Kapitel 16: Ein Zettel gibt Rätsel auf (Teil 3)

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Über der Stelle an der er stehen geblieben ist hängen im Schatten der Decke drei Beutel, die mit einem Seil an der Wand gesichert sind. Ich gehe nun auch zu der Stelle, als klirrend eine Goldmünze von oben herab fällt. Während ich sie mir genauer anschaue, wird mir sofort alles klar. Wer die Karte gezeichnet hat, was der Schatz genau ist, wer die paar dunkel gekleideten Männer sind, die uns schon seit geraumer Zeit folgen und noch mehr.
Jedoch etwas zu spät.

Cona wackelt an den Seilen, die die Beutel halten, wodurch weitere Münzen herunter fallen. In genau diesem Moment kommen drei Männer, scheinbar Italiener, mit Sonnenbrillen herein und heben die Münzen auf.
"Hey, das ist unser Schatz", ruft Genta emport und geht auf einen von ihnen los, bekommt jedoch nur einen Schlag auf den Kopf.

Anschließend fesseln sie uns und binden uns aneinander. Im Moment gibt es nicht viel, was ich tun könnte ohne die anderen in Gefahr zu bringen, weshalb ich es ohne Gegenwehr über mich ergehen lasse. Nur als einer der Männer ein Seil direkt über meiner Wunde am Arm fest zieht, zucke ich etwas zusammen.

Während die Italiener, die anscheinend nicht genau mitbekommen haben wo der Schatz steckt, den Raum absuchen, fassen Conan, der neben mir sitzt, und ich unsere Erkentnisse für die anderen zusammen. Kurz gesagt die drei gehören zu der italienischen Diebesbande von der zuvor im Fernsehen berichtet wurde und bei den Goldmünzen handelt es sich um ihr Diebesgut.

"Gut geraten", gibt der größte der drei zu. "Die Münzen haben wir vor einem Jahr in einer italienischen Bank erbeutet, doch unser Boss hat sich mit den 15.000 Goldmünzen nach Japan abgesetzt. Wir haben ihn zwar aufgespürt, aber er hielt dicht und wir haben ihn verpfiffen. Alles was wir bei ihm gefunden haben war diese Karte, die uns vorm Museum auch noch weggeweht wurde, wo ihr sie gefunden habt nichts besseres zu tun hattet, als den Code zu knacken."

Nach seinem kurzen Monolog, nimmt einer seiner Kollegen eine Pistole aus seiner Jacke und hält sie Conan an den Kopf. "Du weißt wo der Schatz ist, also verrate es oder ich puste dir und jedem deiner kleinen Freunde das Hirn weg", droht er uns.
Nach ein paar Augenblicken erklärt Conan ihm das mit dem Fisch, woraufhin die drei Männer freudig dem Hinweis folgen und uns dabei zu vergessen scheinen.
Diese Unaufmerksamkeit nutzt Conan, um uns seinen Plan zu erklären. Natürlich hat er nicht vor die Diebe einfach entkommen zu lassen. Langsam stehen wir auf - diese Amateure haben noch nicht mal unsere Füße gefesselt - und legen das Seil, das uns verbindet, um das Ende des Stiftes, an dem der Schatz hängt.

In dem Moment, in dem die Italiener direkt unter den Beuteln stehen und sie entdecken, laufen wir los und ziehen den Stift somit heraus. Die herab fallenden Gewichte schlagen die drei Männer bewusstlos. Netter Plan - die schlafen erst einmal ne Weile.
Gemeinsam laufen wir zur nächsten Polizeiwache, die zum Glück ganz in der Nähe ist, und erzählen ihnen was geschehen ist. Die Tatsache, dass wir immer noch gefesselt sind, scheint überzeugend zu wirken, da die Polizisten sofort mitkommen und Kommissar Megure informieren.

Die Italiener werden verhaftet, wir von Kommissar Megure gelobt - was besonders Genta, Mitsuhiko und Ayumi freut - und fast eine Stunde später stehen wir endlich bei uns vor der Tür. Nur Conan ist noch mit dabei, da er hier auf dem Weg zur Detektei vorbei muss.
Wir haben uns gerade verabschiedet und ich wollte hinter den Anderen im Haus verschwinden, als Conan mich am Arm zurück hält.

"Du bist verletzt. Wieso?", fragt der kleine Meisterdetektiv. 
"Woran hast du es bemerkt?"
Scheinbar in seinem Stolz als Detektiv verletzt antwortet er: "Habe ich gesehen, als wir gefesselt wurden. Also woher?"

"Wurde von Blitzen und Schwertern erwischt", antworte ich scherzhaft - obwohl es ja irgendwie der Wahrheit entspricht.
Auf seinen mehr als nur skeptischen Blick, füge ich noch hinzu: "War ein Scherz. Wieso fragst du, wenn du mir sowieso nicht glaubst. Egal was ich sage. .... Du traust mir kein bisschen, oder?"

"Einem Mörder wie dir, kann man nicht trauen", sagt Conan kalt.

"Dann frag nicht", antworte ich ihm und gehe zur offenen Tür. Kurz bevor ich sie hinter mir schließe, sage ich zu Conan noch: "Ich mag ein kaltblütiger Mörder sein, aber meine Freunde werde ich nicht verraten... Und ihr gehört dazu."

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe, gehe ich zu Julio und Aisu ins Wohnzimmer.
"Was hat so lange gedauert?", fragt Julio.

"Conan hat mich nach meinen Wunden gefragt. Er traut mir nicht. Kann man ihm nicht verübeln", antworte ich ihm, während ich ihn und Aisu die Treppe herunter in die Bibliothek führe - ehe ich es mir anders überlege. Ich hatte ihnen bereits davon erzählt, dass Conan weiß wer ich bin. Na gut, zumindest eine grobe Vorstellung davon hat.
"Wow", staunt Aisu, während ich beide zwischen unzähligen Bücherregalen hindurch führe. "Ich wusste zwar, dass du viele Bücher hast, aber dass es so viele sind, hätte ich nicht gedacht. Ist dein Keller überhaupt so groß?"

"Ich habe über die Jahrhunderte halt viel Wissen angesammelt. Ein paar der Bücher gibt es heute gar nicht mehr. Mit ein wenig Magie klappt das irgendwie", antworte ich und führe sie um ein paar weitere Ecken herum.

Vor einer abgeschiedenen Tür bleiben wir stehen.
Fragend dreht Julio sich zu mir um: "Wie kommt es, dass ich schon seit Ewigkeiten durch diese Gänge streife und diese Tür heute zum ersten Mal sehe?"
"Ich habe dafür gesorgt, dass keiner außer mir her findet", antworte ich während ich die Tür öffne (mit dem Drachenmal als Schlüssel).

"Wieso?"
Langsam stoße ich die Tür auf und vor uns erstreckt sich ein weiterer Raum voller Bücherregale. Direkt vor uns liegt ein Gang, der nach ein paar Metern an einer Wand endet. An genau dieser Wand hängt das Gemälde, wegen dem wir hier sind. Das ursprüngliche Original von dem Bild aus unserem Unterricht heute.
"In diesem Raum lagern sämtliche Schriften, die ich aus den Räumen der Schatten mitnehmen konnte. Fast all ihre Lehren und Geheimnisse stehen hier." Genau wie all meine Tagebücher... Ja, seit meiner Zeit bei den Schatten habe ich all meine Erlebnisse niedergeschrieben. Einige Inhalte habe ich sogar unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht. Natürlich ein wenig abgeändert, aber keiner würde dies für real halten.

Im Augenwinkel sehe ich Julios interessierten Blick zu den vollen Regalen. "Nein, du darfst sie nicht lesen." Er ist unglaublich wissbegierig, aber in diesem Büchern stehen Dinge, die auch er nicht wissen soll.

Direkt vor dem Gemälde bleiben wir stehen und ich schaue voller Trauer und Sehnsucht zu ihm hinauf.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt