Kapitel 17: Die Ruhe vor dem Sturm (Teil 3)

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"Hast du noch andere Wunden?", hakt Mila nochmal nach - immer noch etwas besorgt.

Seufzend krempel ich mein linkes Hosenbein hoch und entferne auch dort den Verband. "Noch zwei", gebe ich zu. Den Bruch hatte ich ja bereits mit der überschüssigen Energie geheilt.
Während meine Schwester sich um mein Bein kümmert, besehe ich mir die anderen Wunden. Sie sind zu roten Linien geworden. Es ist deutlich, dass Narben bleiben werden, aber das wusste ich  ja bereits. Innen sind sie noch nicht vollständig geschlossen, aber nun deutlich kleiner.

Mila runzelt die Stirn. "So eine Wunde habe ich noch nie gesehen... Sie wirkt nicht, wie von einen Schwert verursacht... Eher so als wenn..." Mila hält kurz inne und scheint nach den richtigen Worten zu suchen. "Es wirkt als wenn es von innen gekommen wäre. Was hast du bloß angestellt?"

"Sehr lange Geschichte", winke ich ab.
Aisu fragt verwundert nach: "Wie kannst du so etwas erkennen?"
Mila heilt mich weiter, während sie zögerlich antwortet: "Beim letzten Krieg habe ich den anderen Heilern geholfen. Dabei habe ich etliche Schnittwunden gesehen und geheilt, die von Schwertern stammen. Diese Wunde wirkt einfach anders."

Sobald auch diese Wunde so aussieht wie die anderen, fordert sie: "Jetzt zeig mir die letzte."
"Du bist doch jetzt schon erschöpft und außerdem glaube ich nicht, dass du bei der groß was ausrichten kannst", versuche ich sie zu überzeigen, doch sie ist stur. Scheint irgendwie in der Familie zu liegen...

Nachdem ich meine Hose wieder runter gekrempelt habe, lege ich nun auch meinen Schal ab und zeige ihr die Wunde an meinem Hals.

Direkt nachdem ihr Wasser an meine Wunde kommt, zuckt Mila zusammen. "Ich... Ich habe noch nie so eine Brandwunde gesehen." Sie schüttelt den Kopf, zieht das Wasser zurück und erklärt: "Du hast Recht... Ich kann die Heilung dieser Wunde nicht beschleunigen. Woher wusstest du das?"

"Ist kompliziert zu erklären, aber einfach gesagt: normalerweise kann ich mich nicht verbrennen. Wenn es dann doch passiert, dann lässt sich die Heilung durch eigentlich nichts beschleunigen."
Aisu und Mila schütteln fassungslos den Kopf, wie um zu sagen Wie kannst du das nur so gelassen sehen?
Julio und Lucian kennen mich einfach schon viel zu gut, um sich darüber zu wundern.

Nun ziehe ich mich wieder an und wir verbringen zu fünft noch einen schönen Tag. Wir nutzen den strahlenden Sonnenschein, um Aisu und Julio noch ein paar unser Lieblingsplätze zu zeigen und anschließend im Schatten eines großen Baumes an der Küste zu entspannen. Wir sind etwas höher gelegen und können nahezu die ganze Stadt samt Hafen überblicken.

Als sich die Sonne langsam beginnt unter den Horizont zu schieben, fragt Aisu plötzlich: "Das... Wie hieß das nochmal? Duracel? Jedenfalls das gegen Miro morgen.  Das wirst du mit deinen Wunden doch verschieben oder so..."
Ich hatte gar nicht mehr mit einer solchen Frage gerechnet, da sie sich kurz zuvor noch angeregt mit Mila unterhalten hatte. Die beiden scheinen sich ziemlich gut zu verstehen.

"Wegen so einer Kleinigkeit würde ich niemals dieses längst überfällige Duracel verschieben", antworte ich ihr wahrheitgemäß.
"Kleinigkeit?!?"
"Es müsste schon schlimmeres passieren, damit ich auf einen guten Kampf verzichte", erkläre ich grinsend.

"Du... Du bist absolut verrückt" ist das einzige was sie daraufhin rausbringt.

Jeder von uns reagiert anders. Mila schaut mich an, als stimme sie Aisu da völlig zu. Lucians und Julios Körpersprache scheint zu sagen War er das nicht schon immer. Ich schaue sie einfach mit einem unschuldigen Blick an, der nur eines ausdrückt: Ja, und?

Nachdem die Sonne untergegangen ist, gehen wir zurück, essen noch etwas und ich spiele noch eine Partie Shogi gegen Lucian ehe wir schlafen gehen. Shogi habe ich ihm mal aus einer anderen Dimension mitgebracht und irgendwie hat sich das hier mit der Zeit etabliert. Die Partie ist ziemlich spannend, am Ende gewinnt Lucian jedoch.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt