Ich öffnete die Augen. Und schaffte es nicht mein breites Grinsen zu unterdrücken. Es war der 28. Januar. Mein Geburtstag und ich damit ab heute volljährig.
Aufgeregt sprang ich aus dem Bett, schnappte mir nur kurz mein Handy vom Nachttisch und flog dann geradezu die Treppe hinunter die Küche, wo meine Mutter gerade das Frühstück vorbereitete. Wie zu jedem Geburtstag hatte sie sich mal wieder besonders viel Mühe gegeben. Ich entdeckte frische Brötchen und vernahm den Geruch von warmem Kakao.
"Guten Morgen, Schatz.", sagte meine Mutter herzlich und ein warmes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie kam auf mich zu und zog mich in eine innige Umarmung. "Alles Gute zu Deinem Geburtstag, Mia."
Ich lächelte sie an, als sie sich wieder von mir löste und bedankte mich bei ihr, bevor sie mir bedeutete, dass ich mich schonmal an den Tisch setzen sollte, bis das Frühstück fertig und meine Brüder aus ihren Zimmern gekommen waren. Ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy, um zu sehen, ob mir schon jemand geschrieben hatte, um mir zu gratulieren. Im Inneren hoffte ich eigentlich darauf, dass eine ganz bestimmte Person sich bei mir gemeldet hatte. Lina und Greta hatten mir schon gestern Nacht geschrieben und nun Storys mit mehr oder weniger hübschen Bildern von uns auf Instagram gepostet, in denen sie mir gratulierten. Ich lächelte unwillkürlich. Meine Freundinnen waren wirklich die besten. Sofort tippte ich eine Antwort für die beiden ein und reagierte mit einem Herz auf die Instagram-Storys. Dann ging ich weiter mein Benachrichtigungsfeld durch. Ein paar Freunde aus der Schule hatten mir geschrieben und auch Tom und sogar Leo hatten mir alles Gute gewünscht und gesagt, dass sie sich auf später freuten.
Doch von Jonas hatte ich keine neue Nachricht bekommen. Unwillkürlich versetzte mir das einen kleinen Stich. Schon vor ein paar Tagen hatte er mir mitgeteilt, dass er beim Spiel seiner Mannschaft dieses Wochenende zwar nicht dabei war, der Trainer ihm aber unmissverständlich klar gemacht hatte, dass er zum Trainieren im Internat bleiben musste. Ich seufzte. Jetzt hielt er es scheinbar nicht einmal mehr für nötig, mir zu gratulieren. Enttäuscht sperrte ich mein Handy wieder und legte es zur Seite.
Genau in dem Moment, kamen gerade meine Brüder die Treppe hinunter und ich musste bei dem Anblick von Bens zierlichem Körper auf Felix' Schultern sofort anfangen zu grinsen. "Mia!", rief Ben freudig, als er mich erblickte. Felix ließ ihn lachend von seinen Schultern und bedeutete ihm, auf mich zuzugehen. Doch Ben, der eben noch so euphorisch gewirkt hatte, wurde auf einmal ganz schüchtern. Unsicherheit machte sich auf seinem Gesicht breit und er drehte sich fragend zu Felix um, der ihm aufmunternd zulächelte. Zwischen den beiden hatte sich mittlerweile eine enge Verbindung aufgebaut. Felix verbrachte viel Zeit mit Ben, was dazu führte, dass dieser immer mehr auftaute. Doch wenn es um mich ging, war er immer noch unsicher und es zerriss mir jedes Mal das Herz, wenn ich daran erinnert wurde, dass ich die Schuld daran zu tragen hatte. Dass ich meinen Freunden damals nichts von ihm erzählt hatte, hatte ihn tief verletzt und ihn in dem Glauben gelassen, dass er keinen Platz in meinem Leben hatte. Obwohl es mich freute, dass Ben und Felix so gut miteinander klarkamen und sich gegenseitig Halt gaben, denn auch Felix wirkte seit einiger Zeit wieder um einiges unbeschwerter, versetzte es mir auch jedes Mal einen Stich, wenn ich die beiden so vertraut miteinander sah, weil ich unwillkürlich daran denken musste, dass ich niemals diese Verbindung zu Ben haben könnte, weil ich ihm mit meinem Verhalten und meiner Angst davor, mit dem Thema "Vater" konfrontiert zu werden, so sehr wehgetan hatte.
Auch ich schenkte meinem Bruder ein warmes Lächeln und nachdem er noch einen kontrollierenden Blick zu Felix geworfen hatte, kam er auf mich zu, legte seine Arme um mich und vergrub seinen Kopf kurz an meinem Baum. "Alles Gute zum Geburtstag", nuschelte er und ich kam nicht darüber hinweg, wie süß er dabei klang. "Danke", sagte ich und meinte es aus ganzem Herzen. Ich streichelte seine blonden Haare, bevor er sich wieder von mir löste und aufgeregt zu meiner Mutter sah. "Gibts Kakao, Mareike?", fragte er an sie gewandt und lief schnell auf sie zu, während sich ein seliges Lächeln auf seine Lippen schlich. Ich drehte mich um und vernahm aus dem Augenwinkel, dass Mama ihm ein liebesvolles Lächeln schenkte und ihn fragte, ob er ihr helfen wollen.
Doch weiter konnte ich mich nicht auf die zwei konzentrierten, denn ich spürte zwei starke Arme, die sich um mich legten. "Jetzt lass mich dir doch auch noch gratulieren.", sagte Felix gerade so laut, dass nur ich es hören konnte. Sofort schlich sich dieses vertraute Gefühl bei mir ein, wenn Felix bei mir war. "Alles, alles Gute zum 18.", flüsterte er mir zu und ich zerdrückte wohl geradezu, weil ich so froh war, dass er bei mir. "Ich hab dich lieb, Mia.", sagte er, bevor er mich losließ und mir einen kurzen Kuss auf die Wange drückte. Ich war fast froh, dass er sich von mir gelöst hatte, weil ich sonst wahrscheinlich noch ein paar Tränen verdrückt hätte. Solche intimen Momente zwischen ihm und mir kamen selten und mittlerweile fast nie vor. Doch sie zeigten mir, dass ich mich immer auf meinen großen Bruder verlassen hatte, und erinnerten mich an all das, was wir schon zusammen durchgemacht hatten.
Nach dem Frühstück durfte ich die Geschenke aufmachen, die wie jedes Jahr auf der zum Geschenketisch umfunktionierten Kommode im Wohnzimmer auf mich warteten. Besonders freute ich mich über das selbstgemalte Bild von Ben, für das ich ihm versprach, einen Ehrenplatz in meinem Zimmer zu finden. Doch das Highlight war wohl der Autoschlüssel, den meine Mutter extra in Geschenkpapier eingepackt hatte. Ich konnte nichts gegen das breite Grinsen machte, das sich auf meinem Gesicht ausbreitete. Ich war mir zwar bewusst, dass ich mir den grauen Golf mit meinem Bruder teilen würde, worüber dieser sicherlich nicht sonderlich erfreut war, doch dieser Schlüssel war nicht einfach der Schlüssel zu einem Auto, sondern viel mehr mein Schlüssel in die Freiheit.
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Der letzte Sommer
Ficção Adolescente"Du bist so wunderschön, wenn du glücklich bist.", hatte er gesagt und dabei in die Ferne geguckt. So, als würde er garnicht mit mir reden, sondern mit dem Universum, dem Himmel oder der ganzen restlichen Welt. Für Mia und ihre Freunde steht das le...