"Nochmal", verlangt Kakashi. Es ist mittlerweile Mittwochnachmittag und wir trainieren schon wieder auf der steinigen Lichtung. Mein rechter Arm tut weh, doch ich folge seinen Anweisungen. Zumindest versuche ich es. Allerdings unterbricht mich eine tiefschwarze Krähe, die auf meiner Schulter landet und einen kleinen Zettel in meine offene Hand fallen lässt. Es stehen nur vier Wörter darauf: Morgen auf der Brücke.
"Was ist das für ein Rabe", fragt Kakashi, der mittlerweile wieder nahezu vollständig genesen ist, verwundert. Ich kritzel noch etwas bestätigendes auf die Rückseite des Zettels und gebe ihn der Krähe zurück, die damit wieder davon fliegt, ehe ich Kakashi antworte: "Eine Nachricht von Heath. Wenn wir kommunizieren müssen, machen wir das immer über die Krähen. Morgen ist es so weit. Heath erwartet mich morgen auf der Brücke und ich vermute, dass Zabuza ebenfalls da sein wird."
Kakashi nickt. "Dann lass uns weiter trainieren." Auch ich nicke und wir fahren fort. Den anderen haben wir nichts erzählt, sie haben aber auch nicht gefragt. Sie wissen nicht was wir hier trainieren. Ich wollte ihnen nicht zu viele Hoffnungen machen, falls es doch nicht funktioniert.
Naruto und Sasuke trainieren echt viel. Besonders nach Tazunas Geschichte am Montag. Naruto ist heute schon wieder nicht zum Frühstück gekommen. Heute Morgen haben wir kurz nach ihnen gesehen - sie kommen sehr gut voran.
Am späten Nachmittag kehren Kakashi und ich wieder zu Tazunas Haus zurück. Er und Sakura sind bereits zurück von der Arbeit an der Brücke und helfen Kakashi gerade dabei seine körperliche Verfassung zu überprüfen. Um genau zu sein sitzen die Beiden auf seinem Rücken, während er Liegestütz mit einer Hand macht. Ninja und ihre durch Chakra und intensives Training gestärkten körperlichen Fähigkeiten. Kakashi ist gerade bei fast 200 Liegestütz und ich bin beinahe fertig damit mein erstes Schwert zu reinigen (zum endgültigen Kampf mit Heath muss es schließlich sauber sein), als Tazuna das Wort ergreift: "Ich wollte euch schon längst mal fragen... Warum arbeitet ihr weiter für mich? Ich hatte den Auftrag doch falsch ausgefüllt...""'Nur zuschauen und nicht Handeln zeugt von Unentschlossenheit. Wie der Herr, so's g'scherr'", antwortet Kakashi mithilfe eines Zitates. "So sagte der letzte Hokage immer. Das ist das Prinzip der Ninja. Nur mit Geld richtet man bei uns nichts aus."
Ich stecke das erste Schwert weg und ziehe nun das zweite. "Ich für meinen Teil will mittlerweile einfach nur meinen Kampf mit Heath. Und außerdem kann ich solche Leute wie Gateau nicht ausstehen, die denken mit Geld und ein wenig Einfluss würde man alles bekommen können. Erwarte keine edlen Motive oder ähnliches. Mir geht es nur um den Kampf und das Geld, das ich als Kopfgeld bekomme", antworte ich schlicht.
Na gut, vielleicht will ich ihnen auch ein wenig helfen. Aber nur ein bisschen.Den Rest des Tages verbringen wir damit uns auf morgen vorzubereiten. Es ist bereits dunkel und Sasuke und Naruto sind immer noch nicht wieder da. Julio und Aisu sind vor etwa einer halben Stunde wieder gekommen und wir wollen gerade anfangen zu essen, als die Tür aufgeht. Die beiden Rivalen kommen aufeinandergestützt herein gehumpelt. "Hähä... Wir sind beide bis zur Spitze geklettert", lacht Naruto.
"Okay", meint Kakashi annerkennend. "Naruto, Sasuke, ab morgen sollt auch ihr Herrn Tazuna begleiten."
"Jawohl", kommt es im Chor von ihnen zurück und sie setzen sich zu uns an den Tisch.
"Wir kommen ebenfalls mit", bestimme ich. Julio schaut mich fragend an und ich nicke leicht. Es ist so weit."Puh. Ich bin heute auch echt kaputt", bemerkt Tazuna nach dem Essen erschöpft, aber fröhlich. "Wisst ihr, unsere Brücke ist bald fertig."
"Vater, Naruto, strengt euch bitte nicht zu sehr an", werden die beiden von Tsunami gebeten, die uns gerade Tee bringt. Naruto grummelt nur und lässt seinen Kopf müde auf den Tisch fallen. Es wirkt fast als würde er gleich einschlafen. Ich nehme gerade einen Schluck des leckeren Tees, als Inari weinend und zitternd aufsteht. Er schlägt mit den Händen auf den Tisch und schreit Naruto an: "Warum strengst du dich so an?! Du kannst sowieso nie gegen Gateau ankommen! Egal wie sehr du dich anstrengst, zuletzt töten dich die wirklich mächtigen!"Selbst Kakashi, der sonst meist eher kalt und gelangweilt scheint, wirkt erschrocken - genau wie der Rest. Keiner von uns hatte einen solchen Ausbruch von dem sonst so stillen Jungen erwartet. "Lass mich in Ruhe. Ich bin anders als du", murmelt Naruto nur leise. Inari ist anscheinend noch nicht fertig, da er Naruto weiter heulend anbrüllt: "Du gehst mir auf die Nerven! Wofür hältst du dich? Du kennst unser Land gar nicht! Du weißt überhaupt nicht wie weh mir das tut! Du kennst keine Schmerzen! Dubist sorglos, du hast nur Spaß im Kopf! Aber ich bin nicht so 'n Spaßvogel wie du!" Anscheinend hat ihn der Tod seines Vaters echt tief getroffen. Innerer Schmerz ist viel schlimmer als äußerlicher. Allerdings ist es noch lange kein Grund alles aufzugeben und das weiß Naruto genauso.
"Und dehalb willst du immer nur heulen?", fragt Naruto zurück, der sich nun endlich aufsetzt. "Dann heul doch dein ganzes Leben lang! Du Heulsuse!", schiebt er mit einem wütenden Blick noch hinter her. Darauf hat Inari nicht mehr zu erwiedern und steht nur noch heulend mit gesenktem Kopf da. Sakura motzt Naruto an, es sei zu viel gewesen, doch dieser schnaubt nur und macht sich auf den Weg ins Bett. Was Naruto gesagt hat war vielleicht wirklich etwas hart, aber es war auch wahr. Inari geht nun nach draußen und setzt sich scheinbar auf den umliegenden Steg ans Wasser.
Die anderen Ge-Nin und Tazuna gehen nun auch ins Bett, während Aisu und Julio darauf bestehen Tsunami beim Abwasch zu helfen. Kakashi folgt Inari nach draußen und ich halte mich im Schatten hinter ihnen. "Darf ich?", fragt Kakashi und setzt sich ohne auf eine Antwort zu warten neben ihn.
"Na komm... Naruto hat das nicht böse gemeint. Er kann sich nur nicht so geschickt ausdrücken", beginnt Kakashi seinen Versuch Inari aufmuntern zu wollen. Als dieser immer noch nichts von sicht gibt, versucht Kakashi es anders: "Dein Großvater hat uns von deinem Vater erzählt. Naruto hat auch keinen Vater, genau wie du." Nun kommt die erste Reaktion von Inari. Es ist zwar nur ein Zucken, aber immerhin eine Reaktion. Also fährt Kakashi fort: "Er ist nicht nur ohne Vater, sondern auch ohne Mutter aufgewachsen... Freunde hatte er auch keine. Sein Leben war vielleicht härter als deins...""Äh." Nun schaut Inari verwundert auf und Kakashi fährt unbeirrt fort: "Trotzdem habe ich ihn noch nie deswegen weinen sehen. Er gibt seine ganze Kraft, um eines Tages von allen respektiert zu werden. Dafür tut er alles... Wahrscheinlich hat er schon all seine Tränen vergossen. Deshalb weiß er was Stärke wirklich bedeutet... genau wie dein Vater. Naruto versteht dich vielleicht am Besten. Er fühlt sich scheinbar wie dein großer Bruder. Also sei bitte nicht böse auf Naruto." Bei den letzten Worten Worten lächelt er Inari an, zumindest wirkt sein eines sichtbares Auge so. Der kleine blickt erstaunt auf, nickt und geht nun wieder ins Haus.
Ich löse mich aus den Schatten und nehme Inaris Platz am Rand des Stegs ein. "Ich glaube du hast ihm sehr geholfen."
"Er musste nur erkennen, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt mit dem ganzen umzugehen. Und dass es noch andere gibt, die ähnliches erlebt haben."Ich nicke. Nach einigen Momenten frage ich ihn: "Du hast es auch schon gesehen, nicht wahr? Du hast gesehen wie dir wichtige Leute vor deinen Augen gestorben sind, nicht wahr?
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Der Wächter der Dimensionen
Hayran KurguMein Name ist Yuya Shadowhunter. Ich bin keinesfalls normal. Ich mag vieles sein - aber normal gehört ganz sicher nicht dazu. Dementsprechend chaotisch ist auch mein Leben - was nicht nur damit zu tun hat, dass ich hauptberuflich Leute umbringe. D...