Kapitel 22: Die Worte eines Toten bringen die Entscheidung (Teil 2)

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Die nächste Zeit bin ich eigentlich fast nur dabei mich zu verteidigen. Nur ab und zu schaffe ich es zu kontern. Seine körperlichen Angriffe, besonders die mit seinem rechten Arm, sind nicht mehr ganz so stark wie vorher. Mein Angriff scheint wohl doch eine Wirkung gehabt zu haben, was allerdings nicht heißt das es gerade einfacher wird. Seine Angriffe mit den Elementen der Dämonen werden schneller und stärker und außerdem scheint er meine Bewegungen noch besser vorhersehen zu können, sodass ich einen Angriff nach dem anderen einstecken muss.

Kaum bin ich wieder einer Flutwelle ausgewichen, wartet schon eine Sense aus Wind auf mich, nach der wiederum spitze Eiszapfen auf mich zu schießen. Diese bringe ich mit meinen Flammen zum Schmelzen, nur um kurz darauf wieder einem anderen Angriff auszuweichen. Und all das in einem dichten wabbernden Nebel. Jeder Angriff drängt ihn kurz zurück, nur damit er anschließend fast noch dichter wird.

Ich blocke gerade mit meinem rechten Unterarm einen Tritt von Heath, als ich spüre, dass etwas von hinten auf mich zu kommt. Um auszuweichen, lehne ich mich leicht nach rechts. Dadurch werde ich nicht aufgespießt, allerdings ist es - ein Felsen in Form eines Schwertes - ein wenig höher als erwartet und trifft auf meine rechte Schulter. Da diese jedoch aus Metall ist, ignoriere ich es vorerst und weiche weiter zurück, um Heaths nächstem Schlag auszuweichen.
Meine Bewegung wird gleich zu Beginn von einem kurzem Wiederstand unterbunden. Ein kurzer Blick nach rechts zeigt mir wo das Problem liegt. Ein paar Kabel meines Arms sind an dem Stein hängen geblieben. Heiliger Schei... Noch bevor ich in Gedanken zuende fluchen kann, trifft mich Heaths Schlag im Gesicht und ich werde zurück geworfen, wobei die Kabel durchtrennt werden.

Irgendwie schaffe ich es auf den Füßen zu landen und speie Heath ein wenig Feuer entgegen. Dieser blockt es ohne weiteres ab, aber in der dadurch entstehenden kurzen Pause prüfe ich inwiefern ich meinen Arm noch bewegen kann. Frustriert stelle ich jedoch fest, dass höchstens meine Finger ein wenig zucken können.
Wie nervig. Ich verdrehe kurz die Augen, während ich seinem nächsten Angriff zur Seite hin ausweiche und meinen Körper so bewege, als würde ich ihn als nächstes mit links angreifen wollen. Ehe ich dazu jedoch den Arm bewegen müsste - was ich ja nicht kann -, hülle ich uns beide in eine Wolke aus Feuer und umrunde mein Gegenüber. Sobald ich in seinem Rücken bin, leite ich erneut die Blitze in meine Hand und ziele auf seinen rechten Rücken.

Diesmal reagiert er nicht ganz so schnell, kann jedoch noch eine Wand zwischen uns errichten. Sie bremst meinen Angriff ab, kann ihn aber nicht gänzlich aufhalten. Verhindert allerdings, dass ich ihn durchbohre. Diesmal habe ich seine Lunge zumindest beschädigt, wenn auch nicht ganz durchstoßen.
Ein wenig Blut hustend fällt Heath etwas nach vorne auf die Knie, während er mich mit einer Druckwelle nach hinten wirft, wo ich schwer atmend auf dem Rücken lande.

Ich rappel mich schnell wieder auf und ringe mit hängenden Armen um Luft. Heath richtet sich ebenfalls langsam auf und ist genauso schwer am atmen. "Du kannst die Blitze noch nicht vollständig kontrollieren und hast dir damit selbst den Arm aufgeschlitzt. Die Schnitte müssten mittlerweile bis auf die Knochen gehen", murmelt er leise.
"Tun sie", stimme ich zu.
"Wenn es so weiter geht wirst du nicht gewinnen können", stellt er fest.
"Auch damit liegst du richtig."
"Trotz allem hältst du dich noch immer zurück, nicht wahr?"
"Drei von drei richtig. Volle Punktzahl für den Kandidaten", kommt es diesmal sarkastisch von mir zurück.

Heath schüttelt fassungslos den Kopf. "Ich verstehs nicht."
Noch ehe ich fragen kann, führt er seine Bemerkung weiter aus. "Du hältst dich noch immer zurück, obwohl du genau weißt, dass du so nicht gewinnen kannst. Obwohl das Ergebnis schon fest steht, stehst du immer wieder auf und kämpfst grinsend weiter. Spürst du denn überhaupt Schmerzen?"

"Schmerz? Ach ja mein gesamter Körper tut mittlerweile weh", bemerke ich leise. "Aber das ist doch jetzt irrelevant", winke ich was auch immer er sagen wollte ab. "Ich hatte schon wesentlich schlimmere Verletzungen und der Kampf macht gerade unglaublich viel Spaß. Es ist ewig her, dass ich einen derart schweren Kampf hatte - einen Kampf den ich höchst wahrscheinlich verlieren könnte. Ich will nicht, dass es jetzt schon vorbei ist."

"Hältst du dich deshalb zurück? Weil du den Kampf hinauszögern willst?", fragt Heath weiter.
"Nein."
"Was ist es dann?"
Langsam schüttel ich den Kopf. "Ich habe versprochen es erst zu verwenden, wenn ich damit umgehen kann. Und der einzige, der das wirklich beurteilen konnte, hat sein Wissen mit ins Grab genommen."

Wir schweigen ein paar Momente, ehe ich wieder das Wort ergreife. "Außerdem steht das Ergebnis des Kampfes noch nicht fest. Ich kann vielleicht nicht gewinnen, wenn es so weiter geht. Es bleibt nur noch die Frage: Kannst du es schaffen mich zu besiegen? Schaffst du es zu gewinnen?"
Heaths Blick wird leicht sauer  und er greift wieder an. Er hat wohl erkannt was ich meine. Seinem seitlichen Tritt kann ich ausweichen, indem ich mich nach hinten lehne. Die darauffolgende Wasserklinge verfehlt mich nur knapp und meinen anschließenden Konter wehrt Heath geschickt ab. Somit nehmen wir unseren tödlichen Tanz wieder auf.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt