097 ** Frankfurt ** So. 5.1.2020

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Wie war das? Wir haben Ferien?Also: ausschlafen, nochmal rumdrehen, weiterschlafen, herzhaft gähnen, wieder einschlafen

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Wie war das? Wir haben Ferien?
Also: ausschlafen, nochmal rumdrehen, weiterschlafen, herzhaft gähnen, wieder einschlafen. Moritz, der auf dem Weg zum Bad ohne seine Brille über seine eigenen Füße fällt und dabei einen Höllenlärm macht, in Ermangelung härterer Gegenstände eine stinkende Socke an den Kopf werfen, nicht mehr einschlafen, schmollen. Moritz, der mich auslacht, durchkitzeln und so alle anderen auch noch wecken.
Jedenfalls so ungefähr ...

Frühstück in einer deutschen Jugendherberge – nach den Erzählungen unserer Eltern sind Jugendherbergen gleichzusetzen mit 10-Bett-Zimmern, durchhängenden Matratzen, ekligen Großwaschräumen, zu wenig Essen und zuviel Kamillentee. Nach dieser ersten Nacht können wir uns darüber nur wundern. Wir haben ein großzügiges 4-Bett-Zimmer für uns alleine, unser eigenes Bad, seeeehr bequeme Betten und finden im Speiseraum ein reichhaltiges abwechslungsreiches Frühstücksbuffet vor. Wir häufen uns die Teller voll und setzen uns an einen Tisch am Fenster mit Blick auf den Main und die Insel.

„Jungs, so lässt sichs leben. Unsere Eltern werden uns glühend beneiden. Aber was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Vormittag?"
Lasse schmeißt gleich wieder den inneren Reiseleiter an.
„Es gibt tausend Möglichkeiten.
Hier am Museumsufer ist viel Kunst, aber auch das moderne Museum für Kommunikation. Witzig klingt das Caricatura Museum für Komische Kunst. Es gibt das deutsche Filmmuseum und das Senckenberg-Museum. Im Senckenberg ist alles vom Urpferdchen bis zum aufgespießten Schmetterling – also Naturkunde. Was lacht euch denn am meisten an? Die Geschäfte sind zu, das Wetter ist bescheiden. Wir könnten einfach rumlaufen, und immer, wenn uns kalt ist, gehen wir ins nächste Museum."

Automatisch wandern unser aller Blicke aus dem Fenster.
Wenn es wenigstens schneien würde ...
Aber nein – es nieselt.
Das gibt hübsches Glatteis.
Moritz schüttelt sich.
„O.K. - das riecht nach Museum. Wo sind die nächsten?"
„Wenn wir auf unserer Seite am Main entlang gehen, kommen wir zu Kommunikation und Film. Da werden wir sicherlich Stunden drin zubringen können. Und dann halten wir wieder unsere Nase in den Wind und entscheiden weiter. Einverstanden?"

Satt und zufrieden gehen wir zurück aufs Zimmer, polieren unsere Knabberleisten, wickeln uns in ganz viel regendichtes Zeug und marschieren los. Wir machen das Beste aus dem garstigen Wetter, laufen unter Bäumen entlang, bewundern die Skyline von Mainhattan, zählen Enten im Fluss und huschen dann ganz schnell ins Filmmuseum rein. Zu unserer Freude gibt es eine Museumscard, mit der man ermäßigt gleich in mehrere Museen kommt, das nutzen wir natürlich aus.

Drinnen erwartet uns eine längst vergangene Welt aus der Zeit, als der Mensch erfand, die Realität im Bild festzuhalten und sie in Bewegung zu versetzen. Das Irre ist, dass zu den ganzen uralten Apparaten jeweils Neubauten da sind, an denen man selbst probieren kann, wie das funktioniert. Ich hatte nicht erwartet, dass ich hier etwas über den Aufbau unseres Auges und die Auswertung der Signale vom Auge im Gehirn erfahren würde. Wir sehen und hören Beispiele, wie Lichtführung, Ausschnitt, Geräusche und Musik unsere Wahrnehmung der Bilder beeinflussen. In einem Kino sehen wir zum Beispiel einen Film, wie ein „Geräuschemacher" einen Film „synchronisiert", also mit Geräuschen unterlegt, die das Gesehene erst realistisch erscheinen lassen. Und dieser Beruf wird auch so schnell nicht aussterben, denn immer mehr wird heute mit Animationen oder mit dem Green Screen gearbeitet, wo viele Geräusche gar nicht auf natürliche Weise entstehen und darum hinzugefügt werden müssen. Und natürlich stehen da einige Exponate wie „das Kleid von Mrs. X aus dem Film Y" in den Vitrinen, die mit Sicherheit auch von dem ein oder anderen angebetet werden.

Was sich neckt, das hasst sichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt