Kapitel 16: Ein Zettel gibt Rätsel auf (Teil 1)

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Ein paar Straßen weiter, treffen wir auf Conan, der mit Ran unterwegs ist und begleiten die beiden ein wenig, bis wir auf Genta, Mitsuhiko und Ayumi treffen. Hier trennt sich Ran von uns und wir gehen mit den Detektive Boys Richtung Teitan-Grundschule.

Keine zwanzig Sekunden später fragt mich Genta: "Wieso trägst du eigentlich mitten im Sommer einen Schal? Ist dir nicht viel zu warm?" Die anderen tragen alle kurze Hosen und Shirts, während ich wie eigentlich immer lange Sachen trage. "Den Schal hat mir mein erster Lehrer geschenkt. Er hat mich nicht im Rechnen und Schreiben unterrichtet, sondern in einer speziellen Kampfkunst. Durch ihn habe ich viel gelernt und seitdem ist der Schal so was wie mein Glücksbringer. Leider ist er mir vor kurzem kaputt gegangen, weshalb ich ihn reparieren musste", gebe ich ein paar Halbwahrheiten von mir.
"Wow. Heißt das du kannst genau wie Ran Karate?", fragt Mitsuhiko interessiert.

"Nein", wiederspreche ich kopfschüttelnd. "Die Kampfkunst, die er mich gelehrt hat, hat er selbst zusammengestellt. Sie enthält Elemente aus vielen verschiedenen Arten."
"Cool", meinen die anderen und ziehen mich am rechten Arm weiter, während sie los rennen. Aua, das tut weh. Die kleinen wollen noch zu einem Automaten mit Kamen Yaiba Spielzeug. Kamen Yaiba ist irgendso ein Anime, der momentan total beliebt ist und die Detective Boys sind große Fans dieser Serie.

Die drei halten sich so lange da auf, dass wir es nur gerade noch so rechtzeitig zur ersten Stunde Japanisch schaffen.
In der Mittagspause trenne ich mich mithilfe der Ausrede, ich hätte etwas im Klassenraum vergessen, etwas früher von den anderen, sodass ich mich schon früher zum Sport umziehe und im Schatten sitzend auf die anderen warte. Es wäre ungünstig, wenn einer der anderen mitbekommt, dass ich verletzt bin. Das führt nur zu Fragen, die ich nicht beantworten kann bzw. möchte und Conan ist sowieso schon neugieriger als gut für ihn ist.

Unserem Sportlehrer ist im Prinzip egal was wir anhaben, solange wir gut mitmachen, weshalb er auch nichts zu meinem Schal sagt.
Nach dem Unterricht hält er mich kurz zurück und spricht mich dann doch noch darauf an: "Ich habe nichts dagegen wenn du den Schal trägst, aber wenn du dich verletzt ist es deine Sache."
"Werde ich nicht", unterbreche ich ihn.
"Sicherheitshalber hätte ich gerne einen Zettel von deinen Eltern, dass..."
"Ja, ja, schon klar. Bekommen Sie zur nächsten Stunde", unterbreche ich ihn, verbeuge mich und gehe mich umziehen.
Zum Glück kommt er ursprünglich aus den USA - einem Japaner wäre das nicht so egal gewesen.

So sind die anderen immerhin schon fertig und Conan mit den anderen vermutlich bereits wieder im Klassenraum. Heute sind wir an der Reihe damit den Raum zu säubern. Nachdem ich mich schnell umgezogen habe, folge ich ihnen und helfe beim fegen, das Wasser des Aquariums zu wechseln und was sonst noch ansteht.
Als wir uns eine ganze Weile später auf den Weg nach Hause machen, schlägt Mitsuhiko vor noch ins Museum zu gehen, da dort diese Woche eine besondere Ausstellung gezeigt wird.

"Es ist schon recht spät", bemerkt Conan, woraufhin ich einen Gegenvorschlag mache.
"Lasst uns doch übermorgen hingehen. Da haben wir ziemlich früh Schluss und wenn wir direkt nach der Schule los gehen, dürfte das Museum noch recht leer sein." Diesen Vorschlag finden alle ganz gut und da es gerade anfängt zu regnen, beschließen wir nicht in den Park sondern zum Professor zu gehen.

Nachdem einige Runden Karten gespielt haben, machen wir uns der Reihe nach auf den Weg nach Hause.

Auch der Dienstag verläuft reibungslos und Julio und ich verbringen den Vollmond in einem Wald etwas außerhalb von Tokio. Er passt auf, dass ich mich auch benehme. Also keinen umbringe, nichts unnötig kaputt mache oder dergleichen. Das übliche halt.

Den Geschichtsunterrichts am nächsten Vormittag beginnt Frau Kobajashi unarwartet: "Heute werden wir uns ausnahmsweise mal mit einem uralten gruseligen Mythos Japans beschäftigen. Dem blauen Dämon."
Mit einem frustrierten Seufzen lasse ich meinen Kopf auf den Tisch fallen, während unsere Lehrerin ein Bild an alle Schüler verteilt. Irgendwie habe ich momentan echt Pech. 

Allerdings muss ich leicht lächeln, als ich das Bild sehe. Es ist sehr undeutlich, zeigt dennoch ganz klar den Garten eines alten japanischen Anwesens über dessen Boden die letzten Reste von Flammen züngeln. Im Bildmittelpunkt sind zwei Personen zu sehen. Die rechte hat lange blaue Haare, ist recht klein und sieht fast noch wie ein Kind aus. In der zum Betrachter hingerichteten linken Hand ist gerade noch so ein Katana zu erkennen und die rechte Hand liegt am Hals der linken Person.
Diese Person scheint eine alte Version eines Samurai zu sein und versucht scheinbar die Hand seines Gegenübers von seiner Kehle zu entfernen.
Beim genauen Hinschauen erkennt man gerade noch so den Schatten einer weiteren Person, die an der Wand hinter dem blauhaarigen lehnt.
Okay... Eigentlich sieht man auf dem Bild nicht viel mehr als drei verschwommene Personen. Die mit dem blauen Haar am deutlichsten - sein Gegenüber ist nur gerade so als Samurai erkennbar. Würde man genaueres erkennen, hätte Kobayashi es uns vermutlich nicht gezeigt.

"Vor über 900 Jahren soll ein junger Ausländer nach Japan gekommen sein und sehr viel Chaos verbreitet haben. Aufgrund seiner blauen Haare wurde er irgendwann als 'blauer Dämon' bezeichnet. Ein paar Jahrzehnte später verschwand er plötzlich", erzählt Frau Kobayashi ziemlich kinderfreundlich.

"Yuya", spricht Aisu mich an und zeigt auf das Bild. "irgendwie sieht das aus wie du..."
"Und wie war das jetzt mit dem Auftrag?", schiebt sie noch hinterher.

Ich seufze, während Julio mir einen amüsierten Blick zuwirft. Am Montag sind wir recht früh ins Bett gegangen, wodurch Aisu vergessen hatte nochmal nachzufragen und gestern habe ich mich mehr schlecht als recht mithilfe des Vollmonds um die Antworten rum gedrückt.

"Stimmt", gebe ich mich geschlagen. "Genaueres zeige ich dir heute nach dem Museum." "Wirklich?", fragt Aisu skeptisch. Ich verspreche es ihr.

Den Rest des Unterrichts geht es noch ein wenig um die Legende und dann um die damalige Zeit.

Nach dem Schulschluss legen wir unsere Taschen auf dem Weg zum Museum bei mir Zuhause ab. Als wir am späten Nachmittag das Museum wieder verlassen, weht uns ein kleiner Zettel vor die Füße.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt