Kapitel 20: Das Geschenk des Blitzdämonen (Teil 2)

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Moment...
Was hat er gerade gesagt?!?
"Was für Blitze?", frage ich erschrocken.

Mit einem sehr geistreichen "Hä?" und einem leicht dümmlichen Gesichtsausdruck unterbricht Rico seinen Redeschwall.
Anscheinend blicke ich immer noch ein wenig verwirrt drein, da er gleich darauf auf mich zeigt und verständnislosem Blick meint: "Hast du das etwa nicht bemerkt? Überall um dich herum zuckten blaue Blitze über deinen Körper. Deswegen ist Fallatas doch auch zurück geschreckt..."

Wieso Rai? Wieso? Wieso hast du mir freiwillig deine Blitze gegeben? Wolltest du es Heath ein wenig heimzahlen, dass er dich benutzt hat? Ich werde es wohl nie erfahren. Eigentlich wollte ich ja nie die Fähigkeit eines anderen Dämonen haben, aber jetzt habe ich keine Wahl mehr.
Mit einem leichtem Lächeln antworte ich ihm: "Nee hab ich nicht. Ich wusste davon nicht mal was."

"Du bist echt ein komischer Kauz", meint Rico kopfschüttelnd und mit einem anschließenden kleinen Husten.
"Kann sein", gestehe ich. "Aber jetzt zu deinen anderen Fragen."
Er nickt so begeistert, dass ich ihm gerne antworten möchte.
"Das schwarze war meine Energie. Sie nimmt bei jedem eine eigene Farbe an  und bei mir ist das halt schwarz. Die Strafe für den Gebrauch ist üblicherweise der Tod."

"Und deine Flügel? Soweit ich weiß haben Yaoraner keine. Nur wenige Kitari verfügen darüber und du bist ganz sicher keiner", fragt mein Zellennachbar weiter.
"Stimmt", antworte ich leicht grinsend. "Ich bin keiner, aber mit diesen Flügeln wurde ich schon geboren. Allerdings verstecke ich sie meist. Wie du dir vorstellen kannst sind sie nicht gerade unauffällig."

"Was bist du dann?"

"Kein Kitari, aber auch kein richtiger Yaoraner", antworte ich schlicht. "Mehr kann ich dir allerdings nicht sagen. Vielleicht werden es irgendwann alle wissen, aber jetzt noch nicht. Außerdem würden mich dann alle noch mehr verurteilen." Bei meinen letzten Worten zeige ich ihm mit einem Grinsen meine spitzen Zähne.

"Du bist weder das eine, noch das andere. Aber ein Mischling wie ich bist du auch nicht. Hä? Ich verstehe gar nichts mehr!" Etwas frustriert rauft er sich die Haare, wirft sich auf sein Bett und verschränkt die Arme hinter dem Kopf.
Da er nicht weiter nachgefragt hat, gehe ich davon aus, dass er akzeptiert, dass ich vorerst nichts mehr dazu sagen werde.

Ich lehne mich mit dem Rücken an die Gitterstäbe und schließe meine Augen. So versuche ich die Blitze zu erspüren, von denen Rai gesprochen hat. So wie ich auch mein Feuer und die Energie spüre. Erst wenn ich das tue, werde ich sie überhaupt erst nutzen können und die Stäbe könnten mir dabei helfen, indem sie das Feuer unterdrücken.


Die nächste Zeit verläuft ziemlich ruhig. Julio, Lucian und Aisu kommen vorbei, bringen mir ein Shirt (das hatte ich ja ganz vergessen...) und unterhalten sich ein wenig mit mir. Nachdem ich ihnen erklärt habe wieso ich das alles getan habe, stelle ich ihnen Rico vor und erzähle ihnen von Fallatas kleinem Auftritt. Von den Blitzen sage ich kein Wort, also lässt auch Rico sie unerwähnt. Ich will sie erst etwas kontrollieren können, ehe ich ihnen etwas davon erzähle - allerdings spüre ich sie immer noch kein bisschen.
Julio fängt schnell ein angeregtes Gespräch mit Rico an, während es Aisu ein wenig schwerfällt zu verstehen, wie wir so ungezwungen mit ihm reden können wo wir noch vor wenigen Tagen gegeneinander gekämpft haben.

Sie konnten nicht eher kommen, da sie (besonders Julio und Lucian) mit meinem Vater klar kommen mussten. Wenigstens ist er bereits dabei die Fürsten des Reiches zusammen zu rufen.


Bis zum Sonntag bleibt es ruhig. Ich habe weiterhin keinen wirklichen Erfolg dabei die Blitze zu erspüren und auch Mila kam noch einmal vorbei. Sie hat mich nach dem wieso gefragt. Wieso ich das alles getan habe und es immer noch tue. Ich erzählte ihr von Astrals Tod und dass ich danach einfach die Fassung verlor. Für alles andere ließ sich meine Antwort als 'Tut mir leid, aber so bin ich halt' zusammenfassen.
Sie war heute Mittag hier. Jetzt ist es bereits abends und noch immer denke ich über ihren Besuch nach. Sie hat mir keinen Hass entgegen gebracht, sondern wollte einfach verstehen. Das habe ich vermutlich Lucian zu verdanken. Allerdings kann sie nicht so recht das Bild, das sie von ihrem großen Bruder hat, mit dem des Verbrechers unter einen Hut bringen.

Mit einem Kopfschütteln verdränge ich die Gedanken daran und konzentriere mich wieder auf die Blitze. Gerade als ich das Gefühl habe einen kleinen Funken zu spüren, öffnet sich schon wieder die schwere Eingangstür. Diesmal riecht mein Besuch nach Miro, der die Wache gleich wieder raus scheucht und sich dann vor meine Zelle setzt.
"Du bist spät", begrüße ich ihn ohne mich umzudrehen.

"Die Heiler wollten mich nicht früher gehen lassen."

Ich drehe mich nun um, sodass ich ihm gegenüber sitze und verlange ausdruckslos: "Frag."

"Wieso bist du damals verschwunden? Waren dir die Gefühle der anderen so egal?"
So etwas hat er ja schon erwähnt, als er mich zum Duracell provoziert hat.
"Sie sind mir alles andere als egal, aber genau das war ja der Grund aus dem ich gehen musste", antworte ich verwirrend.
"Was soll das denn heißen? Das ergibt doch keinen Sinn", beschwert er sich. "Wenn dir Mila und Durcerion etwas bedeuten würden, wärst du gar nicht erst verschwunden!"

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt