Kapitel 22: Die Worte eines Toten bringen die Entscheidung (Teil 1)

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Seinem Stich, der auf mein Herz gerichtet ist, kann ich nicht mehr ausweichen.

Er hat jede meiner Bewegungen vorhergesehen und reagiert ehe ich die seinen meinerseits erkennen konnte.
In diesem Moment wird mir bewusst worin das Problem liegt.
Mein Sharingan mag gut sein, aber seine Sinne sind besser. Mein Sharingan ist gut. Es steht dem eines geborenen Uchiha in nichts nach. Ich habe oft genug mit Shisui trainiert um das zu wissen. Er konnte mit seinem Sharingan meines nur übertrumpfen, wenn er...
Nein. Ich verdränge den Gedanken aus meinem Kopf und konzentriere mich wieder auf die jetzige Situation.

Ich kann nicht ausweichen, aber das heißt nicht, dass ich nichts tun kann. Heath hat mich in eine Situation gebracht in der ich mich nicht verteidigen kann, allerdings ergibt sich so auch eine ganz kleine Lücke. Ganz ruhig und ohne eine Miene zu verziehen bringe ich mein Schwert in die richtige Position.
So läuft er geradewegs in meine Klinge, während er mich ebenfalls aufspießt.

Die Spitzen unser beiden Schwerter haben zielgenau das Herz des jeweils anderen durchbohrt und treten im Rücken wieder aus. Über Heaths Gesicht zuckt kurz ein schmerzhafter Ausdruck, während ich keine Miene verziehe. "Du bist im Umgang mit dem Schwert unglaublich geschickt, aber wie gut bist du ohne Waffen?", fragt Heath und geht anschließend ein paar Schritte zurück. Dabei nimmt er beide Schwerter mit, zieht meins aus seinem Körper und wirft beide unseren anderen hinterher. "Dann beginnt jetzt wohl der richtige Kampf, nicht wahr?", frage ich.
Mit einem "Na klar" schickt er mir eine Druckwelle als Antwort entgegen. Dank der regelmäßigen Übungskämpfe gegen Julio spüre ich den leichten Luftzug, der dem Angriff voraus geht und kann ausweichen. In der Richtung, in die ich ausweiche, erwartet mich eine von Eis überzogene Fläche. Bevor ich aus dem Boden aufkomme, erhitze ich mit meinem Feuer leicht meine Fußsohlen. So schmilzt nur die oberste Schicht des Eises, sodass ich wie auf Schlittschuhen weiter rutschen kann. Kurz darauf begrenzt eine Erdwand meinen Weg. Mit einem kräftigen Flügelschlag andere ich meinen Weg und schlittere auf dem Eis in Richtung meines Gegners. Meinem Angriff weicht er geschickt aus und greift seinerseits mit einem Schlag an, dem ich gerade so ausweichen und mit einem Tritt kontern kann. Natürlich wird auch dieser wieder vorhergesehen und abgeblockt.

Ehe ich weiter reagieren kann, bekomme ich einen Schwall Wasser ins Gesicht und werde ein wenig zurück gespült. Ich spüre seinen Angriff noch ehe meine Sicht wieder frei ist und kann ausweichen. Als Konter will ich ihm gegen das Knie treten, treffe durch seinen Versuch auszuweichen lediglich knapp daneben. So treffe ich ihn zwar, richte allerdings weniger Schaden an als erhofft. Er weicht zurück und ich höre ein leises Knirschen hinter mir. Noch im selben Moment spüre ich, dass sich mir etwas von hinten nähert. Instinktiv weiche ich zur Seite, sodass dieses etwas meine linke Seite lediglich streift. Dieses etwas war ein kegelförmiger spitzer Stachel aus Stein, den Heath aus der Erde gezogen hat. Erneut hat er mein Ausweichen vorhergesehen und ist bereits dabei erneut anzugreifen.

So geht es eine Weile weiter und ich muss immer mal wieder Verletzungen einstecken. Meist schaffe ich es einen schweren Treffer gerade so zu vermeiden, treffe ihn allerdings deutlich seltener. Mittlerweile ist ein Großteil der Brücke in unserem Kampfbereich gefroren und wir schlittern auf einem Wasserfilm hin und her.
Meine Blitze habe ich noch nicht eingesetzt. Dies ist der einzige Überraschungseffekt, den ich noch verwenden kann und ich sollte ihn damit direkt treffen können. Einen Treffer der richtig sitzt. Mit der Zeit verstehe ich immer besser wie er seine verbesserten Sinne nutzt. Er erkennt meine Bewegungen und Absichten sehr frühzeitig und mit todsicherer Präzision. Allerdings erkennt er nicht meine genauen Gedankengänge. Er kann nicht erkennen, wann genau ich meine Flammen verwende. Wenn er überrascht wird, wie vorhin als ich mein Schwert los gelassen habe, kann er auch nicht mehr genau sagen, was ich tun werde.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf habe ich plötzlich eine spontane Idee, als er kurz darauf erneut mit einem Angriff von vorne kommt. Er ist fast da, als ich die Hitze an meinen Füßen weiter erhöhe und dadurch das Eis unter unseren Füßen wegschmelze. Durch den veränderten Untergrund kommt Heath kurz ins Stolpern und ich ziele mit meiner rechten Hand auf seine Brust. Er sieht meinen Angriff vorher, kann allerdings nur ein wenig zur Seite ausweichen. So würde ich wenigstens nicht direkt auf die offene Wunde treffen. Zumindest vermute ich, dass sein Gedankengang so ähnlich gewesen sein muss.
Er wirkt überrascht, als ich die Blitze in meine rechte Hand leite und sie um meine Hand herum knistern. Die messerscharfen Blitze zerschneiden den Verband um meine rechten Hand - ich hab Kakashi doch gesagt, dass das nicht lange hält - und dabei auch in mein Fleisch. Allerdings durchbohrt mein Arm auch seinen Brustkorb. Heath konnte im letzten Moment leider noch so weit ausweichen, dass ich mein eigentliches Ziel verfehlt und statt seiner Lunge nur seine Schulter durchbohrt habe.

Zähneknirschend ziehe ich meinen blutverschmierten Arm wieder aus ihm heraus und gehe ein paar Schritte zurück.
"Die Blitze sind von Rai", stellt Heath fest. Es ist keine Frage. "Ich dachte du stiehlst keine Fähigkeiten von Dämonen." Das hingegen ist eine implizite Frage.
"Tue ich auch nicht", antworte ich. "Er hat sie mir geschenkt und wenn ich sie schonmal habe, dann kann ich sie ja auch verwenden."

"Tze", zischt Heath, stampft mit dem Fuß auf und lässt somit das ganze restliche Eis zu unseren Füßen verdampfen. "Das hätte ich von Rai nicht erwartet. Aber wenn du jetzt ernst machst, kann ich das ja auch." Mit einem diabolischen Grinsen geht er zum Angriff über.
Seinem Knie kann ich gerade noch so ausweichen, doch der direkt darauffolgende Tritt wirft mich ein wenig zurück. Ich lande auf dem Rücken, rolle mich ab und lande auf den Knien. Kaum schaue ich auf, landet auch schon Heaths Fuß in meinem Gesicht. Wieder werde ich zurück geworfen. Diesmal jedoch fange ich mich mit meinen Händen ab und lande wieder auf meinen Füßen, sodass ich seinem nächsten Angriff ausweichen kann.

Die nächste Zeit bin ich eigentlich fast nur dabei mich zu verteidigen. Nur ab und zu schaffe ich es zu kontern. Seine körperlichen Angriffe, besonders die mit seinem rechten Arm, sind nicht mehr ganz so stark wie vorher. Mein Angriff scheint wohl doch eine Wirkung gehabt zu haben, was allerdings nicht heißt das es gerade einfacher wird. Seine Angriffe mit den Elementen der Dämonen werden schneller und stärker und außerdem scheint er meine Bewegungen noch besser vorhersehen zu können, sodass ich einen Angriff nach dem anderen einstecken muss.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt