Kapitel 21: Der letzte Kampf der Brüder beginnt (Teil 4)

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Unauffällig lasse ich Heath weiter vorrücken und weiche weiter zurück. Wie erhofft folgt er meiner Einladung.
Geduldig verfolge ich weiter jede seiner Bewegungen bis... Jetzt!
Als er diesmal mein linkes Schwert trifft, öffne ich meine Hand sodass es zur Seite hin wegfliegt.

Während mein Schwert neben uns in Richtung der anderen durch die Luft wirbelt, bildet sich ein erschrockener und verwirrter Ausdruck auf  dem Gesicht meines Gegenübers. Leicht grinsend nutze ich diesem Moment des Erstarrens und trete ihm gegen das rechte Handgelenk. Da sein Griff ein klein wenig lockerer war, segelt sein Schwert meinem direkt hinterher.

Schnell weichen wir beide ein wenig zurück und bringen so ein wenig Distanz zwischen uns.
"Wie hast du das geschafft? Ich konnte nicht vorhersehen, was du vor hattest. Du wolltest mein Schwert los werden, aber wieso hast du deins dafür ebenfalls aufgegeben?", fragt Heath.
"Es ist genau wie du vorhin gesagt hast", antworte ich. "Mein linker Arm ist tatsächlich ein wenig unterlegen. Wenn wir mit zwei Schwertern weiter gekämpft hätten, hätten sich meine Chancen weiter verflüchtigt."

"So wolltest du also den Nachteil durch deinen linken Arm los werden", nickt mein Dämonenbruder. "Keine schlechte Idee. Aber bisher konnte ich jede deiner Aktionen vorhersehen, wieso diese nicht?"
"Ganz einfach", antworte ich. "Du bist leichtsinnig geworden. Als du immer mehr die Oberhand gewonnen hast, bin ich absichtlich weiter zurück gewichen und du bist dieser Einladung nur zu gerne gefolgt. Du warst dir zu sicher und bist förmlich erstarrt, als ich etwas unerwartetes getan habe. Deine Sinne und Vorhersagen sind hervorragend, aber dir mangelt es noch an Erfahrung."
"Mir fehlt Erfahrung?", fragt Heath erstaunt. "Ich war an mehr Kämpfen beteiligt, als die meisten anderen noch lebenden."

"Du magst geübt sein, aber das heißt noch lange nicht, dass du wirklich Erfahrung gesammelt hast. Alle Gegner auf die du hier je getroffen bist, haben einen ähnlichen Stil. Der Stil dieser Welt. Du bist es nicht gewohnt, wenn jemand in einem völlig anderen Stil kämpft."
"Gilt das Selbe nicht auch für dich? Du kannst doch schließlich auch nur gegen Gegner von hier kämpfen, oder verstehe ich das falsch? Außerdem kämpfst du ganz anders als die meisten anderen, die ich kenne. Dadurch dürfte ich auch mit ungewöhlichen Stilen Erfahrung haben, oder?"

Wenn ich Heaths Blick so sehe, habe ich ihn wohl ein wenig verwirrt.
"Ja. Ich kämpfe anders. Aber du kennst nur meinen Stil als Vergleich zu den anderen. Und da auch nicht einmal alles. Bisher haben wir bei jedem unserer Kämpfe zwei Schwerter in der Hand gehabt. Dieser Kampf wird was das angeht komplett anders und vorhin hat deine Erfahrung schlicht nicht ausgereicht, um meine Einladung als Falle zu erkennen."

Als er verstehend nickt, füge ich mit einem kampfeslustigen Grinsen hinzu: "Bei deiner Einschätzung was meine Erfahrung angeht liegst du komplett daneben. Ich habe insgesamt Jahrtausende damit verbracht gegen die unterschiedlichsten Gegner mit den verschiedensten Waffen und Stilen anzutreten. Von Duellen bis hin zu großen Schlachen. Du magst hier vielleicht den Vorteil der Kräfte und der Sinne haben, die du von anderen Dämonen und Halbdämonen erlangt und weiter verfeinert hast. Ich habe allerdings bei weitem den Vorteil was die Erfahrung angeht."
"Irgendwie klingt das absurd, aber dennoch glaube ich das du die Wahrheit sagst. Na dann! Lass uns sehen was bei diesem Kampf überwiegt. Meine gewonnenen Dämonenkräfte oder deine Erfahrung?", erwiedert Heath mit leuchtenden Augen und geht in Kampfstellung.

Grinsend hebe ich das Schwert und gehe zum Angriff über. Diesen wehrt er ab und greift wieder an. Zeitgleich zu meiner Abwehr schießt meine linke Hand vor und mein Handballen hätte sein Kinn getroffen, wäre er im letzten Moment nicht zurück gewichen. Genau so geht es weiter. Zu den Angriffen mit dem Schwert kommen nun immer mehr Schläge und Tritte hinzu und der Kampf scheint erst einmal ausgewogener. Angriff und Verteidigung gehen ineinander über und verschmelzen zu einer Einheit.
Der Kampf verändert sich im Vergleich zuvor. Heath braucht ein paar Sekunden, um sich mit der veränderten Situation zurecht zu finden und ist die ersten Aufeinandertreffen unserer Schwerter vollkommen mit der Verteidigung beschäftigt. Fängt sich jedoch schnell wieder.

Heath hat sein verbleibendes Schwert in seine rechte Hand genommen, wodurch ich den Vorteil besser ausnutzen kann, dass ich sein Schwert auch mit meiner linken abwehren kann. Dennoch ist der Kampf ziemlich ausgewogen und wir beide müssen immer mehr Verletzungen einstecken. Ein Schnitt hier, ein Tritt dort und woanders ein Schlag. Sie sind vielzählig, aber nicht schwerwiegend. Keine Wunden, die uns wirklich beeinträchtigen würden.

Zunächst wirkt es so, als seien wir gleichauf. Dennoch...  Während wir so durch den um uns herum wabbernden Nebel tanzen, rettet mich immer öfter lediglich mein Instinkt vor entsthafteren Wunden.

Immer weiter geht es hin und her und wir beide stecken eine Wunde nach der anderen ein. Nachdem ich ihn mit einem Schlag vor die Brust ein paar Schritte zurück werfe, greift er gleich wieder an. Ich kann seinen ersten Angriff mit dem Schwert parrieren und auch dem folgenden Schlag kann ich ausweichen. Während sein Schlag an mir vorbei zieht, sehe ich bereits sein Schwert erneut in einem Stich auf mich zukommen.

In diesem Moment wird mir bewusst, dass ich seinem Stich, der direkt auf mein Herz gerichtet ist, nicht mehr ausweichen kann.

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Der Wächter der DimensionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt