Kapitel 12: Ein weiterer Dämon - eine weitere Herrausforderung (Teil 1)

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Es ist so hell. Viel zu hell. Schnell kneife ich die Augen wieder zu. Blinzelnd starte ich einen neuen Versuch und schaffe es schlussendlich meine Augen zu öffnen. Der Himmel ist strahlend blau und genau über mir hängt die viel zu helle Sonne. Um nicht mehr genau ins Licht schauen zu müssen, richte ich mich stöhnend auf. So kaputt war ich nach einem Vollmond schon lange nicht mehr. Da kann es ziemlich egal sein wieviel ich geschlafen habe...
Hm... Zumindest Hunger habe ich nicht mehr. Dem verbliebenen Geschmack im Mund nach zu urteilen, muss ich irgendwann in der Nacht ein Reh gerissen zu haben - lecker.

So langsam schaue ich mich um. Wo bin ich hier eigentlich? An die letzte Nacht kann ich mich nicht erinnern - wie eigentlich jeden Vollmond. Ich scheine mich auf einer ziemlich großen Wiese zu befinden. Hinter mir liegt der Wald, in dessen Tiefen ich gestern Abend gegen Rai gekämpft habe. Auf der anderen Seite, ein ganz gutes Stück von mir entfernt, steht ein kleines Dörfchen. eigentlich ist es eher eine kleine Hüttenansammlung. Kurz vor den Häusern fließt ein Fluss - kein Rinnsal, wie das in dem ich gestern saß. Eine kleine Brücke verbindet das Dorf mit meinem Teil der Wiese.
Hier war ich schon einmal. Vor ein paar Jahren habe ich einen Reisenden, dem ich ein paar Dokumente entwenden sollte, hierher verfolgt. Konoha liegt nur eine gute halbe Flugstunde entfernt.

Moment mal... Da war doch was. Blinzelnd schaue ich wieder hoch zur Mittagssonne.
Oh Scheiße! Mit einem mal hellwach springe ich auf. Aisu und Julio brauchen meine Hilfe! Ich muss sofort los. Es ist bereits Mittags . Ich habe den ganzen Vormittag verschlafen.
Ohne noch länger zu zögern breite ich meine Flügel aus und fliege los. Ich fliege gar nicht erst nach Hause, da ich genau weiß, dass sie nicht da sind. Woher? Keine Ahnung - ich weiß es einfach.  Jedenfalls lande ich direkt auf dem Dach vom Haus des Hokages. Die steinernen Gesichter der früheren Hokage neben mir ignoriere ich und nehme direkt die Treppe nach unten. Mein Bein tut weh, aber das ignoriere ich einfach. Es sind schließlich bloß ein paar Schmerzen und ich habe gerade wichtigeres zu tun. Ein paar Jo-Nin, die mich fragen was mit mir los sei - ich hinterlasse schließlich leicht blutige Flecken (ach ja, da war ja noch was) - ignoriere ich einfach und betrete ohne anzuklopfen das Büro des Hokage.

"Wo sind sie?"
Langsam blickt Sarutobi von seinen Unterlagen auf. "Oh du bist schon zurück? Ich gehe mal davon aus, dass du den Auftrag wie immer vollständig ausgeführt hast, nicht wahr?"

Nickend gehe ich vor bis zu seinem Schreibtisch und halte ihn meinen rechten Arm hin. Ich habe ihm von den Namen erzählt. Er fragt nicht nach und wir benutzen es als Kontrolle für meine Aufträge.
Nach einem kurzen bestätigenden Blick meint der Hokage: "Gut gemacht. Aber du bist verletzt und blutest. Geh am besten gleich zu den Ärzten." Ich weiß, dass er es nur gut meint, aber...
"Tut mir leid, aber dafür ist keine Zeit. Wo sind sie? Ich muss möglichst schnell zu ihnen."

Der Dritte scheint ein wenig verwirrt. "Wen meinst du? Dein Team? Die sind mit dem Team 7 auf einem Auftrag. Was ist denn so dringend?"

Ich seufze. Eigentlich habe ich dafür keine Zeit.
"Ja, genau die. Erkläre ich dir, wenn ich wieder da bin. Kurz gesagt: bei ihrem Auftrag wird ganz sicher etwas schief gehen. Sie sind nicht in Konoha, oder?"
"Ähm... du hast Recht. Sie haben einen Auftrag der C-Klasse angenommen und sollen einen Brückenbauer vor Banditen beschützen. Das klang ziemlich machbar, also sind sie jetzt auf dem Weg ins Wellenreich", antwortet mein Gegenüber immer noch ziemlich verwirrt. Vermumtlich antwortet er mir nur, weil er sich langsam an meine wirren Andeutungen gewöhnt hat.
Unsere Aufträge sind in die Klassen S, A, B, C und D unterteilt, wobei D am einfachsten und S am schwersten ist. Ge-Nin erledigen nur Aufträge der Klasse C und D. Bisher hat Team 7 nur D-Klasse Aufträge bekommen. Langweilig, aber gut für Anfänger.

Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und nehme den gleichen Weg zurück zum Dach, von wo aus ich einfach nach Süden los fliege. Ich war bereits einmal im Wellenreich und bin mir somit ziemlich sicher, welchen Weg sie genommen haben. Sie sind vermutlich gestern Nachmittag los und werden sich sicher nicht unnötig beeilen. Schließlich haben sie einen einfachen Menschen dabei, der nicht geübt ist wie ein Ninja oder ein Dämon. Demnächst müssten sie in ein Boot steigen, um zum Wellenreich, das aus mehreren Inseln ohne Verbindung zum Festland besteht, überzusetzen. Mit dem Boot sind sie deutlich langsamer als ich beim Fliegen. So werde ich sie vermutlich in ein paar Stunden einholen können.

Ich bin bereits über dem Wasser, als ich Julio erneut heulen höre. Allerdings ist es deutlich dringender, als das von gestern, wodurch ich schon eine gewisse Ahnung habe, was passiert sein könnte. Und diesmal bin ich nah genug, um genau sagen zu können wo er ist.

Ich drehe ein wenig nach Osten ab. Anscheinend sind sie schon recht nah an ihrem Zielort.
Keine viertel Stunde später sehe ich sie bereits. Sie stehen an einem See, bzw. Kakashi steht auf dem Wasser und hält den Arm eines fremden Ninjas in der Hand. Ich mustere ihn kurz genauer. Er ist sehr groß, trägt ein ziemlich gigantisches Schwert (und damit meine ich wirklich groß) auf dem Rücken und hat die untere Hälfte seines Gesichts hinter einem Verband versteckt, sodass weder Mund noch Nase zu sehen sind. Dazu kein Shirt, eine lange gestreifte Hose, Sandalen, lange Stofschläuche um seine Arme und das Stirnband eines Ninja aus Kirigakure (dem Dorf versteckt hinter dem Nebel aud dem Wasserreich) schief und seitlich um den Kopf. Das kann eigentlich nur Zabuza Momochi sein. Als Abtrüniger Jo-Nin Kirigakures und ehemaliges Mitglied einer Attentattruppe, wo er für seine lautlose Mordtechnik berühmt war, steht er im Bingobuch.
Weiterhin ist er auch noch als Dämon aus Kirigakure - dem Dorf hinter dem Blutnebel, wie Kiri früher genannt wurde - bekannt. Diese Bezeichnung kam durch ihre besonders grausame Abschlussprüfung zustande. Die bestand nämlich aus gegenseitigem Mord unter den Schülern. Sie hatten zuvor noch zusammen gelernt und mussten sich nun gegenseitig töten.
Vor gut zehn Jahren wurde diese Prüfung allerdings, aufgrund einer besonders grausamen Tat einJahr zuvor, abgeschafft.
Es heißt, ein dämonisches Kind - ein Junge, der noch weit vor dem Abschluss stand - habe alle Prüflinge - weit mehr als hundert Schüler - dieses Jahres abgeschlachtet. Dieses Kind soll Zabuza gewesen sein.  Deshalb ist er, obwohl er genau genommen kein Dämon ist, unter dem Titel bekannt.

Ich schaue mich weiter um und sehe, dass Naruto hinter ihnen im Wasser schwimmt. Was zur Hölle ist da passiert? Na ja, egal. Am Ufer steht ein alter Mann mit Strohhut - vermutlich der Auftraggeber - und direkt neben ihm Sakura, Sasuke und Aisu. Sasuke sieht ein wenig ramponiert aus. Die müssen mir nachher echt erklären, was hier los war. Und wieso sie plötzlich mit Zabuza zu tun haben, obwohl es eigentlich nur um Banditen gehen sollte.
Zwischen ebendieser Gruppe und dem Ufer stehen sich zwei Schwertkämpfer gegenüber. Julio mit seinem Breitschwert und eine mir nur allzu bekannte Gestalt, die genau wie ich mit zwei Schwertern kämpft.

Sie springen gerade auseinander, sodass ich einfach zwischen ihnen lande.
Ein Blick auf Julio verrät mir, dass er zwar ziemlich außer Atem, aber nicht ernsthaft verletzt ist. Auch Sasuke sieht noch recht fit aus und sowohl Aisu als auch Sakura sind unverletzt. Schon seit Julios Heulen vorhin, spüre ich wieder Aisus Angst und jetzt kann ich sie auch riechen. Julio grinst bei meinem Anblick.
Dafür habe ich jedoch keine Zeit.

Nun wende ich mich dem zweiten Schwertkämpfer zu. Er ist ebenfalls schwarz gekleidet und auch seine Haare sehen genauso aus wie meine - nur halt in kurz. Außerdem sind seine Schwerter aus Silber - ätzendes Zeug. Auch er fängt bei meinem Anblick an zu grinsen und begrüßt mich mit: "Ich habe dich schon erwartet, Bruder!"

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt