Kapitel 20: Das Geschenk des Blitzdämonen (Teil 1)

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Am Abend des nächsten Tages - draußen müsste gerade die Sonne untergehen - höre ich wie ein Schlüssel in der Tür herumgedreht wird und gleich darauf Fallatas zusammen mit einer Wache eintritt. Langsam richte ich mich auf, während Rico in seinem Bett liegen bleibt und mit halb geschlossen Augen weiter döst.

Ich unterdrücke ein leichtes Grinsen. Ihn habe ich eigentlich schon früher hier erwartet.

Wortlos und ohne Wiederstand zu leisten stecke ich meine Hände durch eine Öffnung am Gitter und lasse mir hinter meinem Rücken wieder Handschellen anlegen, die die Elemente zurück halten sollen. Die Gitter verhindern lediglich, dass man die Elemente benutzen kann um zu fliehen. Die Handschellen hingegen sollen verhindern, dass ich Fallatas grille.
Direkt nachdem sie die Zellentür aufgeschlossen hat, verschwindet die Wache auch wieder zurück in den Vorraum. Das ist ganz sicher nicht nach Vorschrift.

Kaum ist die schwere Tür zugefallen, packt Fallatas mich an meinem Schal und drückt mich an die Gitterstäbe. "Was zur Hölle bezweckst du?!?", faucht er mich von oben an. Ja, er ist fast einen Kopf größer als ich.

"Ich habe keine Ahnung wovon du redest", tue ich unschuldig.
"Du weißt genau was ich meine! Wieso bist du überhaupt wieder da?" In seinen Augen sehe ich den selben Hass, wie an dem Tag an dem er versucht hat mich umzubringen.

"Ich will in diesem Land etwas ändern. Ich bin hier um euch zu zeigen, was ihr nicht sehen wollt!", antworte ich und schaue ihm ernst direkt in die Augen.

"Wie willst du das denn hier im Kerker schaffen? Als Verbrecher? Du hättest damals einfach sterben sollen.", erwidert er gehässig.
So langsam macht er mich wütend, doch noch bleibe ich ruhig und antworte ihm ebenso gehässig: "Was willst du tun, lieber Bruder?" Das Wort 'Bruder' spucke ich fast schon wie eine Beleidigung aus. "Willst du mir wieder irgendwas ins Herz bohren? Wo es das letzte Mal doch so gut funktioniert hat." Nur die Handschellen verhindern gerade, dass ich in Flammen aufgehe.

Sein gehässiges Grinsen wird noch eine Spur überheblicher. "Ich muss gar nichts tun. Das Groß-Tribunal wird deine Hinrichtung beschließen und dann verlierst du deinen Kopf! Du wirst sterben - genau wie Astral gestorben ist. Hingerichtet!"

Ich fletsche die Zähne. Das war jetzt eine Spur zu viel. "Elender Feigling und Amateur!", fauche ich. "Immer lässt du andere die Drecksarbeit machen! Alleine hast du schließlich noch nie was auf die Reihe bekommen", werfe ich ihm immer noch knurrend an den Kopf. Er weiß genauso gut wie ich, dass ich damit auf sein fehlgeschlagenes Attentat anspiele. Dass mich solche Wunden noch lange nicht töten, muss ich ihm ja nicht unbedingt unter die Nase reiben.

Er drückt mich noch stärker nach hinten. "Es steht bereits fest. Ich werde das Schwert führen, dass dich den Kopf kostet. Und nicht nur dir. Ich werde dafür sogen, dass deine beiden Freunde als Komplizen die selbe Strafe erwartet", droht er mir.

Ich bedenke ihn mit einem vernichtenden Blick und er zuckt wie vom Schlag getroffen zurück. Fallatas ist ein paar Schritte zurück getaumelt, hält sich die Hand und blickt mich fassungslos an.
Mit aktivierten Sharingan erschaffe ich aus Energie, die von den Handschellen nicht wirklich eingeschränkt wird, Schwerter und lasse sie auf seine Kehle zeigen. "Solltest du meinen Freunden oder meiner Familie noch einmal drohen oder ihnen auch nur ein Haar krümmen, bist du der erste, der hier seinen Kopf verliert."

Ohne ein weiteres Wort verlässt Fallatas wieder den Zellenbereich. Anscheinend hat er endlich verstanden, dass mich seine Drohungen kalt lassen. Vielleicht hat er aber auch endlich begriffen, dass ich meine durchaus wahr machen werde. Fallatas ist verschwunden ohne meine Zelle wieder zu verschließen und ohne mir die Handschellen wieder abzunehmen - was er eigentlich hätte tun sollen. Seufzend deaktiviere ich wieder mein Sharingan und mache mich daran die Handschellen mit einem Dietrich aus meinem Gürtel zu öffnen. Schlösser zu öffnen ist eines der ersten Dinge, die man bei den Schatten beigebracht bekam. Wie willst du schließlich jemanden unbemerkt umbringen, wenn du noch nicht mal rein kommst?

Die geöffneten Handschellen lege ich auf meinen Tisch, schließe anschließend wieder die Tür meiner Zelle und strecke kurz meine Flügel, die während meines 'Gesprächs' mit Fallatas sichtbar wurden. Hätte ich hier raus gewollt, hätte ich mich gar nicht erst her bringen lassen.
"Jetzt verstehe ich wieso du Dark Angel genannt wirst", pfeift Rico anerkennend. "Aber erkläre mir mal: was war das eben?"

"Was meinst du? Das war doch nur mein älterer Bruder. Den dürftest du doch auch kennen", antworte ich verwirrt.

"Ja, ja. Natürlich kenne ich den Thronerben und du musst mir schon noch erklären wieso ihr euch gegenseitig an die Kehle wollt", winkt er ab. "Aber das meine ich gerade gar nicht. Woher hast du Flügel? Was war das für schwarzer Rauch? Und die Blitze erst. Die waren cool! Aber woher kannst du das? Soweit ich weiß, konnen Yaoraner doch nur eines der vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft beherrschen...."
Er ist ja ganz aufgeregt und scheint mindestens genauso neugierig zu sein wie Julio. Auch ein kleiner Hustenanfall kann den Wortschwall kaum bremsen. Bei dem Anblick muss ich schmunzeln.

Moment...
Was hat er gerade gesagt?!?
"Was für Blitze?", frage ich erschrocken.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt