Nachts schleichen wir uns aus dem Haus und wechseln gemeinsam die Dimensionen.
Nachdem wir in der Detektiv-Dimension angekommen sind, setzen wir uns ins Wohnzimmer in die Sessel. Durch den Dimensionswechsel haben ein paar meiner Wunden wieder angefangen zu bluten, aber das legt sich recht schnell wieder.
Julio hatte ich schon mittgeteilt, dass ich Aisu ein ganz kleines bisschen der Vergangenheit erzählen werde.
"Ich habe dir ja schon von meinem ersten Kampf mit Julio erzählt", beginne ich an Aisu gewandt.
"Ich konnte nicht sterben, ich konnte ihn nicht töten, aber vergeben konnte ich seinem Rudel auch nicht. Also bin ich abgehauen. Ich habe alles hinter mir gelassen und bin aus dem Gebiet des heutigen Europa bis nach Japan gewandert. Dort bin ich zu einer Organisation von Assassinen, den Schatten, gekommen. Mein erster Sensei hatte meine Unsterblichkeit bemerkt und mir deshalb den Codenamen Shadow gegeben. Er sagte immer, ich werde ein wahrer Schatten."
Ich lächel leicht traurig, was Aisu zu bemerken scheint. Und auch dass ich ihn mochte. Sie wusste schon immer schnell, ob ich jemanden mochte oder nicht. "Was ist passiert?", fragt sie vorsichtig.
"Wurde wenige Jahre später getötet", antworte ich kurz angebunden und lasse keine Zeit für weitere Zwischenfragen, indem ich einfach weiterrede."Kurz zuvor hatte er mir noch meine Waffen geschenkt. Während meiner langjährigen Ausbildung wurde mir der Umgang mit allen möglichen Waffen gelehrt und auch der Kampf komplett ohne Waffen. Dazu noch alles mögliche über den menschlichen Körper, Gifte, Kräuter, verschiedene Arten zu töten und noch vieles mehr. Auch wie man sich vollkommen lautlos anschleicht oder sich in die Schatten hüllt, um nicht gesehen zu werden. Ein paar Jahre nach der Ausbildung fand mich dann Julio..."
"Stimmt", wirft eben dieser ein. "Ich bin dir gefolgt, da ich wissen wollte wieso du damals nicht kämpfen konntest. Mein Rudel - und damit auch ich - war Schuld am Tod deines Bruders und anstatt dich zu rächen, oder so, bist du einfach gegangen."
"Du warst ja selber sauer auf dein Rudel und hast nur als Repräsentant, als Alpha, gehandelt", antworte ich. "Wir hatten uns über ein Jahrzehnt nicht gesehen und nach all der Zeit, konnte ich dir auch endgültig verzeihen, was ich zu Anfang nicht wirklich konnte."Aisu nickt verstehend. Schließlich habe ich ihr dies schon erzählt.
"In der Zwischenzeit hattest du dich ziemlich verändert", bemerkt Julio.
"Verändert?", unterbricht Aisu ihn."Genau." Julio antwortet mal wieder statt mir. Gefällt mir - so muss ich weniger reden. "Das Dorf aus dem ich komme, lag nicht weit von Yuyas Zuhause entfernt. Yuyas Vater war der beste Jäger der Gegend, weshalb ich für mich und einige Nachbarn öfters Wild holen war. So bin ich auch ab und zu Yuya über den Weg gelaufen."
"Stimmt", werfe ich erfreut ein. "Einmal haben wir sogar zusammen trainiert.""Damals war es ziemlich überlebenswichtig mit dem Schwert und dem Bogen zumindest halwegs umgehen zu können. Du hättest sehen müssen, wie gut er schon damals war. Er hatte nie richtigen Unterricht erhalten, aber ich hatte kaum Chance. Mit seiner Linken, war er so unglaublich geschickt", erinnert sich Julio.
"Links? Ich dachte immer du wärst Rechtshänder", wirft Aisu mal wieder ein.
"Eigentlich bin ich Linkshänder, aber wegen der Automail habe ich gelernt auch meine rechte Hand zu benutzen", erkläre ich kurz, ehe Julio wieder fortfährt. "Damals jedenfalls war er ein ziemlich verspieltes Kind. Jedes mal, wenn ich kam, hat er mit seinem Bruder gespielt - oder trainiert. Als ich ihn dann in Japan wieder traf, war er anders. Wenn mir jemand zu Anfang meiner Reise gesagt hätte, dass Yuya so überlegt handeln könne und ein Assassine werden würde, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt."
"Da hast du irgendwie recht... Damals habe ich viel zu oft nicht nachgedacht. Und wirklich unauffällig war ich ja auch nicht. Nicht wirklich günstige Vorraussetzungen..."
"Das ist ja alles ganz interessant, aber was ich wirklich gerne wissen würde, wäre wie es kam, dass du... dazu wurdest?", bringt es Aisu auf den Punkt.
"Das...", beginne ich zögerlich. "...ist eine Zeit über die ich nicht gerne rede... Was aber nicht daran liegt, dass ich bereue ein Schatten geworden zu sein.""Wieso dann?!?" Aisu sieht ziemlich verständnislos aus. Und immer noch verwirrt.
"Zu der Zeit habe ich viel gewonnen, aber auch unglaublich viel verloren. Zum einen war es eine gute Zeit, zum anderen war es die Hölle. Ich habe soo viel erlebt. So viele gute und schlechte Erinnerungen. Es ist einfach nichts, das ich einfach jemandem erzählen könnte." Bei diesen Worten stehe ich auf und gehe in Richtung Küche."Versuch es gar nicht erst!" Aisu wollte schon wieder etwas nachfragen, wurde jedoch von Julio davon abgehalten. "Mehr wird er jetzt nicht erzählen. Selbst ich weiß nicht viel mehr und glaub mir, ich habe es oft genug versucht."
Im Türrahmen bleibe ich nochmal stehen und drehe mich um. "Eines noch Aisu: Ich wurde nicht einfach zu dem gemacht, was ich bin. Ich habe ich mich freiwillig dazu entschieden Shadow zu werden und auch zu bleiben! Ach ja und ich mache jetzt Frühstück. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch noch für ne Stunde hinlegen. Dann müssen wir zur Schule."
Mit diesen Worten verlasse ich endgültig das Wohnzimmer.
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Der Wächter der Dimensionen
FanfictionMein Name ist Yuya Shadowhunter. Ich bin keinesfalls normal. Ich mag vieles sein - aber normal gehört ganz sicher nicht dazu. Dementsprechend chaotisch ist auch mein Leben - was nicht nur damit zu tun hat, dass ich hauptberuflich Leute umbringe. D...