Sofy„Und wieso nicht?“, hakte mein Chef nach und ich konnte seinen Blick nicht ganz deuten, „Du kennst dich in dem Gebiet aus. Melina und du arbeiten so eng miteinander, dass das der logische Schritt ist.“ „Das ist es auch nicht. Ich hab da ganz andere Gründe, wieso das nicht geht“, entgegnete ich seufzend. „Was ist denn das Problem?“ „Es muss unter uns bleiben. Das musst du vorher versprechen!“ „Okay, okay. Verspreche ich!“, antwortete er und runzelte die Stirn. „Das ‚Problem‘ ist der Headliner …“, gab ich also zu. Nun schaute er noch verwirrter: „Inwiefern? Ihr kennt euch? Habt ihr Streit oder so?“ „Nein. Eher in die gegenteilige Richtung. Er ... ist mein Freund. Und ich hab keine Lust, auf irgendwelche Sticheleien oder sonst was“, gab ich also seufzend zu und André nickt. „Okay. Das kann ich verstehen und ich bin ja auch dafür, berufliches und privates strickt zu trennen. Danke, dass du so ehrlich warst. Ich werde wem anderes den Auftrag geben. Gibt es einen Grund, wieso das unter uns bleiben soll?“ „Ja. Ich meine, er ist ja schon recht bekannt inzwischen und ich bin niemand, der wirklich Lust auf Öffentlichkeit hat. Und wir sind auch noch nicht so lang zusammen. Danke für dein Verständnis.“ „Na klar. Dann wünsche ich dir die nächsten anderthalb Wochen einen schönen Urlaub. Ist die Hochzeit soweit geplant?“ „Ja. Es konnte heute so ziemlich alles geklärt werden mit der Location und der nächste Termin ist dann in drei Wochen. Habe auch alles abgearbeitet, was ich hatte.“ Mein Chef nickte und wir verabschiedeten uns dann wirklich.
Ich war doch ein wenig überrascht, dass ich wirklich so spontan Urlaub bekommen hatte. Vielleicht hatten meine Augenringe da auch einen Teil zu beigetragen. Irgendwie war ich auch dankbar, dass ich jetzt ab Montag anderthalb Wochen frei hatte. Ich wusste zwar noch nicht, was ich mit der freien Zeit anfangen sollte, aber ich hatte im Prinzip noch genug Bücher, die gelesen werden wollten.
Als ich zu Hause ankam, wollte ich auch sofort Wincent anrufen, entschied mich dann aber, ihm nur schnell eine Nachricht zu schreiben. Er saß jetzt bestimmt mit seinem Team zusammen und da wollte ich nicht stören. Also schrieb ich ihm, dass das mit dem Urlaub geklappt hatte und legte mich dann auch gleich schlafen. Ich war einfach so müde, dass ich nichts anderes mehr machen konnte.
Am nächsten Tag bereitete ich in der Agentur alles vor, sodass ich nach Feierabend beruhigt in meine freie Zeit gehen konnte. Heute schaffte ich es sogar, frühzeitig Feierabend zu machen, sodass ich mich schon darauf freute, endlich wieder zum Lesen zu kommen. Doch kaum war ich zu Hause, rief Wincent mich an. „Sag mal, kannst du hellsehen?“, begrüßte ich meinen Freund, als ich seinen Anruf annahm. „Was? Wieso?“, fragte er lachend. „Weil ich gerade nach Hause gekommen bin und zack, du rufst an“, antwortete ich, während ich aus den Schuhen schlüpfte und mich im Wohnzimmer auf die Couch fallen ließ. „Perfekts Timing würde ich sagen.“ „Natürlich. Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes?“, hakte ich neugierig nach. „Ich wollte nur deine Stimme hören, bevor ich auf die Bühne gehe.“ „Das klingt super süß, aber das ist doch bestimmt nicht alles“, antwortete ich lachend. „Na schön. Es ist ein Grund, aber ich hab noch einen anderen“, gab er nun zu. „Und der wäre?“ „Ich bleibe heute Nacht doch im Hotel. Morgen früh hol ich dich ab. Pack deine Tasche für 9 Tage“, erklärte er, wobei mich das eher noch mehr verwirrte. „Und wieso soll ich das tun?“ „Weil das deine Hausaufgabe bis morgen ist. Mehr sage ich dir nicht. Brauchst es gar nicht versuchen. Ich muss jetzt auch los, Amelie ruft schon.“ Das war nicht einmal gelogen, denn selbst ich hörte im Hintergrund Amelies Stimme. „Na schön. Dann viel Spaß auf der Bühne. Genieß es. Ich liebe dich“, antwortete ich. „Ich liebe dich auch. Freue mich schon auf morgen“, entgegnete er, ehe er auflegte.
Ich entschied, mir bequeme Sachen anzuziehen. Also schlüpfte ich in meine Jogginghose und zog mir eines von Wincents T-Shirts über. Dann begann ich meinen Koffer zu packen. Mich nervte es, dass er mir nicht mehr verraten hatte. Ich hasste Überraschungen.
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Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...