Kapitel 5: Ein ungewöhnlicher Museumsbesuch (Teil 6)

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Julio und ich haben ein ziemlich gutes Gespür für die Zeit und wissen somit immer wie spät es gerade ist.
"Wir haben noch etwa eine Stunde Zeit. Lust auf einen kleinen Übungsfight?", fragt er mit leuchtenden Augen. Natürlich liegt er mit der Zeit völlig richtig.

Ich grinse breit. "Natürlich habe ich Lust! Diesmal mit dem Bo?" Er nickt, wir rennen die Treppe hoch, um noch was aus unseren Zimmern zu holen und auf halber Höhe rufe ich Aisu noch schnell zu: "Gleich im Garten hinterm Haus." Sie schaut verwirrt, scheint es aber verstanden zu haben.

In meinem Zimmer angekommen, schmeiße ich mein Shirt auf mein Bett und meine Socken fliegen gleich hinterher. Als letztes nehme ich noch meinen Bo, der an der Wand lehnte, in die Hand. Da ich jedoch keine Lust habe die Treppe wieder runter zu laufen springe ich einfach grinsend aus meinem Fenster in den Garten.

Ein paar Sekunden später ist Julio auch da, Aisu wartet bereits an einen Baum gelehnt.
Wir stellen uns gegenüber auf und schießen wenige Sekunden danach aufeinander zu und Julio geht direkt in den frontalen Angriff über.
Ich schlage seinen Bo mit meinem zur Seite und greife meinerseits an. Er kann meinem Schlag gerade noch so mit einem Sprung nach oben ausweichen. Mitten in der Luft nutzt er seinen Bo um eine von ihm erzeugte Druckwelle nach mir zu Schleudern.

So so, wir spielen also auch mit den Elementen. Ich grinse und wirbel meinen Bo, dem ich Flammen folgen lasse, mit der rechten Hand über meinem Kopf im Kreis. Der dabei entstehende Schutzschild wehrt Julios Druckwelle ab.
Doch sobald sich die Flammen auflösen, sehe ich ihn in einem Angriff auf mich hinbastürzen.

Ich halte meinen Bo mit beiden Händen hoch, sodass der Angriff mittig trifft und sich die Kraft gut verteilt.
Dennoch zwingt mich der, durch die Schwerkraft und Julios Luftmanipulation verstärkte, Angriff auf ein Knie runter.

Ich beiße die Zähne zusammen - er ist deutlich besser geworden seitdem wir das letzte mal den Bo benutzt haben.

Das fängt an so richtig Spaß zu machen und durch eine Spiegelung in Julios Augen, sehe ich, dass mein rechtes Auge angefangen hat orange zu leuchten.
Ich fange grinsend an Kraft zu sammeln. Mit einem Kampfschrei stemme ich mich hoch und schlage Julio zurück. Meinen Bo halte ich anschließend in einer Linie mit meinem Arm und bemerke jetzt erst, dass ich ihn unbewusst in Flammen gehüllt habe.

Während ich dies tue, ist Julio durch die Luft zurück geflogen und allein seine Reflexe verhindern, dass er äußerst schmerzhaft auf dem Boden landet. Stattdessen macht er einen Salto rückwärts, landet auf seinen Füßen und nimmt die selbe Haltung wie ich ein.


Ich werfe Aisu einen kurzen Blick zu und erkenne, dass sie uns mit großen Augen ansieht.
Anscheinend ist sie von der Intensität unseres Übungskampfes überrascht, dabei haben wir uns bisher doch bloß aufgewärmt.
Ich wende mich wieder Julio zu und sehe, dass er ebenfalls grinst. Das Licht des fast vollen Mondes lässt sein Haar mal wieder golden erscheinen.
Wir verharren einige Sekunden in dieser Stellung und stürmen dann grinsend wieder frontal aufeinander zu.
Bei dem darauffolgenden Schlagabtausch geht es hin und her - keinem gelingt es die Oberhand zu gewinnen.

Nach einigen Minuten beginnt Julio sich immer mehr Geschwindigkeit von den Winden zu nehmnen. Er wird immer schneller und schneller - auch ich werde schneller, doch sobald ich es schaffe gleich zu ziehen, wird er noch schneller.
Wir versuchen uns gegenseitig immer wieder zu übertreffen.
Nach wenigen weiteren Minuten sind wir nur noch als Schemen zu sehen und ich bin mir sicher, dass Aisu unseren Bewegungen schon eine ganze Weile nicht mehr folgen kann.

Als ich mein Limit erreicht habe, wird Julio immer noch schneller. Es gibt nicht viele Leute, die unseren Bewegungen jetzt noch folgen könnten. Er war schon immer schneller als ich. Mit zusammengebissenen Zähnen kann ich einige seiner Angriffe gerade noch so abwehren - einige wenige kommen auch durch und treffen mich, verursachen jedoch kaum einen Schaden. Ich werde immer weiter in die Defensive gedrängt und kurz darauf schafft Julio es mich nach hinten zu schlagen.

Ich drehe mich in der Luft so, dass ich mit den Füßen aufkomme. Der Schwung von dem Schlag lässt mich noch weiter zurück rutschen, doch ich nutze - zusätzlich zu meinen Füßen - auch noch meine linke Hand um mich abzubremsen.

Nun stehen wir uns erneut grinsend gegenüber, nur dass jetzt jeder von uns einen Schlagabtausch gewonnen hat und wir beide etwas schneller atmen.
Dieses mal greife ich zuerst an.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt