Kapitel 9: Kriegserklärung (Teil 4)

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So kommt es, dass ich um viertel nach acht auf einem Dach vor dem nächsten Tatort stehe - dem Campus der CalSci.

Sie haben noch nicht mit meinem Eingreifen grechnet, weshalb sie es höchst wahrscheinlich nicht auf Personen abgesehen haben, die mit mir zu tun haben. Die CalSci passt einfach zu ihrem Muster.

Ich brauche nicht lange zu warten bis ich die Werwölfe entdecke. Diesmal sind es drei - eine Frau und zwei Männer. Sie bedrängen eine junge Studentin und scheinen kurz davor zu sein sie anzugreifen. Hm... Heute also ein Mann und zwei Frauen? Wieso auch nicht. Lautlos springe ich auf das Dach des Hauses rechts von mir, um näher an die Wölfe zu kommen. Ich bin nur wenige Schritte vom Rand des Daches entfernt und habe bereits einen Pfeil angelegt, da nehme ich den Geruch eines weiteren Werwolfes war.
Oh nein! Das haben sie also vor! Sie begehen zwei Morde gleichzeitig und wollen mir damit meine Grenzen aufzeigen. Keiner kann an zwei Orten gleichzeitig sein.

Schnellen Schrittes begebe ich mich zur Häuserecke links von mir und komme somit dem vierten Werwolf näher. Wieso haben sie sich so ungleich aufgeteilt? Egal.
Ich stehe nun fast an der Ecke, beschließe mich zuerst um die drei Wölfe zu kümmern und spanne meinen Bogen.

In genau dem Moment steigt mir ein altbekannter Geruch in die Nase. Schockiert blicke ich in die Gasse links von der Ecke an der ich mittlerweile stehe. Das Ziel der Werwölfe kenne ich nur zu genau - es ist Aisu. Verdammt. Das ist also ihre Reaktion auf mein Erscheinen. Sie wissen, dass sie mir wichtig ist und hatten sicher von Anfang an vor sie umzubringen sobald ich einschreite.

Mein Blick wandert wieder nach rechts zu den anderen, die rechts von mir in der Gasse sind. Zu meinem Glück ist der sowieso geplante Tatort hier an der CalSci.

So langsam muss ich mich entscheiden...
Beide Opfer geraten immer mehr in Bedrängnis. Ich bemerke, dass Aisu kurz davor ist angegriffen zu werden und reagiere einfach ohne nachzudenken. Mit einem Satz springe ich an der Ecke hinunter und wende mich zuerst nach links.

Aisu steht mit dem Rücken zu mir. Eins. Zwei. Drei. Jetzt! mein Pfeil fliegt an Aisus Ohr vorbei und bohrt sich tief in das linke Auge des Werwolfes, der sofort tot umfällt. Schockiert dreht sie sich zu mir um, doch auch ich wirbel herum. Ich habe das Leben der anderen Frau riskiert um Aisu zu retten, also muss ich jetzt auch mein möglichstes tun um sie zu retten. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.

Das erste was ich sehe ist Blut, verdammt!
Den ersten der Werwölfe jage ich ebenfalls einen Pfeil ins Auge, während ich auf sie zu sprinte. Mit meinem Bogen schlage ich sie zuerst einmal ein wenig von der Frau zurück. Die paar Sekunden, die ich dadurch gewinne nutze ich um nach der Frau zu sehen.

Ihre Kehle glänzt vor Blut, doch anscheinend hat der Werwolf (den ich gerade erschossen habe) sie nicht richtig getroffen. Sie lebt noch. Gott sei Dank! Mit der rechten Hand verbrenne ich ihre Wunde, damit sie nicht weiter verblutet, während ich mit der linken die Werwolfe zurück halte.
Langsam stehe ich auf und blicke die letzten beiden Werwölfe entschlossen an.
Genau gleichzeitig gehen wir in den Angriff über. Die Frau schleuder ich mit meinem Bogen zurück und nutze die Zeit um dem Mann schnell das Genick zu brechen.
Den toten Körper benutze ich kurz als Schild, werfe ihn dann jedoch zur Seite und will die Frau erneut zurück schlagen.

Sie weicht geschickt aus und fährt mir mit den Krallen über den rechten Unterarm. So geht es kurz hin und her, bis ich es schaffe dieFrau zurück zu treten und ihr ebenfalls einen Pfeil ins Auge jage.

"Ihr ändert die Spielregeln, also töte ich", sage ich noch kurz zu den Toten und gehe anschließend wieder zu der Frau. Noch lebt sie, aber sie braucht dringend medizinische Behandlung, damit das auch so bleibt. Ich habe das Gefühl beobachtet zu werden und schaue mich um. Aisu steht an der Ecke und hat vermutlich das ganze Schauspiel beobachtet, aber irgendwie habe ich das Gefühl als würde uns noch jemand beobachten. Nun ja Werwölfe rieche ich keine weiteren, also was solls.

Ich nehme die Frau vorsichtig auf meinen Rücken, sage zu Aisu: "Ich bringe sie ins Krankenhaus. Informiere bitte das FBI" und verschwinde über die Dächer.

Nachdem ich die Frau abgeliefert habe, ziehe ich mich Zuhause wieder um und mache mich auf den Weg zu Aisu nach Hause. Die Wunde an meinem Arm ist bereits dabei zu verheilen und in ein paar Stunden wird man davon nichts mehr sehen können.

Dort angekommen, klettere ich über einen Baum zu Aisus Fenster, durch das ich das Haus betrete. Über diesen Weg habe ich Aisu schon immer besucht, da ihre Eltern mich nicht leiden konnten.

Ich schnuppere einmal. Ihre Eltern sind - zum Glück - nicht da, aber Kaito rieche ich.
Lächelnd klopfe ich zwei Zimmer weiter an.
Ein 14-jähriger schwarzhaariger Junge öffnet nach ein paar Sekunden die Tür.
Er ist ganz schön groß geworden.

"Yuya! Aisu hat mir schon erzählt, dass du wieder da bist. Ich habe dich vermisst", ruft er freudestrahlend und umarmt mich stürmisch.
Gemeinsam setzen wir uns ins Wohnzimmer und unterhalten uns eine ganze Weile. Er ist begeistert von der Idee in unserem Restaurant zu helfen.
Er erzählt mir auch, dass seine Eltern momentan auf Geschäftsreise sind und erst am Montag wieder zurück sind.

Gegen halb elf geht Kaito ins Bett und auch ich gehe in Aisus Zimmer, wo ich auf sie warten möchte.
Ich setze mich auf ihr Bett und warte.
Ihr müsst wissen, dass Kaito gar nicht Aisus richtiger Bruder ist. Als Baby lag er eines Tages einfach auf ihrer Türschwelle nur in eine Decke gehüllt und mit einer Kette mit seinem Namen in japanischen Schriftzeichen.
Aisus Eltern wollten ihn eigentlich in ein Waisenhaus bringen, doch Aisu hat so lange protestiert, bis ihre Eltern zugestimmt und ihn offiziell adoptiert haben.

Wir haben ihnen auch nie gezeigt, dass wir uns so gut verstehen.

Das ganze Zimmer riecht nach Aisu und ich werde immer müder, bis mir nach einer halben Stunde schließlich die Augen zufallen.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt