Kapitel 24: Zwei Gräber und unverzeihliche Sünden (Teil 2)

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"Inwiefern alles?", fragt Julio misstrauisch.
"Damit meine ich, dass er alles erfahren hat was mir je passiert ist, was ich dabei gefühlt habe. Einfach alles. Ich konnte ihm nicht das geringste verheimlichen...", erwiedere ich leise.
"Du hast ihm nach ein paar Wochen alles erzählt?!?", fragt mein langjähriger Freund entsetzt.
Kakashis üblich gelangweilter Gesichtsausdruck wirkt mittlerweile ziemlich verwirrt.

Verständlicherweise ist Julio entsetzt. Selbst ihm habe ich nach Jahrtausenden, die wir uns insgesamt schon kennen, vieles noch nicht erzählt. Besonders über meine Zeit bei den Schatten habe ich bisher kaum ein Wort verloren.
"Ich sagte doch es war ein Unfall", antworte ich. "Bevor ich noch mehr dazu sage, muss ich dich noch um etwas bitten, Kakashi..."
"Worum geht es?"
"Du darfst es niemanden erzählen. Nicht einmal dem Hokage." Der Jo-Nin wiederspricht erst einmal, da er als Ninja des Dorfes dessen Oberhaupt nicht belügen sollte.
"Mach dir darum mal keine Sorgen", beschwichtige ich ihn. "Sag ihm, dass ich es gerne so möchte, wenn er fragen sollte. Er meinte er hätte von Shisui alles erfahren was er wissen müsse und mir gestattet selbst zu entscheiden wer welche Informationen über mich hat."

"Warum ist es dir so wichtig, dass niemand etwas erfährt? Und warum erzählst du dann gerade mir was?", fragt er weiter, während Julio schweigend daneben sitzt.
"Wie du ja bereits vermutet hast, leben wir schon deutlich länger als es scheint. Besonders ich habe mir in der Zeit viele Feinde gemacht. Er ist gestorben, weil die falsche Person zu viel wusste." Bei den letzten Worten zeige ich auf das rechte Grab. "Es ist besser, wenn so wenig Leute wie möglich über mich Bescheid wissen."

"Wieso erzählst du dann mir davon? Wir haben zwar schon ziemlich viele Missionen gemeinsam erledigt, aber mehr auch nicht", wirft er ein.
"Wir haben so viele Missionen gemeinsam erledigt, weil ich darum gebeten habe. Jedes Mal wenn ich nicht allein auf Mission gehen sollte, habe ich um dich gebeten."
"Warum?"
"Weil man sich auf dich verlassen und gut mit dir zusammenarbeiten kann. Man kann dir vertrauen. Außerdem war dein Blick anders, als der der anderen. Im Gegensatz zu den anderen hast du mich nicht verurteilt bloß weil ich ein Dämon bin. Du hast mir nicht von Anfang an misstraut. Sarutobi hat erzählt, dass du nach Informationen zu mir gefragt hast. Du wolltest wissen wer hinter der Maske steckt."
"Stimmt, er meinte jedoch ich müsse es selbst herausfinden...", murmelt Kakashi leise.
"Mir hat er genau das selbe gesagt", erwiedere ich nickend. "Also habe ich meine eigenen Informationen gesammelt und für mich selbst beschlossen, dass ich dir trauen kann. Kannst du mir nun versprechen mit keinem über das zu reden, was ich dir erzählen werde?"

Er scheint kurz zu überlegen, ehe er mir antwortet: "In dem Fall kann ich dir versprechen ohne dein Einverständnis keinem was zu erzählen."
"Da das ja nun geklärt ist, können wir zu Shisui zurückkommen, oder?", fragt Julio, der unser hin und her bisher schweigend beobachtet hatte.

Ich nicke, ehe ich hustend fortfahre: "Shisui wollte mir beibringen, wie man mit dem Sharingan umgeht, als sich versehentlich mein Mangekyou Sharingan, das eine Erweiterung des üblichen Sharingan ist, aktiviert hat. Dazu sind noch ein paar unschöne Erinnerungen aufgekommen und ich habe mal wieder die Kontrolle verloren. Shisui hat mich zwar beruhigt ehe wirklich was passiert ist, aber es hat gereicht um ihm versehentlich all meine Erinnerungen zu zeigen..."
"Nichts passiert? Du hast in wenigen Augenblicken den halben Trainingsplatz zerlegt ohne dich auch nur bewegt zu habe..", murmelt Kakashi.

"Sag ich doch. Nichts schlimmes ist geschehen. Keiner ist verletzt worden und soo schlimm sah der Trainingsplatz nun auch wieder nicht aus", versuche ich mich rauszureden.
"Wenn du meinst", erwiedert der Silberhaarige kopfschüttelnd. "Dadurch war es jedenfalls nur noch beeindruckender, dass Shisui dich mit nur einem Blick beruhigen konnte." Dann war Kakashi also der Anbu, der den Auftrag hatte mich zu beobachten. Julios Blick ist köstlich. Er scheint völlig verwirrt. Noch nie hat er erlebt, dass mich irgendjemand so schnell wieder unter Kontrolle bekommen hat.
"Ja, dank der besonderen Fähigkeit von Shisuis Mangekyou...", murmel ich und beantworte auch gleich ihre unausgesprochene Frage. "Jedes Mangekyou Sharingan hat neben einer einzigartigen Form auch eine spezielle Fähigkeit. Shisuis war das ultimative Genjutsu Kotoamatsukami, mit dem man einen anderen kontrollieren kann ohne dass dieser es mitbekommt. Dieses Jutsu beansprucht das Auge, mit dem es eingesetzt wird, allerdings ziemlich stark, sodass es eine ganze Weile dauert bis man es wieder verwenden kann. Mit meinem Mangkyou Sharingan hingegen ist es mir möglich in sehr kurzer Zeit viele Erinnerungen auszutauschen. Ich kann die Erinnerungen anderer lesen oder ihnen auch meine zeigen. Somit konnte ich ihm innerhalb von Sekunden die Erinnerungen von Jahrtausenden übermitteln. Wenn auch eher versehentlich..."

"Jahrtausende? Mir war zwar klar, dass ihr älter seid als es scheint, aber so alt? Wisst ihr dann vielleicht etwas über die Legende des Rikudou Sennin, der zu der Zeit gelebt haben soll?", Kakashis eines sichtbares Auge weitet sich vor Schreck.
"Rikudou-wer?", frage ich verwirrt. "Noch nie von gehört. Vor der Nacht vom Angriff des Fuchsgeistes war ich noch nie in dieser Welt. Diese Jahrtausende haben wir in den verschiedensten anderen Welten gelebt."

Julio wirft mir einen Blick zu, als wolle er fragen, ob ich ihm tatsächlich alles erzählen möchte. Ich nicke als Antwort. "Welten? Es gibt verschiedene Welten?", meint Kakashi nachdenklich. "Moment mal..." "Dir ist etwas aufgefallen, nicht wahr?", frage ich ihn.

"Wenn wir gemeinsam auf Missionen waren, warst du jede Woche in der Nacht von Sonntag auf Montag unauffindbar...", murmelt der Jo-Nin in seine Maske. "Warst du da..."
"Ja", antworte ich. "In dieser Zeit bin ich in anderen Welten - oder besser gesagt Dimensionen - unterwegs. Dir das zu erklären könnte ein wenig dauern... Schau mir in die Augen, ich zeig es dir."

Etwas perplex folgt er meiner Anweisung und ich zeige ihm ein paar Erinnerungen, die das ganze recht gut erklären. Die wichtigsten Punkte der ersten Erklärung meines Vaters zu den Dimensionen, ein paar Teile meiner Erklärung Aisu gegenüber und auch ein paar Bilder aus jeder Dimension, die wir aktuell besuchen. Ich gebe ihm zu verstehen, dass Julio schon ziemlich lange mit mir unterwegs ist, während Aisu uns erst seit kurzem begleitet. Zuletzt zeige ich ihm noch, dass Julio und ich Werwölfe sind und was das so in etwa bedeutet. Hier in dieser Ninja-Welt gibt es so weit ich weiß keinerlei Legenden oder Mythen zu Werwölfen.

"Waren das...", beginnt Kakashi zu fragen, nachdem ich fertig bin.
"Ja, das waren ein paar Erinnerungen von mir. So ging es doch wesentlich schneller."

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt