Kapitel 9: Kriegserklärung (Teil 1)

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"Kannst du dir darauf einen Reim machen und was ist Shadow überhaupt?"

Oh ja. Meine Vermutung hat sich leider bestätigt. Die lernen es auch nie.

Ich nicke ganz langsam und antworte vorsichtig: "Der Typ am Telefon durfte euch einfach nichts verraten. Ich habe eine grobe Vermutung. Aber um die zu verstehen, müsst ihr erst etwas über Shadow wissen. Shadow bezeichnet eine Person."

"Was eine Person? Was für eine Person muss Shadow sein, um eine solche Geheimhaltung zu rechtfertigen."

Ich lehne mich zurück und überlege kurz wieviel ich ihnen erzählen soll, bevor ich antworte: "Shadow erledigt Aufträge, die teilweise als unmöglich gelten und auch solche mit denen die Regierung nicht in Verbindung gebracht werden möchte."

"Damit meinst du Attentate, Diebstähle und dergleichen, oder?", meint Charlie missbilligend und sein  verdunkelter Blick macht deutlich, dass er solche Maßnahmen nicht gut heißt.

Ich nicke. "Im Prinzip schon. Dazu kommt auch noch Informationsbeschaffung und das ein oder andere mal hat er sogar irgendwen aus ausländischen Gefängnissen geholt. Er nimmt auch private Aufträge an und dafür, dass er solche Aufträge für die CIA erledigt, lassen sie ihn in Ruhe. Für die CIA lohnt sich das, da Shadow mit Abstand der Beste auf seinem Gebiet ist. Dadurch hat er sich in der Vergangenheit natürlich Feinde gemacht und ich glaube, dass einer von ihnen hinter den Morden steckt. Shadow wird wissen um wen genau, ich frage ihn einfach mal. Ich vermute mal, dass ich her geschickt wurde damit am Ende nicht noch mehr Informationen über ihn bekannt werden. Lieber wissen einige wenige mehr, als dass zu viel öffentlich wird."

Mittlerweile sind alle fertig mit dem Essen und Charlie scheint etwas noch nicht ganz klar zu sein. "Wenn das zwischen der CIA und Shadow nur so etwas wie eine Zweckgemeinschaft ist, wieso haben sie Shadow dann nicht einfach verraten?"

"Ganz einfach. Sie haben keine Ahnung wer Shadow wirklich ist. Von der ganzen CIA bin ich der einzige, der das weiß und ich werde ihn niemals verraten. Ich bin so etwas wie das Bindeglied zwischen Shadow und der CIA und vermittel auch die Aufträge. Shadow war natürlich klar, dass die CIA ihn irgendwann verraten könnte, wenn sie seine Identität wüssten", antworte ich und dichte mir somit Thomas Harpers Rolle zu.

"Warum bist du solch einem Verbrecher gegenüber derart loyal?", fragt Don gerechtfertigterweise.
Ich schaue etwas zur Seite und antworte ausweichend: "Ist eine lange Geschichte. Kurz gesagt, werde ich euch nichts sagen, dass gegen ihn verwendet werden könnte. Und zu dem Fall kann ich vorerst auch nur noch eines sagen: Die Morde dienen eindeutig dazu, Shadows Aufmerksamkeit zu erlangen. Deshalb auch die verschiedenen Staaten, die Cops und der Marine. Ich glaube das diente dazu möglichst viele Bundesbehörden auf den Plan zu holen, die dann nach Shadow suchen sollten. Allerdings hätten vermutlich ein gutes Dutzend gezieltere Leichen gereicht, um die nötige Aufmerksamkeit zu erlangen. Wieso haben sie dann schon 57 Leute umgebracht und ich glaube nicht das es bereits vorbei ist."

"Was genau willst du damit sagen?", fragt Aisu vorsichtig.

"Ein Mord geschieht ständig. Zwei Morde nach ähnlichen Muster können Zufall sein", erkläre ich langsam. "Ab drei Morden ist es nahezu mit Sicherheit ein Serienmörder. Ab einem guten Dutzend erregen sie viel Aufmerksamkeit - besonders zusammen mit merkwürdigen Nachrichten. Doch 57 Leichen zusammen mit den Nachrichten und dieser unglaublichen Präzision - das kann nichts dergleichen sein. Das ist eine Kriegserklärung."

"Kriegserklärung?", fragt Charlie verwirrt.

Ich nicke. "Hinter dieser Serie von Morden scheint eine Gruppe zu stecken, die Shadow hasst. Sie fordern ihn heraus. Also sind sie entweder mutig oder verrückt. Ich werde Shadow fragen, ob er eine Ahnung hat wer dahinter steckt."
Alle nicken und damit ist das Thema für heute gegessen.

Die Anderen gehen so langsam, während Aisu noch auf uns wartet.
Sobald wir fertig sind, bringen wir sie noch nach Hause.

"Willst du mir wirklich nicht sagen wieso du Shadow gegenüber so loyal bist?", fragt Aisu vor ihrer Haustür.
"Genau", bestätige ich.
Sie seufzt und geht zur Tür und öffnet diese, doch bevor sie im Haus verschwindet fragt sie noch: "Wäre das einer der Dinge wieso ich dich hassen könnte?"

Ich setze ein trauriges Lächeln auf und sage während sie im Haus verschwindet: "Wenn du die ganze Geschichte kennen würdest, ja."

Julio und ich laufen ganz gemütlich durch den Wald in Richtung unseres Hauses. Nach ein paar Minuten gibt Julio mir mal wieder den Ratschlag, den ich ganz sicher nicht hören will.
"Du solltest ihr davon erzählen."

Ich lache auf. "Ich soll ihr sagen, dass ich einer der erfolgreichsten Verbrecher des letzten Jahrtausends bin? Dass ich ein gefürchteter Assassine bin und von den gefährlichsten Verbrechern Japans ausgebildet wurde? Dass ich die Kontrolle verliere, sobald ich zu stark fühle?"

"Stimmt. Das dürfte ein wenig komliziert werden", lenkt er ein. "Aber irgendwann findet sie es sowieso heraus."
Ich seufze, da ich ja schließlich weiß, dass er Recht hat.

Nach ein paar weiteren Minuten, die wir schweigend nebenher laufen, wechselt Julio das Thema. "Du weißt wer dahinter steckt, oder?"
Mir ist sofort klar, dass er diese Mordserie meint, weshalb ich nicke und antworte: "Es ist dieses Wolfsrudel von dem ich dir erzählt habe. Sie scheinen an ihrem Alpha mehr zu hängen als ich gedacht hatte...."

Nach einer kleinen Pause füge ich noch hinzu: "Oder ihr neuer Alpha ist einfach nur lebensmüde."

"Was wirst du unternehmen?", hakt Julio nach.
Ich grinse. Natürlich werde ich so etwas nicht einfach dem FBI überlassen und er weiß das nur zu genau.

"Ich weiß noch nicht", antworte ich ehrlich.
Mittlerwile sind wir bei uns Zuhause angekommen und ich fahre fort: "Ich werde jetzt einfach zur Klippe gehen. Dort kann ich immer am besten nachdenken."

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt