Kapitel 11: Ein elektrisierendes Duell (Teil 1)

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"Dann kann es ja endlich losgehen."
Gleichzeitig springen wir nach vorne und greifen an.
Der Spaß kann beginnen!

Einen kurzen Schlagabtausch später saust sein Schwert mit unglaublicher Kraft von oben nach unten. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es den Hieb mit gekreuzten Schwertern abzuwehren. Er ist deutlich schneller, als er aussieht - aber das war mir bereits bewusst. Auch seine Kraft ist nicht ohne. Die Kraft, die beim Aufeinanderprallen unserer Klingen zur Seite weicht, hätte vermutlich schon einige Bäume umgeweht. Das Übliche bei einem Kampf zwischen Dämonen. Bereits nach diesen Augenblicken erkenne ich, dass auch er bei unseren letzten Kämpfen nicht alles gegeben hat. Wäre sonst ja auch langweilig.

Ich lasse mein linkes Bein vorschnellen und Rai muss zurück springen, um nicht getroffen zu werden.
"Du bist nicht schlecht", kommentiert er konzentriert.
Natürlich grinse ich zurück. "Du auch. Das könnte tatsächlich richtig Spaß machen."

Erneut schüttelt er fassungslos den Kopf, woraufhin wir wieder aufeinander losgehen und es kommt zu einem längerem Schlagabtausch. Immer wieder geht es hin und her. Unsere Schwerter klirren immer wieder gegeneinander und ich habe die ganze Zeit ein Grinsen im Gesicht. Ich glaube das verunsichert ihn... Gefällt mir.
Ihr fragt euch jetzt sicher wieso ich noch nicht das Feuer verwende. Die Antwort ist ganz einfach. Wir sind noch dabei unsere Schwächen auszuloten und um den tödlichen Punkt des anderen zu finden. Ehe man den nicht kennt, bringt auch alles andere nichts.

Nach gut zehn Minuten fällt mir etwas in seinem Abwehrmuster auf. Oft weicht er meinem Angriff einfach aus oder schlägt mein Schwert gerade nur so zur Seite und greift dann weiter an. Nur wenn mein Angriff auf einen bestimmten Teil unterhalb seiner rechten Brust zielt, reagiert er anders. Er scheint genauestens darauf bedacht, dort nicht mal einen Kratzer zu riskieren. Jeder schützt instinktiv seinen Schwachpunkt. Das liegt einfach daran, dass jeder einen gewissen unterbewussten Überlebenswillen hat. Einige weitere Minuten später springen wir wieder auseinander und stehen uns erneut mit einigem Abstand gegenüber.
Rai sieht nun ein wenig zerknirscht aus - er scheint bemerkt zu haben, dass ich es herausgefunden habe.

Ich lasse ihm keine Zeit zum Nachdenken und greife wieder an. Er schlägt meinen Angriff zur Seite, doch ich lasse meine Schwerter dem Impuls einfach folgen und ramme sie in den Boden. Den dabei entstehenden Schwung nutze ich um mich herum zu wirbeln und ihm in den Bauch zu treten. Er fliegt schön zurück, fängt sich jedoch noch im Flug, stößt sich vom Schutzkreis rund um die Lichtung ab und greift wieder an. Ich wehre ab, konter und er wehrt wieder ab und kontert. Unser Schlagabtausch geht weiter. Ich erwähnte ja bereits, dass er deutlich schneller ist als er aussieht.

Nach mehreren weiteren Minuten, greife ich mit meinen beiden Schwertern von oben links aus an und versuche ihm meine Schwerter quer über den Oberkörper zu ziehen. Mit der Kraft beider Schwerter, könnte ich seine Abwehr vermutlich zurück schlagen. Entgegen meiner Annahme weicht er nur gerade so zurück - ich hinterlasse zwei Schnitte in seinem  Shirt und zwei dazugehörige blutige Kratzer. Leider habe ich die Haut nur leicht angekratzt.
Er nutzt den Umstand, dass meine Abwehr somit gerade aus dem Weg ist, und lässt sein Schwert von oben auf mich herabsausen. Mein Schwert bekomme ich nicht mehr dazwischen und auszuweichen wird auch nicht so einfach. Also bleibt mir nur noch eine Möglichkeit.

Blitzschnell drehe ich meine Schwerter herum, sodass das Heft in Rais Richtung zeigt, und reiße sie genauso schnell wieder zurück. Sein Schwert trifft auf meinen linken Arm und durch das Heft im richtigen Winkel, verhakt sich sein Schwert, sodass ich es gut zur Seite reißen kann. Das Heft meines anderen Schwertes ramme ich ihm ins Gesicht - um ihn zu schneiden, stehen wir zu nah beieinander.
Sein Angriff ist daneben gegangen, aber die Idee war sehr gut.
Doch auch diesmal ist er schnell wieder auf den Beinen. Diesmal hat er sich mit seinem rechten Arm abgestützt und den Schwung meines Schlages genutzt, um wieder auf die Beine zu kommen. Seine Beweglichkeit kenne ich bereits. Er ist gut und das gefällt mir. Trotzdem werde ich gewinnen.
Rai unterbricht meinen Gedanken, indem er mich diesmal von der Seite angreift. Mit einer Rolle zur Seite weiche ich aus und greife erneut an. Er wehrt ab und unser Schlagabtausch geht noch etwas schneller weiter.

Nach einer ganzen Weile greife ich ihn mit einem gekreuzten Hieb an, dem er jedoch ausweicht und kontert, indem er sein Schwert wagerecht nach meiner Brust schwingt. Meine Schwerter bekomme ich nicht mehr rechtzeitig hoch gerissen, also weiche ich nach hinten aus. Dennoch hinterlässt seine Klinge eine blutige Linie. Wäre mein Wolfsamulett durch den Schwung nicht nach oben geflogen, hätte er genau das Auge zerteilt. Na gut, wären da nicht noch ein paar Schutzschilde, die das verhindert hätten. Ein Blick in sein - heute zum ersten mal - grinsendes Gesicht, bestätigt mich in der Annahme, dass das kein Zufall gewesen sein kann. Er kennt meinen tödlichen Punkt.

Wir stehen uns wieder an gegenüberliegenden Seiten der Lichtung gegenüber.
"Woher weißt du das?", frage ich in Verteidigungshaltung.

"Sage ich dir, wenn du mir sagst wie du vorhin meinen Angriff mit deinem Arm abwehren konntest."

Hm... Faires Angebot. Obwohl mir auf Anhieb nur einer einfällt, der es ihm gesagt haben könnte.
Ich schiebe meinen linken Ärmel hoch und antworte kurz angebunden: "Metallarm."
Rai schüttelt den Kopf. "Wow... Ich hab das mit dem Ding da um deinen Hals von Heath."
Wusste ich es doch. Idiot!
Erneut in Angriffsstellung fragt er noch hinterher: "Wieso schützt du deine Kette nicht mehr als den Rest? Dagegen kann doch keiner von uns etwas tun."

Gut. Ihm ist aufgefallen, dass mir inzwischen ebenfalls klar ist, wie er getötet werden kann.
"Der Kristall kann sowieso erst zerstört werden wenn ich 'tot' bin und das wird heute ganz sicher nicht passieren." Okay das ist ein wenig gelogen, aber was solls. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich es noch nie ausprobiert. Ich weiß nur, dass eine Menge Schilde darauf liegen.

Rai ist unbeeindruckt von meiner Antwort. "Du schwindelst."
"Ein wenig", sage ich leichthin. "Was hast du mit Heath am Hut?"
Ein kleines Fragespielchen zwischendurch...
"Sag ich dir, wenn du mir die Wahrheit zu deiner Sorglosigkeit erzählst."

"Erzähl ich dir, solltest du gewinnen. Gewinne jedoch ich, dann erzählst du mir von Heath. Was hältst du davon?", schlage ich ihm vor.
"Ziemlich gewagtes Spiel, aber meinetwegen."
"Es ist nicht gewagt, da ich auf jeden Fall gewinnen werde", werfe ich ein und greife erneut an.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt