Kapitel 10: zwecklos

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Zugegeben, es tat schon ziemlich weh, als ich mit voller Wucht auf die von der Sonne noch aufgehitzte Straße fiel. Zum Glück kam ich nicht mit dem Kopf auf, sondern mit dem Rücken, sonst wäre es wahrscheinlich noch schmerzhafter gewesen. Doch irgendwie war ich im ersten Moment viel zu benebelt, um zu realisieren, was gerade passiert war. Es konnte auch daran liegen, dass ich generell alles immer später als alle Anderen checkte. Vielleicht hatte ich ja eine Wahrnehmungsstörung, wer weiß?

"Mia! Ist alles in Ordnung mit dir?", Jonas kam zu mir gelaufen, nachdem er sein Fahrrad auf den Grünstreifen hatte fallen lassen.

Gerade als Jonas mich gerufen hatte, stützte ich mich auf, sodass ich jetzt nicht mehr auf der Straße lag, sondern saß.

"Ach du Scheiße, mein Rücken tut vielleicht weh.", fluchte ich.

Ein schmerzhaftes Ziehen durchzog meinen Rücken, als ich mich aufsetzten wollte, sodass ich mir ziemlich doll auf die Lippe beißen musste, um einen Schrei zu unterdrücken.

"Was ein Scheiß!", rief ich diesmal. Ich war wirklich ziemlich in Fluchlaune.

Jonas, der bis jetzt nur stumm daneben gestanden hatte, fing nun laut an zu lachen.

"Was ist denn jetzt so lustig?!", schrie ich ziemlich verzweifelt. Machte der Idiot sich etwa über mich lustig? Arschloch.

"Nichts, du siehst nur aus wie ein kleines Kind, dass keine Schokolade mehr bekommt.", drückte Jonas unter Lachen hervor.

"Hey!", rief ich empört und schlug mit meinen Händen auf den Boden. Doch ich hatte nicht bedacht, dass ich eben gerade mit dem Rücken auf die Straße gefallen war und es vielleicht, ganz eventuell schmerzhaft werden könnte, wenn ich mich zu doll bewegte, also schrie ich gleich ein: "Ah! Scheiße!", hinterher.

Jonas' Lachen wurde nur noch lauter und nun konnte ich auch nicht anders, als einfach auch miteinzustimmen. Es sah bestimmt zu komisch aus, wie ich mich anstellte.

"Süß", sagte er, bevor er weiter lachte. Doch ich überhörte diesen Kommentar schmeichelhaft, weil ich wenig Lust hatte mich noch ernsthaft mit ihm zu streiten.

"Können wir weiter, Krüppel? Die Anderen warten bestimmt schon.", fragte Jonas mich noch immer amüsiert.

"Hey!", wenn ich jetzt neben ihm gestanden hätte, hätte ich ihn sicherlich geschlagen. "Hilf' dem Krüppel erstmal hoch."

Grinsend ergriff er meine Hände, die ich ihm entgegengestreckt hatte und zog mich so schwungvoll nach oben, dass ich praktisch in seinen Armen landete.

"He, nicht so stürmisch, ich geb' mich doch nicht mit nem Krüppel ab.", noch immer grinste Jonas.

Der Schlag auf seinen Oberarm, den ich ihm nun endlich verpassen konnte, da ich diesmal ja direkt neben ihm stand, änderte trotzdem nichts an seinem bescheuerten Dauergrinsen.

"Lass uns los. Ich habe langsam auch schon Hunger.", verkündete Jonas nun.

"Lustig", sagte ich. "Wie soll ich denn damit vorwärts kommen?", und zeigte auf den Blechhaufen, der mal mein Fahrrad gewesen war.

"Ganz einfach: Garnicht. Deinen Anhänger hängen wir einfach an mein Fahrrad, du setzt dich da rein und dann geht das schon.", teilte Jonas mir mit, als wäre das Selbstverständlichste der Welt.

Der letzte SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt