Am Mittwoch nach Pfingsten besteht Max zum Glück im ersten Anlauf die Fahrprüfung. Abends sind Max und Paul bei uns zu Hause eingeladen, und meine Eltern haben seeeeeehr geheimnisvoll getan vorher. Wir essen erst zu Abend, was uns drei ziemlich auf die Folter spannt. Nach dem Essen drücken uns meine Eltern dann drei Schlüssel zu einem Auto in die Hände. Wir haben ziemlich dumm aus der Wäsche geschaut, glaube ich.
„Äh. Papa, wofür sind diese Schlüssel? Die sehen anders aus als die zu Mamas Auto, das ich bisher immer gefahren bin."
„Das liegt daran, dass sie zu einem anderen Auto gehören. Wir sechs Eltern haben beschlossen, euch ein WG-Auto zu schenken. Wir haben eins mit viel Stauraum ausgesucht, damit ihr auch mit vielen Leuten mal für länger losziehen könnt. Die Versicherung teilen wir uns, zugelassen ist es auf mich, Sprit zahlt ihr selbst. Und wer es kaputt fährt, kauft ein neues."Sprachlos schauen Paul, Max und ich uns an. Ich finde als erster die Sprache wieder.
„Wie g..l ist das denn???"
Stille.
„Oh, sorry, Papa. Ich ..."
Aber meine Eltern fangen nur an zu lachen.
„Wir dachten uns, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, weil ihr ja am Anfang der Ferien nach Südfrankreich wollt. Und inzwischen sind glaube ich so viele mit von der Partie, dass ein Auto nicht mehr reichen wird."
„Stimmt. Wir dürfen nicht vergessen, Max, dass wir uns morgen Abend nochmal zur Planung treffen."
Stille.
Jetzt erst kommt bei mir so richtig an, was grade passiert ist, und ich falle meinen Eltern spontan um den Hals.
„Danke. Ihr seid die besten. Das ist soooo riesig!"Gemeinsam gehen wir nach draußen, wo in der Garage ein knallroter Combo auf uns wartet.
„Cool! Hoch, ewig viel Kofferraum, viel Beinfreiheit, aber nicht zu lang, um einen Parkplatz zu finden. Tausend Dank, ihr Verrückten!"
Max und Paul schwingen sich gleich auf ihre Räder.
„Danke fürs Abendessen. Und noch viel mehr danke für das Auto."
„Ich muss jetzt sofort nach Hause, um da auch gebührend danke zu sagen. Bis morgen, Moritz!"
Und weg sind sie.Am Donnerstag Abend treffen wir uns alle bei Sebastian und Antoine. Die haben sich in "Tanjas" Wohnung gut eingerichtet und eingelebt, Antoine hat tatsächlich einen Job als Französisch-Nachhilfelehrer, Sebastian arbeitet fast Vollzeit in der Gärtnerei, und mit der Hilfe von Sebastians Eltern können sie so sogar ein bisschen Geld zurücklegen. Das Verhältnis zwischen Sebastian und seinen Eltern hat sich nach Jahren des Desinteresses und Zwangs inzwischen deutlich verbessert. Entgegen aller Erwartungen haben Sebastians ruhige Entschlossenheit und auch seine Beziehung zu Antoine Türen geöffnet und dieser Familie eine neue Chance gegeben. Antoine ist glücklich, erleben zu dürfen, wie Familie auch sein kann. Und das verschafft ihm wiederum viel Klarheit für sich und Loslassen gegenüber seinen eigenen Eltern.
Fast gleichzeitig mit mir treffen auch Milly, Lore und Annika, Max und Lasse, Paul und dazu noch Alex ein. Alex war ja in der Survivalwoche mit Antoine auf einem Zimmer. Die beiden haben sich gut verstanden, und Alex hat dann auch ein bisschen was mitgekriegt. Also hat er gerne ja gesagt, als Antoine ihn gefragt hat, ob er mitkommen mag. Inzwischen wissen alle Teilnehmer unseres Urlaubs Bescheid, was Antoine nach Deutschland und dann in die Psychiatrie getrieben hat. Es ist nicht Thema, aber es tut ihm gut, dass wir das alle so selbstverständlich hinnehmen. Sein Leben hat sich endlich normalisiert.
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Was sich neckt, das hasst sich
General FictionÄhhh - heißt das nicht eigentlich: "... das liebt sich" ??? Eigentlich ... Aber nicht, wenn ein notorischer Mathemuffel mit Hang zum verbalen Kahlschlag kurz vorm Abitur auf eine Lehrerin trifft, die mit Liebe zur Mathematik und einer ausgesprochen...