Wir reiten den ganzen Tag durch, bis wir ein bis zwei Stunden vor dem Sonnenuntergang ein Lager aufschlagen.
Während Julio sich um unser Abendessen kümmert - und natürlich Kaffee kocht -, winke ich Aisu zu mir und zeige ihr etwas, das ich in Laken eingewickelt, für sie mitgenommen habe. Einen Bogen und einen Köcher voll mit Pfeilen.Sie schaut mich mit großen Augen an und ich antworte auf ihre unausgesprochene Frage: "Ich finde du solltest lernen mit einer Waffe umzugehen und da hielt ich Pfeil und Bogen für den Anfang ganz gut."
Sie nickt begeistert und wir gehen ein paar Schritte vom Lager weg.
Okay, ich gebe es zu! Ich kann ihr ihre Bitte kämpfen zu lernen nicht abschlagen, aber ich kann auch nicht zulassen, dass sie verletzt wird. Also hielt ich es für eine gute Idee ihr den Umgang mit Pfeil und Bogen beizubringen - scheint ihr anscheinend auch zu gefallen. So kann sie im Notfall kämpfen - allerdings aus einiger Entfernung!"Zuerst wirst du versuchen den Bogen zu spannen. Nutze dafür nicht nur die Muskeln in den Armen, sondern nimm auch noch die des Rückens dazu", weise ich sie an.
Sie versucht es, schafft es allerdings nicht den Bogen richtig zu spannen. Ich gebe ihr ein paar Tipps und sie versucht es noch einmal. Diesmal schafft sie es, muss den Bogen allerdings gleich wieder senken.
"Nicht schlecht. Versuche jetzt den Bogen wieder zu spannen, aber halte ihn einige Sekunden gespannt bevor du ihn wieder senkst."
Dies macht sie mehrere Minuten lang bis es Abendessen gibt.
Danach üben wir weiter, doch nun soll sie einen richtigen Pfeil abschießen. Ich mache es ihr vor, indem ich zwei Pfeile in schneller Folge in zwei verschiedene Baumstämme jage - jeden genau in eine markante Stelle im Holz."So sollte es irgenwann einmal aussehen", erkläre ich Aisu und auf ihren bewundernden Blick, zeige ich ihr den ganzen Bewegungsablauf nochmal ganz langsam, wobei ich noch einen Pfeil in einem Baum versenke.
"So und jetzt versuchst du es und ziele auf meine Pfeile, aber schieße nie zweimal hintereinander auf das selbe Ziel und bleibe nicht bei einer bestimmten Reihenfolge", weise ich sie an.
"Wieso nicht?", fragt sie daraufhin neugierig.
Ich muss schmunzeln - das erinnert mich an meine Ausbildung zum Waldläufer. Zuvor war ich ein recht passabler Schütze - danach war ich... ein Waldläufer halt.
"Wenn du zweimal hintereinander auf das selbe Ziel schießt, wirst du dich beim zweiten Schuss auf den ersten verlassen und dann immer einen Probeschuss benötigen. So lernst du direkt mit dem ersten Schuss zu treffen. Irgendwann wirst du nicht mehr bewusst zielen, sondern eher instinktiv wissen, wie du zu schießen hast."So macht sie sich ans Üben... Zur Dämmerung lasse ich sie alle Pfeile wieder einsammeln und anschließend legen wir uns alle schlafen. Da es warm ist und auch nicht regnen wird, verzichten wir darauf die Zelte aufzubauen und schlafen unter freiem Himmeln, an dem unzählige Sterne funkeln.
Die nächsten Tage vergehen ähnlich - tagsüber reiten und abends noch ein wenig trainieren. Auch Julio und ich üben etwas.
Am Donnerstagmorgen bitte ich die beiden ab jetzt die Kapuzen ihrer Umhänge aufzusetzen, da ich nicht erkannt werden möchte bevor wir da sind und Julio ist in hier schließlich auch kein Unbekannter.
In der letzten Nacht unserer Reise übernachten wir in einer Herberge, gar nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt und sitzen gerade im Zimmer von Julio und mir.
Ich seufze entnervt, woraufhin Aisu mich fragt: "Wieso willst du eigentlich nicht zurück nach Hause?"
Anscheinend hat sie meinen wahnsinnigen Ethusiasmus heute bemerkt. "Du musst wissen, wir sind beide vor etwa sieben Jahren in dieser Dimension von Zuhause fortgelaufen und hatten uns zuvor in dieser Dimension auch nie getroffen. Keiner von uns weiß was dem anderen zuvor geschehen ist. Wir haben einfach nie darüber geredet...", beginne ich zu antworten.
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Der Wächter der Dimensionen
FanfictionMein Name ist Yuya Shadowhunter. Ich bin keinesfalls normal. Ich mag vieles sein - aber normal gehört ganz sicher nicht dazu. Dementsprechend chaotisch ist auch mein Leben - was nicht nur damit zu tun hat, dass ich hauptberuflich Leute umbringe. D...