Teil 1

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Sofy


Der Wecker riss mich aus meinem, nicht gerade erholsamen, Schlaf. 05:30 Uhr. Und wieder war da dieses Gefühl. Dieses Gefühl nicht aufstehen zu können, die Beine waren schwer und fühlten sich an wie Blei. Doch liegen bleiben war keine Option, ich hatte einen extrem wichtigen Auftrag, der erledigt werden wollte. Da war keine Zeit für so einen Kinderkram.
„Mach den Wecker aus, verdammt noch mal", schnauzte Timo, mein Freund, und riss mich damit aus meinen eigentlichen Gedanken. Ich seufzte und stellte den Wecker ab. „Menschen, die arbeiten gehen, können halt nicht den ganzen Tag im Bett liegen", murmelte ich genervt und setzte mich auf, rieb mir die Augen. „Und du kannst auch einfach mal Rücksicht auf mich nehmen und deinen Wecker abstellen oder auf dem Sofa schlafen", blaffte er mich an. So ging es mittlerweile seit Tagen. Egal was war, er hatte nichts Besseres zu tun, als mich so anzublaffen. Wir waren nach sechs Jahren wohl im Alltagstrott angelangt, genau dort, wo ich nie hin wollte. Aber eine Trennung kam für mich einfach nicht in Frage. Ich wollte nicht zu den Menschen gehören, die eine Beziehung wegen einer kleinen Krise gleich beenden. Und trotz allem liebte ich Timo ja. Da konnte ich mich doch nicht trennen. Meine Eltern bekamen glücklicherweise nichts mit, für sie war Timo ein Traum von Schwiegersohn und mir war klar, dass sie sich nichts Sehnlicheres wünschten als dass wir endlich heirateten und Kinder bekamen. Genau, wie meine ältere Schwester. Sie war bereits 30, seit vier Jahren verheiratet und hatte bereits zwei Kinder, wünscht sich aber noch ein drittes. Mein Bruder hingegen, war weder verheiratet, noch hatte er Kinder. Aber er hatte einen Lebenspartner und die Zwei waren so ziemlich das glücklichste Paar, das ich kannte. Es hatte lange gedauert, bis mein Bruder der Familie seinen Freund vorgestellt hatte. Aber alle haben sich einfach nur gefreut, in unserer Familie gilt im Prinzip, dass alles gut ist, solange man glücklich war. Eigentlich ein schönes Motto ... Nur leider ein Motto, welches ich momentan nicht mehr erfüllte. Ehrlich gesagt, fragte ich mich manchmal, wies es sich anfühlte, glücklich zu sein. Es wirkte so, als hätte ich dieses Gefühl vergessen oder ich war einfach nicht mehr fähig, dieses Gefühl zu fühlen.

Ohne etwas auf Timos Spruch zu erwidern, besiegte ich nun endlich meine schweren Beine und schaffte es tatsächlich mich aufzuraffen und aufzustehen. Ich verschwand im Bad und machte mich fertig. Auf Frühstück verzichtete ich, ich bekam ohnehin nichts herunter. Und Zeit hatte ich sowieso keine mehr, immerhin musste ich bis nach Hamburg fahren, denn dort unterstützte ich die Organisation eines kleinen 'Festivals'. Der Großteil war geplant, morgen sollte es losgehen und deshalb standen heute die letzten Organisationen an. Künstler einweisen beispielsweise. Es war bisher mein größter Auftrag und dabei musste einfach alles perfekt laufen, ich hatte mir sogar extra ein Hotel gebucht, damit ich morgen direkt sehr früh vor Ort sein konnte.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt