Erwähnte ich bereits, dass ich Insekten hasse? Nicht? Gut, dann habe ich das jetzt nachgeholt. Dieser Penner von Can! Nur, weil er zu faul war, über einen morschen Baum drüberzusteigen, hat er den ruckartig zur Seite gerissen – und damit ein Wespennest zerrissen. Max ist in Sicherheit, Antoine kommt gut mit uns beiden klar, die Nacht ist überstanden, der Hunger ist erträglich, es ist nicht mehr so schwül wie gestern. Alles prima. Aber dafür hat jetzt unsere halbe Mannschaft Wespenstiche.
Bernd hat es am schlimmsten erwischt. Sein rechter Arm hat sieben Stiche abgekriegt und ist angeschwollen wie ein aufblasbarer Baseballschläger. Der Arm ist komplett unbrauchbar, die Schmerzen höllisch und sein Mut im Keller. Wir machen häufig Pausen und kühlen seinen Arm ausgiebig. Aber es ist eine ziemliche Tortur für ihn. Wir sind ganz unten in dem kleinen Tal, haben einen Bach durchquert und bewegen uns nun den Hang hinauf. Nach einer ganzen Weile scheint der Weg ebener zu werden, und Frau Tucher kündigt uns an, dass es nun nicht mehr weit ist.
„Schaffst du noch einen halben Kilometer? Es gibt nur noch ein Hindernis."
„Muss ja wohl, oder? Meine Füße laufen ja noch."
Immerhin grinst er noch, und genau wie Max hat er darauf bestanden, dass er nicht zum Arzt will.
Wir sind echt ein störrischer Haufen.Aber vorher müssen wir noch durch eine tiefe ausgetrocknete Rinne. Bernd macht eine Vollbremsung und wird weiß um die Nase. Klettern war das, was ihm am Schwersten fiel – und mit nur einem Arm? Antoines Augen huschen sofort den Berg hinauf. Er spannt sich wieder an.
„Kann da was kommen?"
Frau Tucher dreht sich zu ihm um.
„Nein, keine Sorge, der ist immer trocken."Der ausgetrocknete Bach hat sehr steile Ufer, und ich sehe sofort, dass Bernd da mit dem verbundenen Arm nicht durchkommt. Antoine schluckt, holt tief Luft, schließt die Augen, denkt angestrengt nach und geht zu Bernd. Es entstehen noch andere Gruppen, und alle beratschlagen, wie wir am besten rüberkommen. Das Ufer ist nicht so senkrecht, dass wir mit einem Dülfersitz runterkämen, zumal man dazu beide Arme braucht.
Schließlich einigen wir uns darauf, dass Milly, Can und Kolja sich gesichert einen Weg nach unten suchen, um eine flachere Stelle am „Ufer" zu suchen oder uns anderen dort Räuberleiter zu machen. Mit der Räuberleiter kommen alles Gepäck und alle Leute gut runter. Am Schluss stehen Antoine, Bernd, Moritz und ich noch da oben. Und Antoine übernimmt das Kommando.
„Könnten sich unten vier zur Räuberleiter aufstellen und alle anderen bereit sein, mich zu sichern? Ich habe allerdings die Bitte, dass ihr mich nur anfasst, wenn es unbedingt nötig ist. Versucht dann lieber, mir Bernd abzunehmen. Moritz und Paul, könntet ihr mich um diesen Felsen drumrum langsam abseilen?"
Alle nicken.
Aber Bernd kam noch nicht vor ...„So, Bernd, komm her."
Meine Augen weiten sich, als er in die Knie geht und ihm seine Hand hinhält.
„Antoine. Du bist verrückt!"
„Nein, bin ich nicht. Er klettert jetzt auf meinen Rücken, ihr beiden seilt mich ab, und unten wird Bernd mir abgenommen."
Ernst schaut er mir in die Augen.
„Ich bin im Rettermodus, da geht das. Aber nicht lange, also los!"
„Na gut."
Bernd tritt von rechts an ihn heran, damit er seine „gesunde" Hand auf Antoines linker Schulter abstützen kann, stellt einen Fuß auf sein rechtes, gebeugtes Bein und schwingt das andere um seinen Rücken. Er hält sich sofort fest.
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Was sich neckt, das hasst sich
General FictionÄhhh - heißt das nicht eigentlich: "... das liebt sich" ??? Eigentlich ... Aber nicht, wenn ein notorischer Mathemuffel mit Hang zum verbalen Kahlschlag kurz vorm Abitur auf eine Lehrerin trifft, die mit Liebe zur Mathematik und einer ausgesprochen...