Ich hatte ja gehofft, dass ich es in der Mathe-Klausur auf eine Vier schaffe, aber nach dem Vorfall mit der Hartmann und dem Brunner ging einfach gar nichts mehr. Also muss ich Papa irgendwie eine Fünf verkaufen. Hoffentlich zahlt er trotzdem weiter. Wenn Tanja erstmal weg ist, kann ich nicht mehr erwarten, dass sie weiter einen Anteil zahlt, sie hat dann ja eigene Lebenshaltungskosten. Meine Jungs haben mich getröstet und versucht, mich abzulenken. Aber ich war gestern Abend nicht mehr zu viel zu gebrauchen. Und heute Nacht hab ich von einem Mathemonster geträumt, das meine Tanzschuhe auffrisst.
Blooooß nicht darüber nachdenken!Heute Vormittag haben wir eine Einheit bei Freddy, dem Hausherrn hier. Ich konzentriere mich sehr, damit ich keine Zeit zum Grübeln habe. Er begrüßt uns gut gelaunt beim Küchengarten und führt kurz in den Vormittag ein.
„Guten Morgen, Leute. Wir starten sofort durch, sonst gibt's heute kein Mittagessen."
Ähhh ... bitte was???
Aber Freddy erklärt diese seltsame Aussage nicht sondern redet einfach weiter.
„Um in der Wildnis zu überleben, brauchen wir ein paar grundsätzliche Dinge. Habt ihr eine Idee, welche?"Bernd spult sofort ein paar Infos runter.
„Wasser. Sonst ist nach drei Tagen Schluss. Verdauliche Nahrung. Sonst ist nach zwei Wochen Schluss. Und Schutz vor Hitze oder Kälte. Sonst ist unter Umständen schon nach ein paar Stunden Schluss. Außerdem müssen wir uns vor ein paar Gefahren schützen, die uns sonst innerhalb von Minuten den Garaus machen können."
Allgemeines Gekicher wegen seiner pragmatischen Aufzählung.„Punktlandung. Wir fangen hinten an, weil wir da am schnellsten reagieren müssen. Was sind das für Gefahren?"
Ich denke zurück an den Erste-Hilfe-Kurs und melde mich.
„Je nachdem, in was für Gelände wir gestrandet sind, müssen wir uns den Verhältnissen und der Witterung anpassen. Wenn wir nicht mit Absicht und gut vorbereitet durch die Wildnis rennen, haben wir keine passende Ausrüstung dabei und müssen improvisieren. Also sollten wir als allererstes Ruhe bewahren, die Lage durchdenken und ... naja, zum Beispiel aus den Trümmern des Flugzeugs so viel wie möglich passende Ausrüstung, Werkzeug und sowas zusammenbasteln. Als mögliche Gefahren fallen mir ein: wilde Tiere mit null bis acht Beinen, feindlich gesinnte Menschen, Hitze, Kälte. Da ist dann zum Beispiel der Schlafplatz ganz wichtig. Muss ich mit Raubtieren rechnen oder ist alles nass, dann muss ich versuchen, irgendwie hoch in die Bäume zu kommen. Sind da Schlangen, helfen mir die Bäume überhaupt nichts. Feuermachen ist glaube ich für ganz vieles wichtig."„Gut. Fangen wir mit dem Feuer an. Wasser abkochen, Essen zubereiten, Tiere abschrecken, das Gelände erkennen, sich selbst wärmen. Ihr seht hier einige Haufen mit Steinen, Holz und Kleinkram. Welche Methoden kennt ihr, um ohne ein Zippo Feuer zu machen?"
Schnell tragen wir zusammen, was wir wissen. Feuer machen kann man aus Glut, mit einem Funken, durch Reibungshitze oder durch Bündelung der Sonnenstrahlen. Wir teilen uns auf und versuchen unser Glück. Es dauert eine ganze Weile, bis alle vier Feuerchen brennen.„So. Kochen ohne Töpfe und Pfannen. Wie geht das denn?"
Ratlos schauen wir in die Runde.
Lauter E-Herd-verwöhnte Zivilisationskinder ...
Einer hat mal was von im Feuer erhitzten Steinen gehört, eine andere schlägt vor, eine Feuerstelle mit Steinen auszukleiden, die Nahrung in große Blätter einzuwickeln und unter dem Feuer zwischen den Steinen zu garen. Aber Wasser keimfrei abzukochen, das sieht noch irgendwie anders aus.
Irgendwie ...
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Was sich neckt, das hasst sich
General FictionÄhhh - heißt das nicht eigentlich: "... das liebt sich" ??? Eigentlich ... Aber nicht, wenn ein notorischer Mathemuffel mit Hang zum verbalen Kahlschlag kurz vorm Abitur auf eine Lehrerin trifft, die mit Liebe zur Mathematik und einer ausgesprochen...