082 ** Heilig Morgen ** Di. 24.12.2019

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Eigentlich weiß ich, dass ich zu früh aufwache, wenn ich zu früh ins Bett gehe

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Eigentlich weiß ich, dass ich zu früh aufwache, wenn ich zu früh ins Bett gehe. Eigentlich. Aber es wäre ja langweilig, würde ich aus meinen Fehlern lernen ... Es ist stockdunkel, mein Blick fällt auf den Wecker - 5.00 Uhr! Ich drehe mich zur Wand und versuche, wieder einzuschlafen.

Kannste knicken, Süße.

Ich dreh dir gleich den Hals um!

Um 5.30 Uhr sitze ich senkrecht im Bett und bin hellwach. Dann kann ich auch aufstehen. Leise, um Jenny nicht zu wecken, erledige ich meine Morgenroutine im Bad, ziehe mir aber noch Gammelklamotten an. Aufbrezeln werde ich mich erst bei Mama und Papa.

Zurück in meinem Zimmer schaue ich wieder auf den Wecker.
Na toll. Ich hab mir so viel Zeit gelassen. Und jetzt ist es doch erst 6.00 Uhr.
Mein Blick fällt aus dem Fenster.
Boah - alles weiß!
Ich laufe in die Küche und schaue runter auf die Straße. Die Bürgersteige sind jungfräulich weiß, und auch auf der Straße kann man noch zählen, wie viele Autos da in der Frühe schon langgefahren sind. Auf einmal kribbelt es mich - ich MUSS jetzt da raus in den Schnee! Ich ziehe mich ganz warm an, schlüpfe in meine dicken Boots, Mütze, Schal, Handschuhe und Winterjacke. Und dann beschließe ich spontan, dass ich jetzt die Tänzer zu Max bringen werde. Ich hab gestern eine unbedruckte Schachtel gefunden, in die die Figur mit etwas Polster genau reinpasst, dicke blaue Schleife drum - fertig. Ich greife mir die Schachtel, hänge noch ein kleines Schild mit „Max" dran und lasse sie in einer der großen Taschen meiner Jacke verschwinden.

Voller Vorfreude auf die jungfräuliche weiße Pracht da draußen rutsche ich das Treppengeländer runter. An der Haustür schlägt mir eisige Kälte entgegen. Ich ziehe meinen Schal hoch bis über die Nase. Es ist immer noch dunkel und vollkommen still hier draußen. Ich kann jeden Schritt unter meinen Schuhen hören, der Schnee knirscht ungewöhnlich laut. Ich liebe dieses Geräusch. Ich liebe es, die erste zu sein, die durch unberührten Schnee läuft. Ich laufe Schlangenlinien, große Loopings oder Zickzack, gehe kleine und große Schritte und freue mich bei jeder Straßenlaterne an dem glitzernden Weiß. Ich habe ja unendlich viel Zeit!

Als ich in Max Straße einbiege, werde ich wieder nervös. Schnell wechsele ich die Straßenseite. Ich lehne mich gegenüber des Doppelhauses im Dunklen genau zwischen zwei Laternen an einen Zaun und schaue die dunkle Fassade an.
Das ist also dein Zuhause. Da oben schläfst du grade. Und ich muss jetzt mutig sein, rüber gehen und irgendwie dieses Geschenk da ablegen. Damit du es findest.

Als ich mir grade einen Ruck geben will, über die Straße zu laufen, öffnet sich die Haustür. Ich drücke mich näher an den Zaun. Die Tür wird sehr leise wieder geschlossen, und der Mensch wendet sich auf dem Bürgersteig in die Richtung, aus der ich gekommen bin. Mir läuft trotz der warmen Klamotten eine Gänsehaut den Rücken runter. Denn DEN Gang kenne ich genau. Das ist Max' Bewegunsmuster. Das ist Max! Und auch er ist wohl ungewöhnlich früh aus dem Bett gefallen.
Aber wo will der hin? Und wie kommt es, dass wir beide um diese Uhrzeit unterwegs sind? Verrückt!

Was sich neckt, das hasst sichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt