Kapitel 16: süß

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"Süß? Was ist denn jetzt bitte süß?!", ich blickte irritiert in die lachenden Gesichter meiner Freunde.

"Du.", antwortete Jonas einfach und sah mir dabei in die Augen.

"Ich bin doch nicht süß!", rief ich verärgert.

"Doch. Du müsstest mal sehen wie niedlich du aussiehst. Wie ein kleines, beleidigtes Mädchen an Weihnachten, dass die falsche Puppe geschenkt bekommen hat.", antwortete er grinsend.

"Pfff", machte ich gespielt beleidigt und schlug ihn gegen den Oberarm.

Danach trat wieder schällerndes Gelächter auf und dieses Mal musste auch ich mitlachen.

"Wo ist Greta denn jetzt?", fragte ich verwirrt und blickte mich suchend nach ihr um, als wir uns alle wieder beruhigt hatten.

"Die ist bei deinem Bruder.", Lina zwinkerte mir wissend zu. Ich verstand sofort und nickte verschwörerisch.

"Bei Felix?", fragte Tom verwirrt. "Was will die denn bei dem?"

"Zum Ball gehen.", antwortete ich grinsend.

"Was? Ihr verarscht uns doch! Als ob Greta wirklich jemanden abbekommen hat. Ich dachte das wäre ein schlechter Scherz von euch gewesen.", kam es leicht genervt und ebenso geschockt von Leo.

"Mach dir nichts draus, Mann. Alleine tanzt sichs sicher auch gut.", klopfte Tom ihm brüderlich auf die Schulter.

"Zur Not tanzt du einfach mit Jonas.", brachte Lina nun unter Kichern hervor.

Doch dieser schüttelte lachend den Kopf und legte grinsend einen Arm über meine Schultern.

"Ich geh' mal Anna suchen.", teilte Tom uns mit und war kurz darauf im Saal verschwunden.

"Wollt ihr mich jetzt eigentlich verarschen, Leute?", ärgerte Leo sich, der neben Lina und Alex stand, der noch garnichts gesagt hatte.

Wir lachten nur und gingen dann auch wieder rein, da bald die Abiturienten in den Saal auflaufen sollten.

Der Abend verlief zunächst recht unspektakulär. Der Direktor hielt eine kurze Willkommensrede und eröffnete das Buffet. Nach dem Essen meldeten die Schülersprecher sich zu Wort, die daran erinnerten die Stimmen für die Ballkönigin und den Ballkönig abzugeben. Anschließend folgten weitere Programmpunkte wie Danksagungen an besonders engagierte Lehrer und Schüler sowie die Siegerehrung der Gewinner der Mottowoche. Doch auch der Kurs des Darstellenden Spiels führte eine kleine Szene auf, in der es um den ersten Schultag ging.

Doch eine Tradition, die an unserer Schule jedes Jahr aufs Neue gepflegt wurde, war, dass der gesamte Abiturjahrgang am Ende des offiziellen Programms gemeinsam ein Lied sang. Als der erste Ton erklang, erinnerte ich mich plötzlich wieder daran, dass es nicht mehr lange war. In genau einem Jahr würde ich mit meinem Jahrgang genau an dieser Stelle stehen. Alleine die Vorstellung daran ließ einen Kloß in meinem Hals entstehen, den ich jedoch schnell herunterschluckte, denn jetzt war nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um loszuheulen. Zumindest nicht für mich, denn einige der Abiturienten verdrückten kleine Tränen und ich beobachtete, wie auch meine Mutter neben mir ein Taschentuch aus ihrer Tasche kramte und sich damit über die Augen tupfte.

Bevor die Party dann eröffnet wurde, mussten natürlich noch der Abiballkönig und seine Königin gekührt werden. Die Schülersprecher betraten die Bühne und verlasen die Namen.

"Abiballkönig und -königin sind... Tobias Sommer und Emma Mai.", verkündete eine der beiden Schülersprecherinnen freudig.

Ausgerechnet Emma und Tobias, dachte ich. Tobias war Felix' bester Freund und hatte ihm seine Freundin Emma ausgespannt, was meinem Bruder immer noch sehr zu schaffen machte. Doch trotzdem war er nach wie vor mit den beiden befreundet, die seine Gefühle jeden Tag erneut mit Füßen traten.

Der letzte SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt