"Jetzt haltet mal die Luft an. Er hat sich nur meine Nummer aufgeschrieben. Das heißt doch nicht, dass ich gleich nächstes Jahr in der Nationalmannschaft spiele und Weltmeister werde, oder so. Keine Ahnung, was ihr da jetzt feiern wollt.", schüttelte Jonas den Kopf, doch es war nicht zu übersehen, dass die angespannte Stimmung, in der er noch vor dem Spiel gewesen war, plötzlich wie weggeblasen war.
"Keine falsche Bescheidenheit, Bruder. Wir machen heute Abend richtig Party. Keine Widerrede. Ich hol dich um acht ab. Und ihr kommt auch. Alle.", erklärte Leo seinen Plan.
"Du hast Vorstellungen. Es ist Sonntag, wo willst du denn da feiern gehen? Außerdem haben wir morgen Schule, da erlaubt uns das eh keiner noch wegzugehen. Und wie willst du mich abholen? Mit dem Dreirad oder was? Hier ist noch keiner 18. Leo, du bist echt bescheuert.", lachte Jonas ihn aus.
Es wunderte mich, dass Jonas nicht total angetan von Leos Idee war. Sonst war er immer für jeden Spaß zu haben. Ich nahm mir vor ihn später auf jeden Fall nochmal darauf anzusprechen.
"Dann halt nächstes Wochenende.", versuchte Leo es erneut.
"Geht nicht, da ist doch unser Campingausflug.", unterbrach Greta ihn nun.
"Camping. Wer kommt eigentlich auf Camping? Das ist doch der größte Schwachsinn! Und übernächstes Wochenende? Geht es da wenigstens?", ärgerte Leo sich.
Nun schüttelte Tom den Kopf: "Abiball"
"Müssen wir da hin?", stöhnte Leo nun genervt.
"Ja. Das müssen wir. Mein Bruder macht Abitur. Denkst du, ich lasse mir seinen Abschlussball wegen einer deiner Saufpartys entgehen? Außerdem sind wir nächstes Jahr dran, da will ich wissen wie das alles so abläuft und so.", mischte nun auch ich mich ein.
"Ist ja schon gut. Ich gebe mich geschlagen", hob Leo abwehrend die Hände in den Himmel.
Wenig später kam auch Felix aus der Kabine und ich verabschiedete mich von meinen Freunden. Auf der Rückfahrt redeten wir ein wenig über den in zwei Wochen bevorstehenden Abiball. Felix hatte noch keine Begleitung, doch er wollte auf keinen Fall allein dorthin gehen, weil er sich vor Emma und Tobias nicht blamieren wollte.
"Willst du nicht mit mir hingehen, Mia?", schlug er vor.
"Dann geh' lieber allein hin. Wenn du da mit deiner eigenen Schwester aufkreuzt, denken alle sofort, dass du sonst keine Freunde hast.", sagte ich.
"Hab ich doch auch nicht.", lachte Felix.
"Ach Quatsch, du darfst nicht immer alles so schwarz sehen. Frag doch Greta.", überlegte ich.
"Greta?", er klang nicht besonders angetan von meiner Idee.
"Warum denn nicht? Du hast niemanden, den du fragen könntest und Greta wurde bis jetzt noch nicht gefragt. Das passt doch.", versuchte ich meinen großen Bruder zu überzeugen.
"Ich denk' drüber nach, okay?", gab er sich nun geschlagen.
"Aber du musst schnell denken, sonst wird Greta bestimmt von jemand anderem gefragt.", warnte ich ihn.
"Jaja", stöhnte Felix genervt.
Als wir zuhause ankamen, war es schon halb eins. Meine Mutter saß noch immer in der selben Position vor dem Computer. Sie arbeitete eindeutig zu viel.
"Was gibt's zum Mittag?", fragte Felix.
"Wir gehen heute Abend essen. Ich muss euch jemanden vorstellen.", antwortete unsere Mutter abwesend, da sie sich voll auf ihre Arbeit konzentrierte.
"Jemanden vorstellen? Hast du etwa 'nen Freund?", stichelte ich, während ich mich zu ihr an den Tisch setzte.
Ich konnte ja verstehen, dass sie sich einsam fühlte, nachdem das Arschloch von unserem Vater sie sitzen gelassen hatte, als Felix gerade drei und ich zwei Jahre alt war. Aber einen Freund oder etwas in der Art hatte sie nie gehabt, nie gebraucht. Sie hatte immer gesagt, dass sie genug von Männern hätte und vollkommen glücklich wäre mit ihrer Arbeit, unserem Haus und ihren Kindern, Felix und mir. Wieso sollte sich das nun geändert haben?
"Mama, hast du uns da etwas nicht erzählt?", nun setzte auch Felix sich zu uns.
Genervt hob sie den Blick vom Laptop, nahm ihre Brille ab und lachte: "Nein, ich habe keinen Freund. Wartet es einfach ab. Ihr sollt nicht immer so ungeduldig sein! Und jetzt geht nach oben und lasst mich in Ruhe arbeiten!"
Also taten wir, was sie gesagt hatte, aber ich konnte nicht aufhören mich zu fragen, wen sie uns vorstellen wollte. Sowohl Felix als auch ich hatten keinen blassen Schimmer, um wen es sich handeln könnte. Hatte sie etwa doch einen Freund? Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken möglichst schnell zu verwerfen. Nein, sie hätte erzählt, wenn ein Mann dahinter stecken würde.
Aber was brachte es sich stundenlang den Kopf darüber zu zerbrechen? Heute Abend würde Mama es uns erzählen und dann wüssten wir Bescheid.
Ich legte mich ins Bett und fuhr meinen Laptop hoch, um ein paar Serien zu schauen und so die Zeit zu überbrücken. Doch die Langeweile plagte mich so sehr, dass ich beschloss laufen zu gehen.
Früher war ich in einem Leichtathletikverein gewesen. Ich war bei Wettkämpfen angetreten und war auch relativ erfolgreich, ich hatte einige Silber- und sogar eine Goldmedaille gewinnen können, jedoch wurde das Leistungsniveau immer höher und somit auch der Druck immer größer und dem konnte ich nicht standhalten. Als das Laufen mehr zur Qual geworden war, als dass es mir Spaß gemacht hatte, war ich aus dem Verein ausgetreten und lief nun nur noch manchmal für mich.
Ich warf mich also in meine Sportklamotten und lief einfach los. Ich wusste nicht, wohin ich überhaupt wollte, ich lief einfach. Durch die Straßen, vorbei an einigen Passanten, bis ich einige Zeit vollkommen erschöpft wieder zuhause ankam.
Und es fühlte sich genau richtig an, es fühlte sich gut an. Ich war außer Atem, voller Schweiß und musste mich erst einmal hinsetzen, um meine Atmung wieder unter Kontrolle zu kriegen. Ich war so erschöpft und gleichzeitig so befreit.
Langsam musste ich mich auch schon für das Abendessen mit Felix und meiner Mutter fertig machen. Noch immer war ich furchtbar neugierig, wen sie uns vorstellen wollte und warum genau wir deshalb in ein Restaurant fahren mussten.
Hey :)
Da ist es: Kapitel 3.
Was meint ihr, wen werden Felix und Mia heute kennenlernen?
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Der letzte Sommer
Novela Juvenil"Du bist so wunderschön, wenn du glücklich bist.", hatte er gesagt und dabei in die Ferne geguckt. So, als würde er garnicht mit mir reden, sondern mit dem Universum, dem Himmel oder der ganzen restlichen Welt. Für Mia und ihre Freunde steht das le...