Noch am Samstag Abend hat mich Sebastian angebimmelt.
„Antoine hat mir getextet, dass er der Projektgruppe geschrieben hat, und dass in dem Brief was für mich ist ..."
„Ist es auch. Das ist ein zweiter Brief an uns beide. Ich lese dir den einfach vor."
Ich grabe in meiner Tasche nach dem Brief und schüttele den Umschlag aus. Ich falte das zweite Blatt auseinander. Dann lese ich laut vor.Lieber Sebi, lieber Max!
Ich wollte das nicht an die große Glocke hängen, aber ich habe eine tolle Nachricht: ich darf an Weihnachten mittags für 24 Stunden raus und soll jetzt organisieren und plausibel begründen, wo ich Weihnachten feiern werde. Ich will NICHT zu meinen Eltern (das wäre auch zu weit). Und ich darf nicht alleine sein. Bleibt also übrig, dass ich bei einem Freund feiere und begründen kann, warum bei dem und keinem anderen. Da frage ich natürlich als erstes euch beide. Ich muss die Begründung spätestens nächsten Donnerstag abliefern und ein schriftliches Einverständnis von jemand Erwachsenem dazu.
Schafft Ihr das? Das wäre ganz klasse. Ich weiß, dass es bei Euch beiden auch nicht einfach ist, dass es vielleicht einfach nicht geht. Aber möglicherweise fällt Euch ja was ein. Danke, dass Ihr so treu für mich da seid.
Antoine
Sebastian schweigt einen Moment. Dann höre ich ihn erleichtert seufzen.
„Cool! Ich würde sofort hier schreien. Aber ich habe mit meinen Eltern verabredet, dass wir Weihnachten miteinander verbringen wollen. Das wird sowieso kitzlig, aber ob sie sich dann auch noch auf Antoine einlassen können ... keine Ahnung. Es soll für ihn ja auch schön sein und nicht krampfig."
Ich muss heimlich grinsen.
„Soso. Sebi. Klingt lustig ... Bei mir wäre es mit Sicherheit kein Problem. Aber ich bin bei Lasse ja selbst Gast. Irgendwie reinquetschen könnten wir ihn sicher, aber ob das dann schön wird? Und da sind die beiden Kleinen ..."
„Lass uns darüber weiter nachdenken. Ein paar Tage haben wir ja Zeit."
Und schon war das Wochenende wieder halb rum.Wir haben alle gleich am Sonntag mit unseren Familien konferiert, um für Antoine eine Lösung zu finden, damit er nicht an Heilig Abend in der Klinik sein muss. Moritz und Sebastians Eltern waren nicht wirklich begeistert von der Idee, einen Fremden aufzunehmen.
„Ausgerechnet an Weihnachten???"
blablabla ...
Bei Paul passt er einfach nicht rein, das sind eh schon so viele Leute in der Etagenwohnung. Also blieben Lasse und ich übrig. Wir haben mit Tante Jana und Onkel Thorsten hin und her überlegt, bis endlich der Groschen fiel.„Jungs, wir sind blind. Wir haben doch hier ein riesiges Doppelhaus. Jana und ich unterschreiben, dass wir Antoine offiziell hier aufnehmen. Und dann schlaft ihr gemeinsam drüben. An unseren Weihnachtsbaum passt problemlos noch einer dran, mit Geschenken sind wir eh immer ziemlich sparsam, so wird er sich nicht als Fremdkörper fühlen. Und alleine sein wird er drüben auch nicht. Vielleicht können die anderen ja am 24. mittags oder am 25. zum gemeinsamen Frühstück kommen. Dann seht ihr ihn alle und er euch. Wie wäre das?"
„Toll!"
Ich bin Onkel Thorsten spontan um den Hals gefallen.
„Na dann, lauft und sagt den anderen Bescheid!"
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Was sich neckt, das hasst sich
General FictionÄhhh - heißt das nicht eigentlich: "... das liebt sich" ??? Eigentlich ... Aber nicht, wenn ein notorischer Mathemuffel mit Hang zum verbalen Kahlschlag kurz vorm Abitur auf eine Lehrerin trifft, die mit Liebe zur Mathematik und einer ausgesprochen...