Kapitel 2: Wahrheit kommt ans Licht (Teil 4)

96 8 8
                                    

Ich trainiere genauso wie damals bei den Schatten. Barfuß, ohne Shirt, mit beiden Schwertern und mit Feuer. Ich verbinde meine Schwertkunst mit meinen Feuerkünsten.

Ich denke noch kurz daran, dass ich Aisu in ein paar Stunden wecken soll. Doch bereits ein paar Augenblicke später vergesse ich die Zeit vollkommen und konzentriere mich nur noch auf meine Kraft.....


Es ist fantastisch. Ich verbinde meine Schwerter mit dem Feuer und der Kraft des Drachens auf meinem Rücken. Das Mal fängt an dunkel zu leuchten - das tut es immer wenn ich seine Kraft nutze.

Ich liebe es so zu trainieren und es lenkt mich von allem ab was ich getan habe. So mit den Schwertern umzugehen lässt mich alles vergessen. Alles.

Nach einer Weile geht die Sonne auf und etwas später ist es bereits hell. Und ich trainiere immer noch.

Bis ich ein Geräusch hinter mir höre und mir ein eisiger schöner Geruch um die Nase weht. Aisu..... Ich höre, mit dem Rücken zum Gebäude, auf zu trainieren.
Der Drache leuchtet noch immer.

"Wolltest du mich nicht wecken?", fragt Aisu auf der Terrasse sitzend. Oh nein, das habe ich ja total vergessen.
Leicht verlegen drehe ich mich um. "Tut mir Leid. Das habe ich total vergessen." Ich gehe auf sie zu, schnappe mir die Scheiden der Schwerter von der Terrasse und fahre, sobald ich die Schwerter wieder verstaut habe, fort. "Komm, lass uns frühstücken."

Innerhalb von 10 Minuten habe ich ein japanisches Frühstück fertig und wir sitzen zusammen am Tisch.

"Was war das eigentlich für ein Feuer?", fragt Aisu nach ein paar Bissen.

"Ich habe dir doch erzählt, dass ich hier ein Dämon bin und Julio auch", antworte ich. Von Julio habe ich ihr auch schon erzählt und als sie nickt, fahre ich fort. "Jeder Dämon berherscht, nein ist, ein Element. Julio ist die Luft und ich das Feuer. Das ist auch etwas, das in jeder Dimension gleich ist, genau wie die Tatsache, das wir Werwölfe sind. Mit dem Feuer wollte ich dich eigentlich zum Trainingsbeginn überraschen."

Sie sieht mich leicht misstrauisch an. "Wie viel hast du mir eigentlich noch nicht erzählt?"

Ich lächel leicht traurig. "Mehr als du denkst. Viel mehr...." Wenn sie tatsächlich alles wüsste, würde sie mich sicher hassen.....

Wir essen ein paar Minuten schweigend weiter, doch dann fragt sie mich neugierig weiter. "Woher hast du diese Schwerter? Und wieso hat dein Tattoo so geleuchtet?"

Sie ist schon immer total neugierig gewesen. "Die Schwerter habe ich von dem, der mir das Kämpfen beigebracht hat und das Tattoo auch. Es hat seine eigene Magie. Je stärker diese ist, desto mehr vom Rücken bedeckt der Flügel des Drachen und immer wenn ich diese Magie nutze leuchtet es halt."

"Aber.... aber der Flügel deines Drachen bedeckt deinen ganzen Rücken...", unterbricht sie mich.

"Die Magie, die der Drache beinhaltet, richtet sich je nachdem was der Körper aushält und mein Körper hält halt ziemlich viel aus. Wie bereits gesagt: ich sterbe nicht so schnell. Kurz gesagt, mein Körper hält mehr Magie aus, als so gut wie jeder andere." Die Nachteile dieser Tatsache verschweige ich jedoch.

Sobald wir fertig sind, räume ich auf. Ich bin fast fertig, als Aisu mich fragt: "Dein Arm.... Wieso hast du einen aus Metall?"

Ich hasse die Erinnerung daran, doch recht traurig antworte ich ihr. "Bevor ich zum Werwolf wurde, ist mein Vater gestorben. Kurz darauf hatte ich eine Möglichkeit gefunden, mit der ich ihn vielleicht wieder zum Leben erwecken könnte. Mit Alchemie. Die Alchemie ist eine Wissenschaft, bei der man Sachen in ihre Bestandteile zerlegt und dann neu zusammensetzt. Das wichtigste Gesetz der Alchemie besagt, dass man um etwas neues zu erschaffen etwas von gleichem Wert hergeben muss. Zusätzlich gilt noch, dass menschliche Transmutationen strengstens verboten sind."

Ich schweige ein paar Sekunden ehe ich fortfahre, doch Aisu lässt mir diese Zeit. "Ich habe in einer Nacht beide Gesetze gebrochen, in dem ich versucht habe meinen Vater wiederzubeleben. Mein Bruder wollte mich davon abhalten, doch sobald er kurz unterwegs war, habe ich es doch getan. Ich bin - wie erwartet - gescheitert. Der Preis, den ich bezahlen musste, als die Transmutation schief ging, war der Arm. Mein Bruder fand mich bewusstlos, blutend und mit einem fehlenden linken Arm im Keller. Er verarzte mich und sobald ich wieder halbwegs fit war, habe ich mir diesen Arm gebaut. Nicht lange danach kamen die Werwölfe....."

Wieso erzähle ich ihr das? Selbst Julio habe ich das erst nach Jahrzehnten erzählt. Aisu kenne ich seit sie fünf war, doch ich habe oft das Gefühl als würde ich sie schon viel länger kennen. Wir haben jahrelang nahezu alles zusammen unternommen. Nun ja, jetzt habe ich es ihr schon erzählt und kann es nicht mehr zurücknehmen - auch wenn ich das gerne tun würde.
Was sie nun dazu wohl sagt?


"Du hast einen Bruder?", fragt sie verwundert.
Oh, Mist. Ich hatte ganz vergessen, dass ich ihr noch nie von meinem Zwillingsbruder Astral erzählt habe. Ich sollte endlich mal aufhören mich andauernd zu verplappern.
"Ich hatte einen Bruder", antworte ich traurig.

-------------------------------------------

Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt