„Hatte dich irgendwie hässlicher in Erinnerung.", meinte Jonas nun nachdenklich scherzend.
„Und ich hatte dich irgendwie sozialer in Erinnerung.", merkte ich im Gegenzug an.
„Hallo? Wo bin ich denn bitte nicht sozial, Mialein?", rief er empört.
„Das fragst du noch?", begann ich lachend ihn zurechtzuweisen, um ihn ein bisschen auf die Palme zu bringen. „Läufst hier so rum und knutscht irgendwelche Mädchen ab. Nicht gerade Gentlemanlike, mein Lieber."
Jonas schaute mich mit diesem überheblichen Lächeln an, während er seine Arme vor der Brust verschränkte und meinte: „Das ist ja wohl auch nicht ganz richtig, meine Liebe. Ich knutsch ja nicht mit irgendwelchen Mädchen rum, sondern mit dir. Das ist ja wohl schon ein Unterschied, Mialein."
„Ach, ist das ein Unterschied?", fragte ich, nachdem ich seine Haltung imitiert hatte und nun ebenfalls mit verschränkten Armen dastand.
„Na klar, du Totalausfall.", beteuerte er ohne weitere Erklärung. Ich versuchte zweifelnd eine Augenbraue zu heben, obwohl wohl mittlerweile allen klar sein dürfte, dass ich das nicht hinkriegen würde.
Doch mein zum Scheitern verurteilter Versuch schien wenigstens ziemlich lustig auszusehen, zumindest Jonas' Gesichtsausdruck nach zu urteilen, der sich verdächtig verzog.
„Du kannst das einfach nicht.", meinte Jonas, während er losprustete. Obwohl ich eigentlich sauer auf ihn sein wollte, dafür dass er mich einfach so unverschämt auslachte, konnte ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
„Du bist blöd.", jammerte ich, als er ein paar Minuten später immer noch lachte. Daraufhin hörte er endlich auf sich über mich lustig zu machen, sondern erwiderte stattdessen: „Du auch, Mialein, du auch."
„Sag mal, musst du nicht irgendwann nochmal Fußball spielen, oder so?", merkte ich an und tat so, als hätte ich gar nicht gehört, was er gesagt hatte. Jonas schien gerade das selbe zu realisieren, als er wie versteinert auf die tickende Uhr an der hölzernen Wand starrte und ihm die Panik quasi ins Gesicht geschrieben stand.
„Scheiße!", rief er und war quasi schon auf dem Sprung zurück zur Umkleidekabine, wo sein Team sicher schon auf ihn wartete. Doch er drehte sich noch einmal zu mir: „Hau bloß nicht ab, ich weiß noch gar nicht, was du hier überhaupt machst!"
„Ich knutsch mit irgendwelchen Typen rum, weißt du doch.", rief ich ihm schmunzelnd hinterher.
Kopfschüttelnd über diese Begegnung lief ich zurück zur Tribüne und setzte mich zu meinen Freunden, die meine Geistesabwesenheit zunächst gar nicht zu bemerken schienen, sondern damit beschäftigt waren, sich um die Tüte Gummibärchen zu prügeln, die wir vorhin noch am Bahnhof gekauft hatten.
„Greta, kannst du mal aufhören mein ganzes Zeug aufzuessen. Ich will auch noch was haben!", tönte Leo genervt.
Doch Greta, die direkt neben ihm saß, ließ sich von seinen Worten nicht beirren und biss unbekümmert von ihrem Gummifrosch ab, bevor sie provozierend lächelnd mit vollem Mund verkündete: „Nein."
Leo stöhnte genervt auf und schien sich furchtbar zu ärgern. „Das Mädchen raubt mir noch mal meine letzten Nerven!"
„Ohhh", entgegnete Lina gerührt, die sich theatralisch die Hand an ihre linke Brust presste. „Das klingt ja so süß, Leo."
„Ich kotz' gleich.", verkündete er daraufhin grummelnd und riss Greta beleidigt die Tüte aus der Hand, woraufhin diese sich lautstark beschwerte.
„Hey! Gib mir mein Essen wieder, du Vielfraß!", erklang ihre aufgebrachte Stimme und streckte ihren Arm in Richtung Leo aus.
Dieser hielt die Tüte mit den Süßigkeiten jedoch nach oben und da Greta ein ganzes Stück kleiner war als er, kam sie nicht heran, so sehr sie sich auch streckte. Warum sie nicht einfach aufgestanden war, fragte ich mich immer noch.
„Na, kommst du da etwa nicht ran, Gretalein?", lachte Leo spöttisch, woraufhin sie noch wütender zu werden schien, was ihn wiederum noch mehr amüsierte.
„Jetzt haltet mal die Klappe! Die Spieler kommen gleich!", sprach Tom ein Machtwort, das bitter nötig gewesen war.
Doch Leo reagierte gar nicht erst. Er hielt unbekümmert weiter die Gummibärchentüte in die Luft, doch Greta drehte sich nur weg, verschränkte beleidigt die Hände vor der Brust und blickte stur geradeaus, als sie sagte: „Du bist blöd."
Ob mich das an was erinnerte?
Doch Leo lachte nur, schnappte sich einen weiteren Gummifrosch und grinste schief, bevor er seinen Arm um Greta legte. Zumindest dachte ich das im ersten Moment. Doch er hatte etwas ganz Anderes vor. Mit dem Arm, den er um Gretas Schulter legte, zog er sie so zu sich ran, dass er sie quasi im Schwitzkasten hatte und zerstrubellte ihre Haare. Greta kreischte auf, bis die Spieler schließlich das Spielfeld betraten und Leo sie in Ruhe ließ.
„Ich hab doch gesagt die kommen gleich.", verkündete Tom äußerst zufrieden.
„Könnt ihr Jonas sehen?", fragte Lina, während ich schon nach ihm Ausschau hielt. „Da hinter dem großen Blonden.", deutete ich lächelnd auf ihn, als ich ihn ausfindig gemacht hatte. Lina nickte und wandte sich fragend an mich: „Glaubst du er erkennt uns?"
Ich zuckte die Schultern und meinte: „Er weiß ja nicht, dass wir da sind." Innerlich prustete ich schon laut los, doch nach außen gelang es mir ganz gut, das zu verbergen.
„Ich sag euch, der kippt aus allen Latschen, wenn der rausfindet, dass wir hier sind.", meinte Greta nun freudestrahlend.
„Na hoffentlich nicht.", erwiderte Leo trocken und schnappte sich das nächste Gummibärchen. „Der soll schließlich noch Fußball spielen."
„Das kann der doch sowieso.", winkte Greta leichtfertig ab und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spielfeld, auf dem sich die beiden Mannschaften gerade aufstellten. Viel Ahnung von bekannten Fußballspielern hatte ich zwar noch nie gehabt, aber einige von denen, mit denen Jonas dort nun auf dem Rasen stand, kannte sogar ich. Kein Wunder also, dass das Publikum so ausraste. Vor allem hier auf dem Land, wo sicherlich nicht sonderlich viel passierte, war so ein Fußballspiel bestimmt ein halbes Weltwunder.
„Seit wann bist du eigentlich so ein großer Fan von Jonas, Greta?", meinte Leo vielleicht eine Spur zu pampig.
„Vielleicht verrate ich dir das, wenn du mir sagst, seit wann du so eifersüchtig bist.", erwiderte Greta und nahm ihm die Tüte aus der Hand. Nein, jetzt ging das wieder los.
„Eifersüchtig? Ich? Du träumst wohl!", erklärte Leo trotzig und überließ Greta nun die Süßigkeiten.
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Der letzte Sommer
Ficțiune adolescenți"Du bist so wunderschön, wenn du glücklich bist.", hatte er gesagt und dabei in die Ferne geguckt. So, als würde er garnicht mit mir reden, sondern mit dem Universum, dem Himmel oder der ganzen restlichen Welt. Für Mia und ihre Freunde steht das le...