Kapitel 49: late night talks

131 9 22
                                    

Rumblödelnd liefen Jonas und ich durch die Stadt, die nur von Straßenlaternen erleuchtet war. Wow, wo kamen die denn jetzt auf einmal her?

Schließlich konnte ich auch erkennen, wo Jonas hingehen wollte. Er lief direkt auf den Park zu und nun hatte ich soweit aufgeholt, dass ich neben ihm auf dem Gehweg laufen konnte. Aus dem Augenwinkel blickte ich immer wieder zu ihm, wie er an seiner Bierflasche nippte.

Er musste bemerkt haben, dass ich ihn beobachtete, denn er sah mit belustigtem Ausdruck im Gesicht zu mir herunter und schüttelte gespielt empört den Kopf: „Du Spannerin."

„Hey!", rief ich aufgebracht und boxte ihn in die Seite. Doch diesmal zeigte er sich ausnahmsweise mal unbeteiligt und grinste nur zufrieden.

So liefen wir weiter in einvernehmlichem Schweigen nebeneinander her, bis wir im Park an einem Teich angekommen waren, an dem Felix und ich früher oft die Enten gefüttert hatten.

Wir setzten uns ans Ufer, das gerade noch so eben von einer der Laternen beleuchtet wurde, die am Rande der gekennzeichneten Wege standen. Jonas nahm noch einen Schluck aus seiner Bierflasche, bevor er anfing zu erzählen: „Sorry, aber diese Julia war so nervig. Als ich dann gehen wollte, hat sie das irgendwie falsch aufgefasst und ich musste mir schnell irgendwas ausdenken und da ist mir nichts besseres eingefallen, als das mit der Freundin."

„Schon okay.", sagte ich, bevor ich ebenfalls einen Schluck aus meiner Flasche nahm. „Ich wollte eh da weg."

Jonas schien erleichtert zu sein, dass ich nicht sauer auf ihn war, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.

„Was war das vorhin in der Kirche?", fragte er nun. „Du warst auf einmal total angespannt."

Ich zuckte kurz zusammen. Irgendwie hatte ich gehofft, dass er es vergessen hatte, oder mich einfach nicht darauf ansprechen würde. Aber da hatte ich wohl falsch gelegen.

„Nichts besonderes.", versuchte ich abzuwinken und hoffte, dass es ihm als Antwort genügen würde.

„Nichts besonderes sieht aber anders aus.", erklärte er nun mit fester Stimme. „Du bist auf einmal zusammengezuckt und warst danach total angespannt."

Ich senkte schweigend den Kopf.

„Ach komm schon, so schlimm wird es schon nicht sein.", meinte Jonas.

„Ach keine Ahnung", begann ich zögernd. „Ich weiß auch nicht, was da los war. Als Gretas Vater anfangen hat zu weinen, hat mich das irgendwie daran erinnert, dass... Irgendwie hat mich das alles ein bisschen an meine Familie erinnert. Ich will nicht „mein Vater" sagen. Das klingt so falsch."

„Mein Vater", schnaubte ich nun noch einmal und stellte fest wie falsch es sich wirklich anfühlte. Es war noch viel schlimmer, als ich gedacht hatte.

„Ach Miachen.", meinte Jonas nun und sah mich an. „Dein Vater ist ein Arschloch.", sagte er ruhig. Fast bedauernd.

„Ich weiß. Und normalerweise komm ich da auch echt gut mit klar, dass ich ihm egal bin und stell mich nicht so an, aber irgendwie war das heute... zu viel.", setzte ich gleich hinterher.

„Kann ich verstehen. Aber Mia, dass er einfach so abgehauen ist, hat nichts mit dir zu tun. Er ist halt einfach scheiße, da kannst du auch nichts für. Du hast was viel besseres verdient.", erklärte er.

„Danke.", sagte ich leise, ohne ihn dabei anzusehen. Und dann schwiegen wir wieder eine Zeit lang, bis Jonas mich schließlich aus meinen Gedanken riss.

„Ich muss dir was sagen.", meinte er und sah nicht wirklich so aus, als wäre es etwas gutes.

Ich sah ihn auffordernd an und ermutigte ihn somit anzufangen zu reden.

„Du weißt doch, dass das Internat in nem anderen Bundesland ist, oder?", fragte Jonas vorsichtig. Ich nickte, wusste jedoch nicht, worauf er hinaus wollte.

„Und da fängt schon nächste Wochen die Schule wieder an.", führte er fort und langsam ahnte ich, was er mir sagen wollte. Ich sagte jedoch vorerst nichts, sondern nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche.

Er schien darauf zu warten, dass ich meinen Kopf wieder in seine Richtung drehte, nachdem ich die Flasche abgesetzt hatte, aber das tat ich nicht. Ich wusste eh schon, was er sagen wollte, aber ich wollte es nicht hören.

„Du musst weg.", stellte ich fest, während ich auf den dunklen See hinausblickte. Er nickte.

„Bald.", stellte ich erneut fest. Wieder nickte er.

Ich nahm noch einen tiefen Schluck aus der Flasche und stellte anschließend trocken fest: „Was ein Mist." Nun konnte ich ein tiefes Lachen neben mir hören. Wie von selbst blickte ich zur Seite und fragte Jonas mit einem verwirrten Grinsen: „Was ist denn so lustig?" Ich musste kurz über ihn schmunzeln, bevor er antwortete. „Verdammter Mist.", erklärte er mir zustimmend und nun musste ich mitlachen, bis er plötzlich verstummte, seinen Blick von mir nahm und nachdenklich auf den See hinausblickte. Kurz wunderte ich mich, doch dann tat ich es ihm gleich und stellte fest, dass es in dem Kleid, trotz des Sommerwetters langsam kalt wurde.

„Du wirst mir irgendwie fehlen, glaub ich.", hörte ich Jonas auf einmal sagen. Schlagartig wandte ich meinen Kopf und musterte ihn verwundert. „Bist du betrunken?", entgegnete ich lachend.

„Hey!", beschwerte Jonas sich nun gespielt beleidigt. „Ich wollte einmal nett sein, aber du beweist mal wieder, dass du meine Nettigkeit einfach nicht verdient hast, Mialein."

Ich holte mit meinem Arm aus, um ihm auf seinen zu hauen. Augenblicklich erhielt ich einen Schlag zurück, dann wieder er und dann wieder ich. So ging es eine Zeit lang weiter, bis ich mich vor Lachen nicht mehr beherrschen konnte deshalb nicht mehr zurückschlagen konnte und Jonas deshalb augenblicklich begann mich durchzukitzeln, was die ganze Sache natürlich nicht wirklich besser machte.

Ich musste so sehr lachen, dass ich mich geradewegs nach hinten auf das Gras fallen ließ, was Jonas jedoch trotzdem nicht dazu brachte, aufzuhören. Da konnte ich kreischen, wie ich wollte. Erst als unsere Blicke sich für einen kurzen Moment trafen, bemerkte ich, wie nah wir uns gerade eigentlich waren. Jonas hielt abrupt inne, machte jedoch keine Anstalten auf Abstand zu gehen. Stattdessen sahen wir uns eine zeitlang einfach nur an. Gebannt betrachte ich Jonas' feine Gesichtszüge, seine markanten Augenbrauen und das tiefe Blau seiner Augen. Auch die kleine Falte auf seiner Stirn, die manchmal sichtbar wurde, wenn er angespannt war, nahm ich wahr, bis ich schließlich an seinen Lippen hängen blieb, die sich augenblicklich zu einem dreckigen Grinsen verzogen. Verwirrt sah ich ihm wieder in die Augen, bevor ich ihn zurechtwies. „Grins nicht so blöd!", mahnte ich.

„Wie denn?", fragte er unbekümmert und zog herausfordernd eine Augenbraue hoch.

„So halt.", beteuerte ich und wollte ihn von mir runterstoßen. Doch sein selbstgefälliges Grinsen wurde nur noch breiter.

„Hilf mir lieber hoch, du bist verdammt schwer, du fettes Kind.", beschwerte ich mich nun.

Erster Ferientag🎉🎄❤️

Ich hoffe ihr habt alle schöne Ferien und   ein tolles Weihnachten.

Lasst mir doch gerne einen Kommentar mit eurer Meinung zum Kapitel da. Würde mich sehr freuen😉😁

Der letzte SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt