Nun schaut Aisu mit einem tadelnden Blick aus ihren eisblauen Augen auf mich hinab. Ich seufze leicht frustriert: "Wieso zur Hölle kann so ein Plan nie funktionieren?"
"Wieso ist es zu gefährlich?" Aisu ignoriert meine Frage vollkommen, aber die Frage hatte ich sowieso eher an mich selbst gerichtet.
Seufzend setze ich an ihr zu antworten. Es sowieso zu spät um etwas zu ändern, jetzt da sie (genau wie bei Julio) nicht mehr meine Nähe benötigt, um die Dimensionen zu wechseln.
"Deine Dimension ist ziemlich harmlos. Es gibt nicht wirklich übernatürliche Kräfte - wie du es nennen würdest. Das einzige wären die Werwölfe, doch die sind ebenfalls total harmlos im Vergleich zu dem was in den anderen Dimensionen auf einen wartet. Du hast in deinem Leben noch nie zuvor wirklich kämpfen müssen und bist so einfach nicht gut genug ausgebildet um hier auf Dauer zu bestehen. Auch hier habe ich Feinde und mache mir zwangsläufig immer mal wieder neue. Es ist zu gefährlich.""Dann bring es mir halt bei! Anscheinend lässt sich sowieso nix mehr daran ändern, dass ich hier bin. Also zeig mir doch einfach wie ich mich verteidigen kann. Das mit dem Eis hat doch bisher auch ganz gut funktioniert. Und bis es soweit ist, bist doch immer noch du da!", wirft sie ein.
Ruckartig setze ich mich auf und drehe mich zu ihr. "Du hast doch keine Ahnung!", fahre ich sie an und meine Augen blitzen kurz in einem wütenden giftgrün auf. "Dies ist kein harmloser Abenteuerausflug! Gegner in diesen Dimensionen sind deutlich gefährlicher als alles was du bisher gesehen hast! Viele von ihnen sind auch mir und Julio deutlich überlegen und wir kämpfen schon ziemlich lange. Eigentlich jeder hier ist für deine bisherigen Erfahrungen unmenschlich stark!"
Sie zuckt zusammen. Anscheinend war ihr das nicht bewusst. Doch das war noch nicht alles, weshalb ich nach einem beruhigenden Durchatmen fortfahre: "Das ist noch nicht alles. Auch die Dimensionen an sich sind gefährlich. Es kann jederzeit passieren, dass eine Dimension verschwindet. Dass ich auf einmal nicht mehr dahin reisen kann. Julio und ich können damit leben. Eben weil wir unser ganzes Leben schon umherreisen, aber du würdest dein Zuhause verlieren und alles was du bisher kennst."
Ich weiß, dass es sicher wehtut so etwas so direkt gesagt zu bekommen, aber sie sollte zumindest von diesen Gefahren wissen, wenn ich ihr schon nicht von der größten Gefahr erzählen möchte - mir selbst.
Dementsprechend... baff? Kann man das so sagen? Nun ja vielleicht trifft es auch leicht verstört, aber egal. Wie auch immer. Sie sitzt in einer Art Schockstarre neben mir und schaut auf den Boden. Anscheinend ist es für sie nicht ganz leicht all das zu verdauen, aber das musste einmal gesagt werden.Nach ein paar Sekunden des Schweigens fragt sie: "Alles? Also auch Kaito?"
Mein Blick wird wieder etwas weicher. Natürlich denkt sie zuerst an ihren Bruuder "Ja. Tut mir leid. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber es kann passieren."
Nun seufzt sie auch. "Tut mir leid", entschuldige ich mich erneut.
Sie winkt ab und meint bloß: "Lässt sich jetzt sowieso nicht mehr ändern. Was machen wir nun?" Letzteres fragt sie vorsichtig.
"Wie du vorgeschlagen hast werde ich anfangen dir etwas zu deiner Verteidigung beizubringen. Letzte Woche haben wir ja bereits angefangen, aber mach dich ab jetzt auf ein anstrengendes Training gefasst."Sie nickt ethusiastisch, was mich schmunzeln lässt. Sie war schon immer stärker als sie nach außen hin aussieht.
"Komm du solltest jetzt ins Bett gehen. Die Sonne geht bald auf und du solltest dich etwas ausruhen. Im Gegensatz zu uns brauchst du den Schlaf."Sie haut mir spielerisch gegen den Arm, geht aber dennoch mit mir Richtung Haus. Im Hauseingang bleibt sie stehen und fragt plötzlich: "Wieso sind deine Flügel eigentlich immer noch zu sehen?"
Oh... Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass sie immer noch angewinkelt an meinem Rücken zu sehen sind.
"Ach so! Ich habe einfach vergessen sie weider zu verstecken, aber das ist ja nicht so wichtig. Hier ist sowieso nie jemand anderes und es ist einfach entspannter sie mal frei zu lassen", antworte ich leichthin.
Sie nickt und geht schlafen, während ich mich ins Wohnzimmer setze und in einem Buch über Alchemie lese. Es ist noch nicht lange in meinem Besitz, weshalb ich noch nicht dazu kam es zu studieren. Trotzdem erhoffe ich mir, ein wenig über die menschliche Transmutation herraus zu finden. Schließlich will ich meinen Arm irgendwann ziemlich gerne zurück haben.Ein paar Stunden später habe ich das Buch durchgelesen, aber auch hier wieder keine neuen Informationen gefunden. Nur einige meiner Theorien wurden bestätigt. So war es zumindest nicht völlig nutzlos...
Seufzend klappe ich das Buch zu und bringe es zurück in die Bibliothek.
Ich bin gerade auf dem Weg in die Küche, als es am Fenster klopft. Ich öffne es und ein Botenfalke kommt mir entgegen. Ein Auftrag? Ich nehme dem Falken die Schriftrolle ab und er verschwindet auch gleich wieder. Ohne sie zu öffnen, lege ich sie auf den Tisch. Erst Frühstück, dann Aufträge.Ich pfeife einmal laut - ein Zeichen für Julio aufzustehen und hoffentlich weckt er auch Aisu.
Keine zehn Minuten später, in denen ich Frühstück gemacht habe, sitzen wir alle mehr oder weniger ausgeschlafen am Tisch. Vor mir und Julio stehen große dampfende Tassen mit starkem Kaffee und vor Aisu ein Tee. Sie mag keinen Kaffee.
"Ein neuer Auftrag?", fragt Julio und deutet auf die Schriftrolle neben meinem Teller.
"Hab noch nicht nachgeschaut", antworte ich wahrheitsgemäß."Auftrag?", fragt Aisu ziemlich verschlafen.
Julio übernimmt für mich zum Glück das Antworten, während ich die Schriftrolle öffne. Es ist noch ein Umschlag dabei, doch das ignoriere ich erst einmal und wende mich der Schriftrolle an sich zu."Da wir ein sagen wir mal leicht spezielles Team sind, bekommen wir vom Hokage nicht selten spezielle Aufträge, die für andere Teams nicht ganz so leicht zu bearbeiten wären." Zum Glück verschweigt er die Art der Aufträge.
Ich widme mich wieder der Nachricht.-------------------------------
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Der Wächter der Dimensionen
FanficMein Name ist Yuya Shadowhunter. Ich bin keinesfalls normal. Ich mag vieles sein - aber normal gehört ganz sicher nicht dazu. Dementsprechend chaotisch ist auch mein Leben - was nicht nur damit zu tun hat, dass ich hauptberuflich Leute umbringe. D...