Kapitel 11: Ein elektrisierendes Duell (Teil 2)

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"Erzähl ich dir, solltest du gewinnen. Gewinne jedoch ich, dann erzählst du mir von Heath. Was hältst du davon?", schlage ich ihm vor.
"Ziemlich gewagtes Spiel, aber meinetwegen."
"Es ist nicht gewagt, da ich auf jeden Fall gewinnen werde", werfe ich ein und greife erneut an.

Diesmal schwinge ich jedoch einfach meine Klingen in einem Kreuz und lasse ihnen Feuer folgen, sodass ihm die Flammen entgegenschlagen. Rai antwortet, indem er seine Klinge in Blitze hüllt - er heißt schließlich nicht umsonst so -, damit mein Feuer zur Seite schlägt und dann selbst angreift. Ich weiche aus, konter und es geht wieder weiter. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass diesmal die Elemente aufeinander prallen. Immer wieder springen Funken über und setzen einige Grasbüschel in Brand. Wenn es zuvor ausgeglichen war, wendet es sich jetzt immer weiter zu meinen Gunsten.

Plötzlich verspüre ich eine unheimliche Angst. Eine Angst die ganz sicher nicht meine ist. So etwas ist mir schon öfters passiert. Das hat zum Teil irgendetwas damit zu tun, dass ich ein Alpha bin. Ich spüre manchmal die Gefühle meiner Rudelmitglieder, wenn diese besonders stark sind. Meist befinden sie sich dann in gefährlichen Situationen - zumindest war das mit Julio bisher so.
Von dieser irre starken Angst irritiert, bleibe ich vollkommen regungslos stehen. Es ist deutlich anders als beim letzten Mal - das bereits mehrere Jahrhunderte her ist. Ich spüre einfach, dass diese Angst nicht von Julio kommt...
Mir wird kurz ein wenig schummrig vor Augen und ich taumel ein paar Schritte zur Seite.
Ich höre einen angsterfüllten Schrei - Aisu - und das Heulen eines Wolfes - Julio.
Es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Es ist Aisus Angst, die ich spüre und Julio ruft nach mir. Sie brauchen meine Hilfe.

Autsch... Etwas warmes fließt meinen rechten Arm hinab und ein stechender Schmerz in meiner rechten Brust ruft mich ins hier und jetzt zurück.
"Sie sind in Gefahr. Ich muss los", murmel ich.

"Du kommst hier nicht weg. Das tut keiner von uns. Das hier ist erst vorbei, wenn einer von uns tot ist und im Moment sieht es schlecht aus für dich", entgegnet Rai kalt, aber nicht ohne einen kleinen Anflug eines Lächelns im Gesicht.
Ich huste und spucke dabei ein wenig Blut. Jetzt erst schaue ich nach unten. Hm... da steckt ein Schwert. Rais Schwert steckt in meiner Brust. Ach ja, ich sollte mich bewegen. Und ich brauche etwas Abstand. Ja, Abstand und Bewegung sind gut.
Ich huste erneut und hülle mich in Flammen. Mit einem Aufschrei reiße ich meine Arme nach vorne und schicke Rai somit eine Wand aus Feuer entgegen. Er fliegt zurück, landet im Fluss - der leider die Flammen, die auf ihn übergegangen sind, wieder löscht (Schade) - und nimmt gnädigerweise sein Schwert gleich mit.
Um mich herum bilde ich einen brennenden Wall und sinke auf ein Knie.

Nicht nur meine Brust, sondern auch mein Arm, schmerzen.
Der Schmerz holt mich nun endgültig zurück und so langsam bin ich auch wieder in der Lage ein wenig komplexer zu denken.
So jetzt sollte ich erst einmal meine Lage analysieren. Das ganze eben sollte nur wenige Sekunden gedauert haben. Ich habe Aisus Angst gespürt - keine Ahnung wieso - und Julio hat um Hilfe gebeten. Ein Alpha hört es immer wenn sein Rudel nach Hilfe ruft. Ich muss möglichst schnell zu ihnen, aber dafür muss ich erst einmal diesen Kampf hier beenden.

Ich muss mich jetzt vollkommen auf den Kampf konzentrieren und ihn möglichst schnell zuende bringen. Das jedoch ohne die Kontrolle zu verlieren, weshalb ich ziemlich vorsichtig sein muss. Vollmonde sind schon immer anstrengend gewesen.

Zurück zur Analyse meiner Situation. Mein rechter Arm ist verletzt. Rai muss gerade darauf gezielt haben, als ich erstarrt bin. Keine schlechte Idee. So verringert er meine Kampfkraft. Der Schnitt ist groß und tief, wodurch Beweglichkeit und Kraft eingeschränk sind. Die Wunde in meiner Brust geht glatt durch. Das Schwert war sauber und gut gepflegt, wodurch die Wunde selbst auch sauber ist. Sie stört ein wenig beim Atmen und es tut noch ein wenig mehr weh, wenn ich meinen Arm bewege, aber das ist bloß Schmerz. Er muss auf mein Herz gezielt haben, doch dem bin ich zufällig entgangen. Das wäre ein wenig nerviger gewesen.

Also mit den Wunden lässt es sich weiter kämpfen. Ich blicke endlich wieder zu Rai, der immer noch klitschnass im Fluss sitzt und ein wenig fasziniert in die Flammen blickt. Immerhin brennt bereits die halbe Lichtung. Langsam steht er auf und geht in Angriffsposition - er ist zu erfahren um jetzt unvorsichtig zu werden.
Die Sonne ist bereits dabei unterzugehen. Ich muss mich wirklich beeilen.
Ich atme ein paar mal tief durch, verbanne den Schmerz in den tiefsten Winkel meines Bewusstseins, stehe ebenfalls wieder auf und hebe meine Schwerter.
Rai greift an - es geht weiter. 

Die Nässe hilft Rai dabei sich gegen meine Flammen zu wehren. Seine neuen Brandwunden werden weniger. Es ist nun wieder deutlich ausgeglichener als zuvor. Auch Rai zieht sich nun einige schwerere Schnitte zu. An der Schulter, der Hüfte und auch dem linken Bein. Auch meine Verletzungen werden mehr. Doch keine ist so schwerwiegend, wie die letzten beiden. Nur ein paar Schnitte hier und da. Er hat eine ungeheure Kraft und mit dem verletzten Arm wird es schwerer seine Angriffe abzuwehren. Immer öfter weiche ich aus oder lenke sein Schwert mit meinem linken ab, während ich mit dem rechten konter. Es funktioniert eigentlich ganz gut und ich spieße ihn zwischendurch sogar an der Hüfte auf - leider nur links.

Mittlerweile brennt nahezu die ganze Lichtung. So geht es dann doch recht lange weiter. So langsam bekomme ich leichte Kopfschmerzen. Der Mond wirkt immer mehr auf mich ein. Er drängt mich dazu mich endlich zu verwandeln. Rai erkennt sofort, dass ich kurz abgelenkt bin und verstärkt seine Bemühungen. Kaum einen Augenblick später schießt seine Schwertspitze auf meinen Hals zu. Ich weiche zur Seite, aber dennoch erwischt er mich seitlich am Hals. Während ich noch dabei bin meine Halswunde zu verbrennen, um die Blutung zu stoppen und Rai mein Schwert quer über die Brust ziehe, lässt er bereits einen gewaltigen Blitz auf mich nieder und springt von der Mitte der Lichtung zurück an den Rand.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt