"Wieso?", fängt Aisu auch gleich an. "Wieso hast du mir nie etwas gesagt?"
"Hm", schnaube ich. "Was hätte ich dir denn sagen sollen? Hey, freut mich dich kennenzulernen. Ich bin ein Assassine und Dieb? Du hättest mich für völlig verrückt gehalten. Oder mir nicht ein Wort geglaubt."
"Du hättest mir doch wenigstens etwas sagen können, nachdem du mir von den Dimensionen erzählt hast!", wirft sie mir vor."Es gibt unglaublich viel, was ich dir noch nicht erzählt habe", entgegne ich.
"Dann erzähl es mir doch einfach!""Du hast doch keine Ahnung!" Wütend stehe ich auf und ich bin mir recht sicher, dass mein Auge giftgrün aufleuchtet. Der noch nicht verflogene, überschüssige Rest der Drachenkraft reagiert auf meine Wut und pulsiert in mir. Sie drängt nach draußen. "Wenn du auch nur ahnen würdest, was ich alles getan habe, würdest du nicht nachfragen", fauche ich sie an. Meine Zähne werden länger, Feuer umhüllt mich und mein Drache fängt an zu leuchten. Auch wenn ich weiß, dass ein großer Teil meiner Wut, Wut auf mich selbst ist, kann ich sie nicht zurück halten.
Aisu rutscht ängstlich etwas zurück.Bevor ich gänzlich die Kontrolle verlieren kann, konzentriere ich mich auf die Kälte meines Schals und dränge meine Wut Schritt für Schritt zurück. Erschöpft lasse ich mich wieder auf den Boden fallen und lehne mich gegen einen Baum.
"Tut mir leid...", murmel ich leise. "Das wollte ich nicht... Es macht mich nur einfach... wütend."
"Kein Problem...", sagt Aisu leise. "Jeder wird mal wütend. Und jeder macht Fehler. Das ist menschlich..."Ich zucke zusammen. "Ich bin aber nicht menschlich."
"Ja klar, du bist ein Werwolf. Aber ein zumindest ein Teil von dir ist menschlich. Du hast gestern doch sogar selbst gesagt, dass du ein Halbdämon bist. Und dass die zur Hälfte menschlich sind", argumentiert sie logisch.
Theoretisch hätte sie ja recht, aber praktisch ist es ein wenig anders.
Bevor ich etwas erwiedern kann, schiebt sie noch hinterher: "Moment mal... Warum ist Julio ein ganzer Dämon und du nur ein halber?""Das liegt daran, dass ich auch schon vorher dämonisches Blut hatte. Julio ist von Natur aus ein reiner Werwolf. Zum Teil Wolf und zum anderen Mensch. Also ist er hier ein ganz normaler Dämon. Bei mir ist das ein wenig anders...", fange ich an zu erklären.
Sie wartet geduldig darauf, dass ich weiter rede und unterbricht mich nicht."Natürlich bin auch ich ein Werwolf, aber bevor ich dazu wurde, war ich auch kein Mensch. Schon damals war ich zur Hälfte ein Dämon und zur anderen... ein Drache."
"Du verarschst mich doch", meint Aisu äußerst skeptisch. "Drachen gibt es doch gar nicht!"Genau das hatte ich befürchtet. Ich erzähle ihr zur Abwechslung mal die Wahrheit und sie glaubt mir nicht.
"Natürlich gibt es die! Zumindest gab es sie einmal."
"Na gut, dann bist du halt kein Mensch", lenkt sie ein. "Aber was du bist, ist jetzt nicht so wichtig."So etwas sagt selten jemand, aber vermutlich geht ihr gerade anderes durch den Kopf. "Was dann? Was ist dann wichtig?", frage ich nach.
"Wer bist du?"
Die Flamme, die ich bis eben um meine Hand tanzen ließ, erstarrt. Vor einer Weile hat sie mich gefragt was ich sei und es hatte mich fast ein wenig gekrängt als 'was' bezeichnet zu werden. Doch jetzt geht mir auf, dass ich die Frage nach dem 'wer' nicht wirklich beantworten kann.
Nachdem ich eine Weile nichts gesagt habe, redet sie weiter.
"Ich dachte eigentlich ich würde dich kennen... Und dann bist du verschwunden... Und jetzt scheint es als würde ich gar nichts wissen! Hast du mich all die Jahre angelogen? Wer bist du?"Langsam schüttel ich den Kopf. "Ich habe nicht gelogen... Zumindest nicht viel. Der Junge, den du damals am Strand kennengelernt hast, der dir das Surfen beigebracht hat. Auch das bin ich. Aber halt nicht nur, denn Shadow... bin ich auch."
"Das.. ist irgendwie widersprüchlich...", bemerkt Aisu.
"Nicht unbedingt. Aber mach dir am besten selbst ein Bild. Da du mit durch die Dimensionen reist, wirst du mich nicht so schnell los. Beobachte einfach und schaue selbst, wer ich bin."
"Wie, wenn du mich ständig anlügst?"
"Dann versuche ich nicht mehr zu lügen. Aber erzählen werde ich dir auch nicht alles", schlage ich ihr vor.
Sie scheint etwas erwiedern zu wollen, stimmt dann jedoch zu."Stimmt das alles? Alles was du dem FBI über Shadow erzählt hast? Hast du das wirklich alles getan?"
"Ja", antworte ich leise auf ihre Frage hin. "Und noch viel mehr...""Ich verstehe es immer noch nicht. Wieso tust du so etwas? Wieso bist du Shadow?" Aisu scheint immer noch verständnislos.
"Ist eine lange, sehr lange Geschichte. Und selbst wenn ich sie dir erzählen würde, würdest du es wahrscheinlich nicht verstehen", weiche ich aus. Immerhin ist es wie versprochen nicht gelogen. Ich verschweige ihr lediglich etwas.
"Wie soll ich das jemals verstehen, wenn du mir nie etwas erzählst", wirft mir die rothaarige vor.
"Ich weiß es nicht", gestehe ich. "Aber die Zeit ist etwas, über das ich nicht gerne rede. Selbst Julio kennt nur Bruchstücke."
"Wenn du dein Leben nochmal leben könntest, würdest du dich anders entscheiden? Oder würdest du wieder zu Shadow werden?", fragt Aisu.Geschickte Frage. Ich lege meinen Kopf schief und überlege. "Hm.. Ja", antworte ich nach einigen Sekunden. "Ich würde auf jeden Fall wieder zu Shadow werden."
Auf diese Antwort hin, macht sie große Augen. Das hat sie vermutlich nicht erwartet. Ich denke mal, dass die wenigsten so geantwortet hätten."Wieso?" Irgendwie scheint das gerade ihre Lieblingsfrage zu sein.
"Es gibt einiges, was ich bereue. Zu Shadow geworden zu sein gehört nicht dazu.""Irgendwie verstehe ich immer noch nur Bahnhof", stellt Aisu fest. "Könntest du mir nicht doch etwas erzählen?"
Irgendwie spüre ich, dass sie wirklich versucht mich zu verstehen.
"Meinetwegen... Aber erst nach dem Dimensionswechsel und nicht viel."Damit ist unser Gespräch fürs erste verschoben.
Sowohl den Samstag, als auch den Sonntag, verbringe ich größtenteil damit am Seeufer zu meditieren, während Julio weiter mit Aisu trainiert. Auch Sasuke, Naruto und Sakura klettern weiterhin auf Bäume. Sakura hat den Dreh so ziemlich raus, aber auch die anderen Beiden werden besser. Ihre Rivalität scheint sie anzutreiben.
Durch die Meditation lenke ich meine restliche überschüssige Energie in geordnete Bahnen. Ich benutze sie um die Heilung meines Bruchs im Bein voran zu treiben, sodass sie am Sonntagabend vollständig verflogen ist und ich wieder recht gut laufen kann. Da ich die Heilung jedoch darauf beschränkt habe, haben sich meine anderen Wunden nicht wirklich gebessert.Nachts schleichen wir uns aus dem Haus und wechseln gemeinsam die Dimensionen.
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Der Wächter der Dimensionen
FanfictionMein Name ist Yuya Shadowhunter. Ich bin keinesfalls normal. Ich mag vieles sein - aber normal gehört ganz sicher nicht dazu. Dementsprechend chaotisch ist auch mein Leben - was nicht nur damit zu tun hat, dass ich hauptberuflich Leute umbringe. D...