Zum Glück hat Dr. Fahrendorf sich so energisch für Max eingesetzt. Seine Stimme war richtig furchterregend. Aber wir drei anderen sind dafür noch immer auf 180, als wir uns für die zweite große Pause treffen.
Wie kann es angehen, dass niemand dieses Weib dran hindern kann, so offen einen einzelnen Schüler zu schikanieren? Was ist der Grund, dass sie so siegessicher auftritt und sich völlig im Recht fühlt? Da muss jetzt Papa ran!
Lustlos kicke ich einen Stein beiseite, während wir auf Max warten.Kurz darauf kommt er zu uns an die Mauer geschlendert. Er hat sich einigermaßen beruhigt. Mit der Süß scheint es wieder besser zu laufen, nachdem sie sich am Montag ausgesprochen haben. Wir vier nehmen uns einfach wortlos in die Arme. Dann hocken wir uns auf die Mauer.
„Du, soll ich mal mit Papa reden? Er als Anwalt findet doch am ehesten raus, wie man die stoppen kann."
„Stimmt. Lasses Vater kann vielleicht doch noch was machen. Es kann doch nicht sein, dass im total überregulierten Deutschland eine so große Gesetzeslücke klafft, dass man sowas nicht unterbinden kann."
Moritz klingt genauso frustriert, wie ich mich fühle.
Max nickt nur. Und seufzt.
"Das hat er doch damals auch schon erfolglos probiert."
Nicht aufgeben, Max!Dr. Fahrendorf und Frau Tucher spazieren über den Hof, beide mit einer Stulle in der Hand. Sie bleiben in unserer Nähe stehen, ohne uns zu beachten. Wie auf Kommando halten wir alle die Klappe.
„Das, Jenny, war eine echte Lehrstunde als Antwort auf die Frage, warum Lehrer nicht verbeamtet werden sollten. Mit diesem Freifahrschein in der Tasche kann denen fast nichts mehr passieren. Aber selbst ohne das. Ich verstehe nicht, warum sie sich soooo verdammt sicher ist, dass sie mit allem durchkommt."„Sie macht so viel kaputt. Weil Max in dem LK von Antonia ist, weiß ich ein bisschen was mehr. Dem Jungen steht das härteste Jahr seines Lebens bevor. Er braucht jedes Gramm Kraft, um das Schuljahr zu schaffen. Auf der anderen Seite will er nicht, dass alle seine Lehrer eingeweiht werden. Er sagte, er wolle das selbst schaffen und nicht in Watte gepackt werden."
„Wenigstens hat er Antonia erlaubt, uns beide und Herrn Erdmann einzuweihen. Nach dem Ding heute ist das dringend nötig. Die Frau ist unberechenbar."
„Wie gings vorhin eigentlich alleine weiter?"
„Ich sag ja – sie fühlt sich dermaßen sicher, das ist nicht normal. Jeder andere von uns bekäme dafür einen Eintrag in die Personalakte. Sie hat nur einen Rüffel bekommen. Und dabei hatte ich das Gefühl, dass der Direx sich fast an seinen eigenen Worten verschluckt hat vor Wut, dass er nicht mehr machen kann. Dabei könnte er. Und müsste auch. Es ist alles so ... einerseits offensichtlich falsch und andererseits total nebulös. Das macht mich völlig irre.
Ich habe immer mehr Hochachtung vor Max. Ich freue mich richtig drauf, ihn bei dem Survival-Projekt näher kennen zu lernen. Das heute hätte er nicht tun müssen. Aber er hat gesehen, dass wir zu weit weg sind, und ist dann selbst hingerannt. Er fand helfen wichtiger, als selbst aus der Schussbahn und in Sicherheit zu sein. Das machen nicht viele!"Ob denen bewusst ist, dass wir zuhören? Max neben mir läuft grade dunkelrot an. Aber, hei! Soll er doch mitkriegen, dass er von vielen so hoch geschätzt wird.
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Was sich neckt, das hasst sich
General FictionÄhhh - heißt das nicht eigentlich: "... das liebt sich" ??? Eigentlich ... Aber nicht, wenn ein notorischer Mathemuffel mit Hang zum verbalen Kahlschlag kurz vorm Abitur auf eine Lehrerin trifft, die mit Liebe zur Mathematik und einer ausgesprochen...