Der Wächter der Dimensionen

Kapitel 24: Zwei Gräber und unverzeihliche Sünden (Teil 1)

Schwerfällig öffne ich meine Augen. Vom Licht geblendet schließe ich sie auch gleich wieder, ehe ich sie langsam Stück für Stück wieder öffne. Es ist bereits Samstag Mittag. Was ist passiert?
Mit einem Mal fällt mir alles wieder ein. Der Kampf mit Heath. Shisuis Worte. Auch die ganzen Bilder aus meiner Erinnerung. Der ganze Schmerz, aber auch die ganzen schönen Erinnerungen. Schon wieder läuft mir eine Träne über die Wange und ich springe auf.

Naja... Zumindest versuche ich es. Kaum bewege ich mich durchzuckt Schmerz meinen ganzen Körper, meine Beine knicken unter mir weg und ich falle Blut hustend auf die Knie. "Du sollst noch nicht aufstehen", ertönt Julios Stimme vorwurfsvoll von links.
Nun schaue ich mich doch nochmal um, während ich weiter huste.

Wir befinden uns bei Tazuna Zuhause - dafür spricht zumindest das Familienfoto auf dem Fensterbrett. Das Zimmer ist größer als das letzte. Links von mir hockt Julio mit einem besorgtem Blick im Gesicht, während Kakashi rechts von mir gemütlich auf einem Futon liegt und scheinbar bis eben in seinem Buch gelesen hat. Ansonsten stehen in diesem Zimmer nur zwei Schränke, ein Schreibtisch mit einem Stuhl und ein scheinbar unbenutztes Bett.

"Geht nicht. Ich muss unbedingt wo hin", keuche ich und versuche erneut aufzustehen. Schlechte Idee. Ich falle direkt wieder nach vorne. Diesmal bewahrt mich Kakashi jedoch davor erneut Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, indem er sich vor mich gehockt hat und mich mit seinem Rücken auffängt. "Wo soll es denn hingehen? Wenn du dich danach wieder hinlegst, bring ich dich hin", bietet er mir an, während er gerade sein Buch einsteckt.

Julio wird dann vermutlich auch mitkommen, um aufzupassen, dass ich mich nicht überanstrenge oder dergleichen. Eigentlich wollte ich ja alleine an diesen Ort, aber das ist aktuell vermutlich nicht wirklich möglich. Während ich überlege, fällt mir auf, dass ich die Lebensenergie der beiden sehen kann. Scheinbar habe ich mein Mangekyou noch aktiviert und überraschenderweise überfluten die Erinnerungen mich dennoch nicht. Sie sind noch immer prägnant. Es ist als würde ich sie noch immer blutverschmiert vor mir sehen. Ich muss schmunzeln. Shisui hatte tatsächlich recht. Es hat scheinbar geholfen. Ehe ich antworte, schaue ich mir ihre Lebenskraft nochmal genau an. Sie ist kräftig und nur bei Kakashi sehe ich leichte Unregelmäßigkeiten neben den üblich wirren Strudeln. Es scheint ihnen also recht gut zu gehen. Zuletzt mustere ich noch die Farbe ihrer Lebenskraft. Julios ist genauso tiefblau wie seine Energie, während Kakashis ein ähnliches silbergrau aufweist wie seine Haare.

"Meinetwegen", lenke ich ein. "Ich zeige euch einen mir wichtigen Ort und werde euch etwas über meine Zeit bei den Schatten erzählen."
"Schatten?", fragt Kakashi verwirrt und steht mit mir auf dem Rücken auf.
"Erzählt mir doch erst einmal was alles passiert ist", bitte ich seufzend.

Während ich sie ein ganzes Stück weit aufs Wasser hinaus führe, berichtet Julio mir vom Kampf gegen Zabuza und dem anschließenden Tod von Gateau. Gestern haben sie gemeinsam Zabuza und den Jungen mit der Maske hier in der Nähe auf einer Klippe begraben, wobei sie für Heath ein leeres Grab errichtet haben. Zuletzt berichtet er mir noch von seinem Gespräch mit Kakashi, was ich lediglich nickend zur Kenntnis nehme. Ich hatte sowieso vor Kakashi ein wenig was zu erzählen. Die Küste ist durch den Nebel, der hier im Wellenreich öfters aufkommt, nicht mehr wirklich zu sehen, als wir an einer nicht allzu großen Insel ankommen.

Nachdem ich sie durch ein kurzes Waldstück geführt habe, kommen wir auf einer kleinen Lichtung an, an dessen anderem Ende zwei Gräber zu sehen sind. Sobald wir vor ihnen angekommen sind, bedeute ich Kakashi mich runter zu lassen. Mit seiner Hilfe humpel ich zu den Gräbern, vor denen ich mich hinknie und ein paar Räucherstäbchen aus meinen Taschen fische, die ich vor den Gräbern anzünde. Nachdem ich kurz schweigend den Toten meinen Respekt gezollt habe, bedeute ich ihnen mir zu helfen mich ein paar Meter weiter hinten an einen Baumstamm zu lehnen. Beide lassen sich anschließend neben mich ins Gras fallen.
"Was ist eigentlich mit meinem linken Arm?", breche ich nach einigen Momenten das Schweigen. "Die gerissenen Kabel habe ich bereits repariert. Ich wollte ihn allerdings erst befestigen, wenn du wieder wach bist", antwortet mir Julio.
Nachdem ich etwas Zustimmendes gemurmelt habe, fragt Kakashi: "Was meintest du vorhin und wessen Gräber sind das?"

Die Grabsteine sind aus dunklem fast schon schwarzem Stein und es stehen weder Namen noch Daten darauf. Das einzige was Aufschluss auf die Identität des Begrabenen lässt, sind die Symbole auf den Grabsteinen. Auf dem linken ist das Familienwappen der Uchiha, bestehend aus einem rot-weißem Fächer, zu sehen, während der rechte von einem smaragdgrünen Drachen geziert wird.
"Die beiden kannten mich besser als jeder andere. Sie wussten teilweise mehr über mich als ich selbst. Links liegt Shisui Uchiha, aber das hast du dir vermutlich anhand des Familienwappens schon gedacht, oder?"

Kakashi nickt bestätigend, während Julio verwirrt nachfragt: "Shisui Uchiha? Wer war das und woher wusste er so viel über dich?"
"Stimmt, du hast ihn ja nie persönlich kennengelernt. Ich habe ganz vergessen, dass du noch nicht so lange in Konoha bist...", beginne ich mit meiner Antwort. Julio ist erst vor drei Jahren nach Konoha gekommen und vorher durch alle fünf großen Ninjareiche und auch die dazwischen liegenden kleineren Länder gereist.
"Shisui war einer der stärksten des Uchiha-Clans. Er hat mich bei sich aufgenommen, als ich hier aufgetaucht bin und mir beigebracht mit dem Sharingan umzugehen. Wenige Wochen nachdem wir uns kennengelernt hatten, passierte allerdings ein Unfall durch den er alles erfuhr..."

"Inwiefern alles?", fragt Julio misstrauisch.
"Damit meine ich, dass er alles erfahren hat was mir je passiert ist, was ich dabei gefühlt habe. Einfach alles. Ich konnte ihm nicht das geringste verheimlichen...", erwiedere ich leise.
"Du hast ihm nach ein paar Wochen alles erzählt?!?", fragt mein langjähriger Freund entsetzt.
Kakashis üblich gelangweilter Gesichtsausdruck wirkt mittlerweile ziemlich verwirrt.

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