Ich muss grinsen, als ich den mittlerweile schon ziemlich nahen Geruch eines Werwolfes dieses nervigen Rudels wahrnehme. Allein durch den Geruch kann man erkennen zu welchem Rudel der Werwolf gehört.
Grinsend stoße ich mich von der Wand ab - jetzt kann der Spaß endlich beginnen.Vom aufkommenden Zwielicht geschützt, klettere ich auf das Dach des nächsten Gebäudes, welches ich überquere und dann über die schmele Gasse hinweg auf das nachste etwas tiefer liegende Gebäude springe. Ihr glaubt gar nicht wie selten Menschen nach oben schauen.
Der Geruch von Werwölfen kommt aus der nächsten Gasse. Ich bewege mich lautlos zum Rand des Daches und spähe hinunter. Dort sehe ich zwei Männner mittleren Alters, die eine Frau in der Gasse in die Zange nehmen. Beide Männer stinken regelrecht nach Werwolf. Die Frau ist menschlich und riecht einfach nur nach Angst, was ich ihr nicht verdenken kann. Langsam ziehe ich einen meiner Pfeile aus dem Köcher, lege ihn an und spanne den Bogen. All dies tue ich ohne einen Laut zu verursachen.
Kaum bin ich damit fertig, wird der Geruch von Angst, der von der Frau ausgeht, stärker, was wohl daran liegen könnte, dass sich der eine Werwolf gerade verwandelt hat.Ich sehe wie er seine Muskeln anspannt und zum Sprung ansetzt, wie er sein Gewicht verlagert. Wie er abspringt. Wie seine rechte Pfote vorschießt.
Genau in diesem Moment lasse ich den Pfeil fliegen. Ich brauche ihm nicht hinterher zu schauen, da ich genau weiß, dass der Pfeil treffen wird. Ich springe auf die Feuertreppe des gegenüber liegenden Hauses und von dort auf den Boden der Gasse. Der Pfeil ist in der Schulter des Wolfes gelandet - genau dort wo ich hin gezielt habe.
Jetzt stehe ich zwischen den Werwölfen und der Frau - die nebenbei bemerkt immer noch nach Angst stinkt.Der zweite Werwolf will auf mich los gehen, doch ich wehre den Angriff mit meinem Bogen ab und trete ihn zurück. Nun sitzen beide Werwölfe mit dem Rücken an die Wand gelehnt vor mir. Der erste hat sich mittlerweile zurück verwandelt.
Er - also der mit dem Pfeil in der Schulter - fragt mich: "Wer zur Hölle bist du?"
Meine Augen weiten sich. Das überrascht mich dann doch. Hat ihr neuer Alpha ihnen gar nicht erzählt, wieso sie das ganze veranstalten? Anscheinend ja wohl nicht. Wieso? Wollte er seine Männer lediglich testen? Oder steckt da noch mehr dahinter? Darüber werde ich wohl einfach später nachdenken...
In meinen Augen zeigt sich Belustigung, doch bevor ich ihnen antworte wende ich mich zuerst an die immer noch vor Angst schlotternde Frau hinter mir.
"Verschwinde! Hau ab und rufe nach Hilfe. Du wirst schnell welche finden. Erzähle ihnen von mir. Von Shadow!", sage ich ihr - natürlich mit verstellter Stimme.
Sie kann nur nicken und rennt dann weg. Und ruft nach Hilfe.
Ich sollte mich beeilen.
Nun drehe ich mich wieder zu den beiden Werwölfen um, deren Augen nun vor Schreck geweitet sind.
Sie scheinen nun endlich verstanden zu haben, wer ich bin."Warum bist du hier? Was kümmern dich schon ein paar unbedeutende Tote?", fragt der mit dem Pfeil in der Schulter.
"Unbedeutende Tote?", frage ich nun ein wenig wütend. Ich hasse so etwas. Jeder Tote hat eine Bedeutung. Wenn schon nicht für dich, dann für jemand anderes. Obwohl... Ganz früher wäre ich wegen den paar Dutzend Toten noch lange nicht eingeschritten.
"Überbringt eurem Alpha meine Nachricht! Dies ist meine Stadt und ich werde nicht hinnehmen, dass ihr hier weiter mordet - weder heute noch in Zukunft. Nach heute werde ich jeden eures Rudels, der hier auch nur ansatzweise ein Verbrechen begeht, töten!"Mit diesen Worten springe ich wieder auf das Dach und verschwinde grinsend. Nahezu alles hat nach Plan funktioniert. In ihren Augen habe ich alles notwendige gelesen. Die Frau wird nichts von dem Wolf erzählen, da sie sonst jeder für verrückt halten wird und ich bin mir nahezu sicher, dass sie sich selbst einreden wird, dass es bloß Einbildung war. Das tun die meisten Menschen, da ihr Gehirn mit nach ihrem Wissen unnatürlichen nicht klar kommt. Sieht ein Mensch so etwas jedoch öfters, kann sich sein Gehirn daran gewöhnen. So muss es auch bei Aisu gewesen sein - ich bin wirklich viel zu unvorsichtig gewesen.
Die Werwölfe werden sofort zu ihrem Alpha rennen. Die hatten einfach nur höllische Angst vor mir. Ich gaube kaum, dass sie den alten Alpha noch gekannt haben. Sie müssen später zum Rudel gestoßen sein und lediglich Gerüchte über mich aufgeschnappt haben.
Doch wieso schickt ihr Alpha immer noch solche Anfänger ins Feld? Ich sehe keinen Sinn darin.Über die Dächer hinweg bewege ich mich auf meinen nächsten Zielbereich zu.
Sie sind ebensolche Amateure wie die erste Gruppe. So langsam glaube ich, dass ihr Alpha seine Neulinge testen möchte und einfach nicht damit gerechnet hat, dass ich jetzt schon aktiv werde. Wieso ich ihn immer nur Alpha nenne? Auch ich kenne seinen Namen nicht, habe ihn jedoch schon getroffen.Den zweiten Überfall zu vereiteln ist nicht wesentlich schwerer als beim ersten. Und ich dachte ich würde heute meinen Spaß haben. Getötet habe ich sie jedoch nicht, da sie noch keine Chance gehabt haben auf meine Nachricht zu reagieren. Vielleicht wird das dritte und letzte Team des Tages ein wenig spannender. Die erste Gruppe konnte mittlerweile sicher Bericht erstatten.
Trotz des - hoffentlichen - Spaßes, bereitet mir der Ort, zu dem ich unterwegs bin, große Sorgen.So kommt es, dass ich um viertel nach acht auf einem Dach vor dem nächsten Tatort stehe - dem Campus der CalSci.
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Der Wächter der Dimensionen
FanfictionMein Name ist Yuya Shadowhunter. Ich bin keinesfalls normal. Ich mag vieles sein - aber normal gehört ganz sicher nicht dazu. Dementsprechend chaotisch ist auch mein Leben - was nicht nur damit zu tun hat, dass ich hauptberuflich Leute umbringe. D...