Kapitel 22: Flaschendrehen

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Ein paar Stunden später war kaum noch jemand am Tanzen. Einige Schnapsleichen lagen bedröppelt in der Ecke, andere waren schon wieder, oder immer noch, mit Knutschen beschäftigt. Da meine Freunde und ich weder zu der einen noch zu der anderen Sorten gehörten, wussten wir kurz nichts mit uns anzufangen. Wir waren zwar schon einigermaßen angetrunken, aber von komplett voll, waren wir weit entfernt und bevor wir anfangen würden, uns gegenseitig abzuknutschen, müsste wohl einiges passieren. Alleine die Vorstellung-ekelerregend. Ich schüttelte mich.

"Ich will reingehen! Mir ist so kalt.", teilte Greta uns mit, als wir zu fünft am Pool saßen.

"Nicht nach drinnen gehen. Anton und seine Leute spielen Flaschendrehen.", warnte Tom.

"Asch, komm schon Kumpel, masch disch mal logger.", lallte Leo, der wie immer am meisten getrunken hatte.

"Na dann.", antwortete Tom unternehmenslustig, der Leos Bemerkung wohl als Provokation aufgefasst hatte. Er ließ sich wirklich furchtbar schnell provozieren. Gerade wenn er betrunken war, fasste er jeden kleinen Kommentar als Beleidigung gegen ihn auf. Entschlossen nahm er Greta an die Hand und zog sie ins Haus, während sie mir einen hilfesuchenden Blick zuwarf.

Ich konnte sie voll und ganz verstehen. Ich hätte auch keinen Bock vollkommen besoffene und vollgekiffte Typen abzuknutschen oder sonst was mit ihnen zu machen. Wir hätten bis jetzt nie bei einer dieser Partys Flaschendrehen mitgespielt, weil die Erzählungen einfach zu krass waren. Aber einmal war immer das erste Mal und das würde wohl heute sein, denn ich konnte Greta nicht einfach allein lassen.

"Ich glaub' wir müssen da hinterher.", wandte ich mich an Jonas und Leo, die nun noch übrig waren. Wieso eigentlich immer wir drei? Ach genau, wir waren die Hobby- und Datelosen. Wie konnte ich das nur vergessen.

Jonas nickte, obwohl er nicht gerade begeistert aussah. Leo jedoch klatschte tatkräftig in die Hände und verkündete vorfreudig: "Na kommt schon, Leute. Endlich wird es interessant. Vielleicht kann ich ja jemanden aufreißen, man kann ja nie wissen."

Gut gelaunt stand er auf und betrat vor Jonas und mir das Haus.

Drinnen war es warm und stickig. Es roch nach Alkohol und Zigarettenqualm. Im großen Wohnzimmer der Breuningers saßen viele Leute in einem großen Kreis und drehten eine leere Flasche.

"Da kommen ja noch mehr.", rief irgendein Typ, den ich nicht kannte.

Wie selbstverständlich drückte eine Blondine uns dreien jeweils einen Plastikbecher in die Hand und befahl: "Trinken."

Ohne lange Nachzudenken nahm Leo den Becher an und exte die alkoholische Flüssigkeit. Die Menge jubelte.

Schulterzuckend blickte Jonas mich an, nachdem ich fragend zu ihm rübergeguckt hatte, und leerte seinen Becher in einem Zug.

Scheiße, jetzt musste ich auch. Was war hier wohl alles drin? Ich wollte es lieber garnicht so genau wissen. "Augen zu und durch, Mia. Du schaffst das.", versuchte ich mich selbst zu motivieren. Ich würgte mir dieses Teufelszeug irgendwie herunter. Schmecken tat es beim besten Willen nicht, aber was blieb mir anderes übrig?

"Dann können wir ja weiterspielen.", stellte eine Brünette fest, die neben der Blonden saß, die uns eben gerade die Becher gegeben hatte. Die Beiden rückten weiter auseinander, sodass gerade für drei Leute Platz zwischen ihnen war.

Der letzte SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt