Uff! 6.00 Uhr antanzen. An einem Sonntag. Was tut man nicht alles ... Naja, es ist Ostersonntag, und ich bin auf einer Osterfreizeit. Da gehört dann ein Ostergottesdienst wohl dazu.
Ächzend schiebe ich einen großen Zeh unter der Bettdecke hervor – und ziehe ihn ganz schnell zurück.
Is halt doch noch ziemlich schattig im April an der See ...
Ich gebe mir einen Ruck und mache mich auf ins Bad. Eine richtig heiße Dusche hat noch immer meine Lebensgeister geweckt.Als ich kurz vor 6.00 Uhr in den Flur trete, kommen fast gleichzeitig aus allen Zimmern die anderen Teilnehmer des Seminars, manche mit ihren Kreuzen in der Hand. Auch Anni zieht ihre Tür hinter sich zu. Sie greift nach meiner Hand, und so gehen wir schweigend zu dem großen Platz vor dem Haupthaus und stellen uns ans Osterfeuer.
Ein gewaltiger Haufen aus Altholz und toten Ästen ist hier aufgetürmt und wird gleich angezündet werden. Anni hat ihr Kreuz so schnell vor sich auf den Boden gelegt, als würde sie sich daran die Finger verbrennen, und drückt sich an mich. Ihr scheint es nicht gut zu gehen, und das ist schade. Heute Nacht war sie noch ganz fröhlich. Aber vielleicht kann ich ihr den Rücken stärken, damit sie es übers Herz bringt. Werfen muss sie selbst. Und über dieses Symbol hinaus muss sie danach weiter gründlich daran arbeiten, auch in sich drin die Last herzugeben. Aber ich weiß jetzt wieder ein bisschen mehr, was in ihr vorgeht, und kann bei ihr sein, wenn es soweit ist.
Immer mehr Leute strömen von allen Seiten zum Holzhaufen, manche Gesichter kenne ich jetzt schon aus dem Speisesaal oder eben aus der Gruppe. Über allem liegt eine seltsame Stille, bis auf die Gruppe nölender Teenies, die aber auch ganz schnell zum Schweigen gebracht werden. Die Nacht, die Kälte, dieses Ausharrenmüssen sind mit Händen zu greifen.
So muss es den Jüngern damals auch gegangen sein.Als sich der große Ring aus Menschen geschlossen hat, beginnt ein loser Reigen aus Lesungen, Liedern, Gebeten und Stille. Währenddessen beginnt es im Osten zu dämmern, Vögel fangen an zu zwitschern, und nach und nach sind die Gesichter der Menschen im Kreis zu erkennen. Anni steht sehr nah bei mir und ist sehr still. Ich habe wieder ihre Hand gegriffen und unsere beiden verschränkten Hände in meine Jackentasche gesteckt.
Der Holzstapel wird angezündet. Es geht erstaunlich schnell, dass der ganze große Haufen in Flammen steht, sein Licht über unsere Gesichter und Gestalten flackern lässt und uns zumindest von vorne warm anstrahlt. Während wir dem Feuer dabei zusehen, wie es sich durch das Holz frisst, erzählen wahllos einzelne der Anwesenden, was ihnen Kreuz und Auferstehung bedeuten. Und schließlich werfen mehrere unserer Kursteilnehmer ihre selbst gebauten Kreuze ins Feuer, wo die Flammen sofort danach greifen und es verzehren.
Annis Hand zittert in meiner Tasche, bevor sie sie hervorzieht. Sie macht einen Schritt auf ihr Kreuz zu, bückt sich, greift aber nicht danach. Erst nach einer ganzen Weile hebt sie ihr Kreuz auf und geht auf das Feuer zu. Dann bleibt sie wieder stehen, lässt die Hände mit ihrem Kreuz sinken. Ich trete von hinten an sie heran und lege ihr einfach meine Hand auf den Rücken.
„Ich bin da, Liebes, und gebe dir Rückendeckung. Du schaffst das!"
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Was sich neckt, das hasst sich
General FictionÄhhh - heißt das nicht eigentlich: "... das liebt sich" ??? Eigentlich ... Aber nicht, wenn ein notorischer Mathemuffel mit Hang zum verbalen Kahlschlag kurz vorm Abitur auf eine Lehrerin trifft, die mit Liebe zur Mathematik und einer ausgesprochen...