Kapitel 30: Turteltäubchen

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"Ich war ewig schon nicht mehr bei dir zuhause.", stellte ich fest, als ich Jonas durch die Tür in sein Haus folgte.

"Warst du überhaupt schonmal hier?", lachte er und hielt mir die Tür auf.

"Irgendwann bestimmt. Aber sonst sind wir immer bei Tom.", antwortete ich.

"Oder bei dir.", sagte Jonas.

"Wann treffen wir uns denn mal bei mir?", ich sah ihn stutzend an, während ich mein Gehirn nach dem Tag durchsuchte, an dem meine Freunde das letzte Mal bei mir zu Besuch gewesen waren.

"Heute Morgen zum Beispiel.", half er mir grinsend auf die Sprünge.

"Ach, wie konnte ich das vergessen.", rief ich gespielt aufgebracht und klatschte mir mit der flachen Hand gegen die Stirn, sodass Jonas begann zu lachen.

"Hey, hör auf mich auszulachen, du Spacko!", rief ich verärgert. Doch Jonas hörte wie eigentlich immer, nicht auf mich und lachte unbeirrt weiter.

Gerade als ich ihn mit meinem Blick töten wollte, kam seine fünfzehnjährige Schwester Marie in den Flur gelaufen und verhinderte, dass ich ihren Bruder auf der Stelle umbrachte.

"Könnt ihr mir einen Gefallen tun und euch verliebt anstarren, wenn ich nicht da bin? Traurig genug, dass ich keinen Freund habe. Dann muss mir das nicht den ganzen Tag von jedem unter die Nase gerieben werden.", gab sie genervt von sich und ich sah sie verdutzt an. Was hatte sie gerade gesagt?

"Jonas, du hättest mir ja wenigstens mal erzählen können, dass du ne Freundin hast. Ich hätte dir sowas auch erzählt.", warf sie nun ihrem Bruder vor.

"Deswegen hast du mir auch von der Sache mit diesem Oliver erzählt. Ganz klar. Oliver, was ist das eigentlich für ein Name? War ja klar, dass das ein Arschloch ist. Oliver...", wiederholte Jonas den Namen noch einmal kopfschüttelnd und verzog angeekelt das Gesicht.

"Was hat denn Olli jetzt damit zu tun?", fragte sie gereizt. Dieses Thema schien ihr wohl nicht ganz Recht zu sein.

"Du hast es erst für nötig gehalten deinem großen Bruder davon zu erzählen, dass du einen Freund hast, als rausgekommen ist, dass er dich nach Strich und Faden verarscht hat und du jemanden zum Ausheulen gebraucht hast. Hat man für sowas nicht normalerweise Freundinnen?", konterte Jonas erneut.

"Hör auf!", flüsterte ich ihm leise aber bestimmt zu, als ich sah wie kreidebleich Marie augenblicklich geworden war.

"Du musst sie mir nicht vorstellen.", sagte sie nun, um das Thema zu wechseln.

"Wen?", fragte Jonas seine Schwester ratlos.

"Deine Freundin. Ich kenn' Mia doch schon.", erklärte sie genervt.

"Sie ist nicht meine Freundin. Also sie ist schon meine Freundin, aber nur EINE Freundin, nicht MEINE Freundin.", versuchte Jonas sich aus der Situation zu retten. Doch seine Schwester sah ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an (Mensch, noch mehr Leute, die das können) "Aha", sagte sie und sah nicht besonders überzeugt aus.

"Warte, woher kennst du Mia eigentlich?", fragte Jonas sie nun.

"Ihr seid seit tausend Jahren befreundet?", es klang eher nach einer Feststellung als nach einer Frage.

"Also dann, ihr Turteltäubchen. Ich muss los. Viel Spaß euch noch.", rief sie uns nur noch schnell hinterher, bevor sie durch die Tür nach draußen flitzte. Respekt, das hatte sie echt gut hinbekommen, denn dadurch, dass sie ihren Bruder so durcheinander gebracht und dann fluchtartig das Haus verlassen hatte, hatte er nichtmal die Gelegenheit oder auch nur einen winzig kleinen Gedanken daran verschwendet sie zu fragen, wohin sie wollte, denn an ihrem Outfit konnte ich erkennen, dass es garantiert kein unspektakuläres Treffen mit ihren Freundinnen war. Jaja, nachdem man 17 Jahre als kleine Schwester eines großen Bruders gelebt hatte, kannte man langsam alle Tricks.

Der letzte SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt