Für den Rest des Abends konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Wir saßen weiterhin draußen ums Lagerfeuer herum und ich versuchte, Jonas nicht zu auffällig anzustarren, obwohl es mir schlichtweg unmöglich war. Nach unserer Begegnung in der Küche spürte ich seine Nähe noch immer an meinem ganzen Körper. Ich verfolgte jede seiner Bewegungen, sah ihn an, während er angeregt mit Leo über Fußball diskutierte. Ich bekam es mit, wenn er die Stirn konzentriert kraus zog, um Leo folgen zu können, konnte erst recht nicht wegsehen, wenn er kurz lächelte und jedes Mal, wenn sein Blick meinen kurz traf, verstärkte sich das Kribbeln in meinem Bauchraum noch mehr.
„Wollen wir nicht mal los?", fragte Greta in die Runde, als es schon fast halb zwei war. Lina gähnte wie zur Bestätigung und streckte sich anschließend ausgiebig. „Ich bin mittlerweile auch echt müde.", erklärte sie, bevor sie ihre blonden Haare nach hinten strich.
Tom nickte zustimmend und erhob sich als erster, während er noch nach ein paar leeren Bierflaschen griff, die er anscheinend mit in die Küche nehmen wollte.
„Leo, was ist mit dir?", fragte Greta in seine Richtung. Er drehte seinen Blick von Jonas weg und sah nun für einen Moment zu lang Greta an, bevor er antwortete. „Willst du los?", fragte er an sie gerichtet. Sie nickte.
Alle erhoben sich und ich versuchte mich auf alles zu konzentrieren, nur nicht auf Jonas, der nun direkt hinter mir durch die Terassentür das Haus betrat. Er kam mir schon wieder einen Tick zu nahe, sodass sich die kleinen Härchen in meinem Nacken gefährlich aufstellten.
„War echt ein mega schöner Abend.", erklärte Greta verträumt und umarmte mich zum Abschied. Alle anderen taten es ihr gleich, bis der allgemeine Blick auf Jonas lag, der immer noch hinter mir stand.
„Ich helf ihr noch schnell beim aufräumen.", erklärte er und schien dabei auf mich zu deuten, denn die anderen nickten verstehend. Greta auf jeden Fall etwas zu verstehend, für meinen Geschmack. Wissend schaute sie zwischen Jonas und mir hin und her, der nun auch noch seine Hand auf meine Schulter legte. Augenblicklich begann die Stelle zu kribbeln und das Gefühl in meinem Bauch von vorhin, war zurück.
Die anderen machten sich auf den Weg, doch ich konnte mich auch während ich ein wie einstudiert klingendes „Schön, dass ihr da wart", krächzte, auf nichts anderes konzentrieren, als auf Jonas' Hand auf meiner Schulter.
Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, erwartete ich, dass er sie weg nehmen würde. Doch das Gegenteil passierte. Jonas verfestigte seinen Griff kurz, um mich dann an der Schulter zu sich herum zudrehen. Nun stand ich wieder direkt vor ihm, so nah, dass unsere Körper sich beinahe berührten. Das Bedürfnis, diese letzte Distanz zwischen uns zu überwinden, machte mich nahezu wahnsinnig.
Gebannt starrte ich nun wieder in seine Augen. Als seine dunkelblauen meine braunen trafen, durchfuhr es mich wie ein Blitz. Jonas legte gefährlich langsam eine Hand an meine Wange, was mich fast durchdrehen ließ.
„Wolltest du nicht aufräumen?", fragte ich heiser, unfähig meine Augen von seinen zu lösen. Ich konnte einen kleinen Funken Belustigung in ihnen erkennen, bevor Jonas den Kopf schüttelte, mein Gesicht mithilfe seiner Hand an meiner Wange näher an seines brachte und mich endlich küsste.
Seine Lippen fühlten sich mittlerweile schon fast vertraut auf meinen an, doch trotzdem kam es mir jedes Mal wieder so vor, als würde er mich zum ersten Mal küssen. Ich fühlte mich wie elektrisiert. Behutsam traf seine Zunge auf meine und dieses schwebende Gefühl machte sich in meinem gesamten Körper breit. Viel zu lange hatte ich das hier schon nicht mehr gefühlt. Bevor ich den Kuss vertiefen konnte, löste Jonas sich einen kurzen Moment von mir.
„Aufräumen ist gerade das letzte, was ich will.", flüsterte er, noch immer so dicht an meinen Lippen, dass er sie beinahe streifte. Seine Stimme war tief und rau und ich bildete mir ein, noch etwas anderes in ihr erkennen zu können. Verlangen. Noch nie hatte ich diesen Ton in seiner Stimme gehört, sodass es mir fast den Atem anhielt. Ich hatte eigentlich irgendetwas Schlagfertiges erwidern wollen, doch so war es mir schier unmöglich.
Bevor er noch etwas anderes sagen konnte, griff ich seinen Kopf und zog ihn wieder zu mir. Ich spürte, dass Jonas noch leicht lächelte, als ich meine Lippen wieder auf seine legte. Der Kuss hatte seine Sanftheit nun endgültig verloren und wurde drängender, leidenschaftlicher. Ich hatte Jonas so sehr vermisst, dass ich gerade nicht anderes um mich herum mehr wahrnahm. Ich fühlte nur noch ihn, seinen Körper, der an mich gepresst war und seine Lippen auf meinen. Ich konnte gar nicht genug von diesem atemberaubenden Gefühl bekommen. Meine Hände wanderten zu seinen Haaren und ich fuhr mit den Fingern hindurch. Sie waren so unfassbar weich, dass ich leicht an ihnen zog, bis ich ein Keuchen von Jonas vernahm.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob er mich leicht hoch und gab mir so zu verstehen, dass ich springen sollte. Ich schlang meine Beine um seine Hüften, sodass er sich nicht länger zu mir runterbeugen musste, weil unsere Gesichter nun auf gleicher Höhe waren. Als er bei der Treppe angekommen war, löste ich meine Lippen kurz von seinen, damit er sich auf die Stufen konzentrieren konnte. Auf die Treppe achtete er sich aber trotzdem kaum, denn seine Augen lagen weiterhin auf mir. Ich fühlte mich so, als wäre ich gerade das einzige, was für ihn zählte. Oben angekommen steuerte er zielstrebig auf mein Zimmer zu, aber löste seinen Blick dabei kein einziges Mal von mir. Ich wollte gerade zu einem Lächeln ansetzen, weil ich so froh war, ihn endlich wieder hier zu haben und das erste Mal so richtig bei mir. Doch als ich seinen tiefen, warmen und so dunklen Blick erkannte, hielt er mich gefangen.
Jonas legte mich langsam auf meinem Bett ab und drückte mich mit seinem Gewicht, das nun auf mir lag, in die Matratze. Sein Blick, der noch immer an meinen Augen heftete, löste sich von ihnen und wanderte kurz über meinen Körper, bis ich etwas in ihm aufflammen sah. Bis jetzt hatte ich noch nichts weiter getan, als Jonas genau zu beobachten, doch als ich sah wie seine Augen letztendlich auf meinen Lippen heften blieben, hielt ich es nicht mehr aus und zog seinen Kopf zu mir herunter, damit ich ihn erneut küssen konnte.
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Der letzte Sommer
Novela Juvenil"Du bist so wunderschön, wenn du glücklich bist.", hatte er gesagt und dabei in die Ferne geguckt. So, als würde er garnicht mit mir reden, sondern mit dem Universum, dem Himmel oder der ganzen restlichen Welt. Für Mia und ihre Freunde steht das le...