Jetzt langts mir aber. Dass Toni das letzte Mal sooo ausgeflippt ist, ist jetzt vier Jahre her. Ich glaub ihr ja, dass Max niedlich und unschuldig und einfach nur völlig verpeilt ist. Aber dass es Toni so mitnimmt, dass es all ihre Kraft absorbiert und ihre Schutzmauern einreißt, das geht einfach nicht. Ich weiß nur nicht, was ich jetzt machen soll. Wenn ich Toni richtig verstanden habe, weiß Max gar nicht, was damals war. Ob sie ihn damit auf Abstand halten, ihn schonen oder sich selbst eine Chance geben will, doch noch irgendwann mal den Kopf und diese verfluchte Stimme abschalten zu können – keine Ahnung. Jedenfalls ist jetzt genau das passiert, was sie verhindern wollte – das Grauen hat sich mit Max verbunden, obwohl der überhaupt nichts dafür kann. Es wird Zeit, dass sie da raus kommt.
Hoffentlich einigen sich die Schulleiter bald mal, wie sie es handhaben wollen ...Ich habe sie am Dienstag gezwungen, zu Hause zu bleiben und für den Rest der Woche die Nachhilfe abzusagen. Aber im Grunde schleicht sie noch immer rum wie eine Leiche. Sollte ich mit Max reden? Dann köpft sie mich. Sollte ich sie nochmal zu ihrer Therapeutin scheuchen? Das macht sie nie mit. Sollte ich die Eltern einweihen? O.K. - stop, ich bin keine Verräterin. Und mit Lennart darf ich auch nicht drüber reden, das wäre noch schlimmerer Verrat.
Ach, Toni. Könntest du jetzt bitte mal auf mich hören???Sorgen
Irgendwas ist anders. Meine Sportklausur ist geflutscht. Und da gings der Süß noch völlig gut. Aber am Dienstag war sie nicht da, die Klausuren haben wir von Frau Tucher bekommen. Seit gestern schleicht die Süß hier wieder durchs Gebäude – aber sie sieht aus, als hätte ihr jemand Vater und Mutter erschlagen. Sie zuckt dauernd zusammen. Die Pausenaufsicht war heute für sie ganz offensichtlich eine Tortur. Und ich habe keine Ahnung, warum. Aber da ich gestern nochmal nicht zur Nachhilfe kommen sollte – habe ich den Verdacht, dass das irgendwie mit mir zusammenhängt. Nur ich habe keine Ahnung, warum. Über die 9 Punkte in der Matheklausur kann ich mich jedenfalls kaum freuen, weil mich die traurigen Augen und die tiefen Augenringe von Frau Süß völlig irre machen.
Kurz entschlossen gehe ich nach den Sportstunden und dem Umziehen nochmal zurück in die Halle. Frau Süß ist noch da. Sie hat die Augen zu und Kopfhörer auf. Und sie bewegt sich – aber total zaghaft, ängstlich, schwankend, als würde sie gleich umfallen. Und als ich näher hinschaue, sehe ich, dass ihr unaufhörlich stumme Tränen übers Gesicht laufen.
Au weia!
Ich fühle mich total hilflos. Ich kann sie so nicht alleine lassen, eine Nummer von Frau Tucher habe ich nicht, aufscheuchen darf ich sie nicht, wer weiß, wie sie dann reagiert.
Das wäre ja bei mir dann auch so ...
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Was sich neckt, das hasst sich
General FictionÄhhh - heißt das nicht eigentlich: "... das liebt sich" ??? Eigentlich ... Aber nicht, wenn ein notorischer Mathemuffel mit Hang zum verbalen Kahlschlag kurz vorm Abitur auf eine Lehrerin trifft, die mit Liebe zur Mathematik und einer ausgesprochen...