"Wieso bist du vor sieben Jahren von hier verschwunden? Du scheinst Durcerion, Mila und Lucian ja total vermisst zu haben", fragt Aisu neugierig.
Lucian kennt die Geschichte schon, aber für Julio und Aisu muss ich von vorne anfangen.
"Als erstes solltet ihr wissen, dass wir Halbgeschwister sind. Fallatas hat eine andere Mutter als ich und Durcerion und Mila wiederum eine andere. Nach dem was ich gehört habe, soll mein Vater seine erste Frau aus politischen Gründen geheiratet haben. Dies war Fallatas Mutter und ist jedoch schon anderthalb Jahre nach dessen Geburt gestorben. Es wird gemunkelt, dass er schon zuvor eine Affäre mit einer Frau hatte, die er geliebt und dann auch geheiratet hat. Dies war meine Mutter. Sie starb dann allerdings bei der Geburt und mein Großvater hat ihn dann dazu gedrängt erneut zu heiraten. Er meinte, dass das Königreich eine Königin bräuchte - die Mutter von Durcerion und Mila. Sie verstarb dann allerdings vier Jahre bevor ich hier abgehauen bin an einer Krankheit und da mein Großvater bereits zuvor verstorben war, beschloss mein Vater, dass er sich keine weitere Königin nehmen würde. Ich weiß, es ist etwas strange, aber es war so."
Dies lasse ich einige Sekunden sacken bis Julio fragt: "Ich hatte von einigen Soldaten gehört, dass der König vier Söhne gehabt haben soll. Sie meinten jedoch auch, dass einer davon in der finalen Schlacht gefallen sei. Stimmt das und wenn ja wer war dieser vierte Sohn?"
"Es war mein Zwillingsbruder..... Astral", antworte ich ganz schlicht.
"Aber du hast mir doch erzählt, dass Astral vor Jahrhunderten von den Werwölfen, die euch angegriffen haben, getötet wurde. Wie kann er dann vor sieben Jahren nochmal gestorben sein?", fragt Aisu total verdattert.
"Das dachte ich bisher auch", bestätigt Julio ihre Worte.
Auch Lucian ist verwirrt: "Wie? Astral ist schon früher in einer anderen Dimension dein Bruder gewesen und gestorben?!?"Ich nicke. "Ihr habt alle Recht. Ich weiß nicht wie das möglich sein kann, aber ich hatte plötzlich meinen geliebten Bruder wieder. Er wusste natürlich nichts von den Dimensionen und dergleichen, hatte aber ansonsten den selben Charakter wie früher. Wir hatten auch sehr viel zusammen geübt, wodurch er ein hervorragender Kämpfer mit zwei Schwertern und dem Feuer wurde."
"Stimmt! Ich habe auch oft mitgemacht! Wir waren ein unzertrennliches Trio!", unterbricht mich Lucian freudestrahlend. "Nun ja... bis zur letzten Schlacht..."
Bei den letzten Worten wird er leiser und auch trauriger."Was ist denn bei dieser Schlacht damals geschehen?", fragt Julio vorsichtig. Er scheint zu verstehen, dass jenes Ereignis damals - über das ich nicht reden möchte - etwas mit der Schlacht damals zu tun hat... Mich würde es nicht überraschen, wenn er die Antwort bereits vermuten würde.
Auch ich bekomme einen traurigen Gesichtsausdruck. "Astral und ich hatten gemeinsam den Befehl über eine Einheit. Wir kämpften eine ganze Weile Rücken an Rücken, wurden dann jedoch getrennt. Wir schlugen uns eine ganze Weile ziemlich gut... Doch dann habe ich mit eigenen Augen gesehen wie Astral von mehreren Pfeilen durchbort wurde."
Ich schüttel traurig den Kopf und fahre mir mit den Händen durch die Haare.
"Zum zweiten mal ist mein Bruder vor meinen Augen gestorben. Ich hatte den Schützen gesehen... Aber dies war keiner der Gegner - es war einer von uns."Die Augen von Julio und Aisu weiten sich - Lucian kennt das ja alles schon und nimmt das relativ ausdruckslos.
Ich ignoriere das einfach und fahre fort. "Ich wollte dem natürlich nachgehen, doch der Schütze war unter den Gefallenen, weshalb ich nicht weit kam. Ein paar Monate später kam es zu dem Vorfall, der dann auch der Anlass meines Verschwindens war.""Was für einen Vorfall?", fragt Aisu vorsichtig.
Ich seufze. "Fallatas hat mir drei Silberpfeile ins Herz gejagt", antworte ich murrend.
"Er hat was?!?", fragt Julio mehr als nur entsetzt.
Aisu scheint das nicht so recht zu glauben. "Wieso sollte er das tun? Ihr seid doch Brüder."
Als ob ihn das jemals interessiert hätte...
"Nun ja, das kann ich mir auch nicht ganz erklären, aber ich glaube, dass es daran lag, dass er uns beneidet hat. Er war drei Jahre älter als wir, dennoch konnten wir es in einem Kampf stets mit ihm aufnehmen. Und es hat ihm auch missfallen, dass wir bei den Leuten in der Stadt deutlich beliebter waren. Du musst wissen, dass wir zusammen mit Lucian dauernd aus der Burg abgehauen und in die Stadt gegangen sind. Dort haben wir den Bewohnern bei allem möglichen geholfen. Wir hatten einfach Spaß daran auch mal einfachere Arbeiten zu verrichten. Später - als ich bereits weggelaufen war - habe ich in einigen Dorfern gehört, dass die Bewohner es lieber hätten, wenn einer von uns beiden statt Fallatas der nächste König würde. Vielleicht hat er befürchtet, dass wir ihm seinen Thron stehlen wollten. Zumindest erwähnte er etwas in der Richtung, als er dachte ich wäre tot...""Hast du Beweise, dafür dass Fallatas versucht hat dich umzubringen? Ansonsten wird dir keiner glauben...", wirft Julio berechtigterweise ein. Sie scheinen mir beide komischerweise zu glauben.
Ich nicke, hole ein in Stoff gehülltes Bündel unter meinem Bett hervor - unsere Sachen hatten wir schon zuvor in unseren Zimmern verstaut - und ziehe mein Shirt aus.
Anschließend zeige ich den Anderen die Narben über meinem Herzen, die die silbernen Pfeile hinterlassen haben und enthülle daraufhin den Inhalt des Bündels. Drei mit Blut - meinem Blut - verschmierte silberne Pfeile.
"Das sind die Pfeile. Sie sind extra für Fallatas angefertigt worden - es waren Geschenke zu seinem Geburtstag. Sie sind also eindeutig auf ihn zurück zu führen und mein Blut klebt immernoch daran. Das einzige Problem wird wohl sein, dass mir keiner glaubt, dass ich das überlebt habe.""Heilige Scheiße...", murmelt Julio und Aisu ist einfach nur sprachlos.
Mittlerweile ist es dunkel geworden. Ich stehe auf und frage Julio grinsend: "Würdest du heute die erste Wache bei Durcerion machen? Ich muss jemandem noch einen kleinen Willkommensgruß überbringen."
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Der Wächter der Dimensionen
FanficMein Name ist Yuya Shadowhunter. Ich bin keinesfalls normal. Ich mag vieles sein - aber normal gehört ganz sicher nicht dazu. Dementsprechend chaotisch ist auch mein Leben - was nicht nur damit zu tun hat, dass ich hauptberuflich Leute umbringe. D...