mila scheint in den letzten Jahren sehr viel gelernt zu haben.
Irgendwann nimmt sie das Wasser von mir und sagt: "Deine Wunden sind jetzt deutlich besser, aber noch lange nicht vollständig verheilt. Also geh es in nächster Zeit langsam an - verstanden?"

Als Antwort schaue ich sie unschuldig an und Lucian und Julio fangen an zu lachen.
"Yuya und langsam angehen? Darauf kannst du wohl lange warten", meint Julio.
Sonst wäre es ja auch langweilig.

"Hast du noch andere Wunden?", hakt Mila nochmal nach - immer noch etwas besorgt.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt